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PLANET/502: Warum gibt es so wenige Krater auf Titan? (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 5/13 - Mai 2013
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten
Warum gibt es so wenige Krater auf Titan?



Auf dem Saturnmond Titan wurden bislang nur wenige Krater entdeckt, die auf Einschläge von Asteroiden oder Kometen zurückzuführen sind. Ein Forscherteam um Catherine D. Neish am Goddard Space Flight Center der NASA in Maryland betrachtete nun die Eigenschaften dieser Einschlagnarben genauer. Die Untersuchung ergab, dass Titans Krater vor allem durch feinen Sand aufgefüllt werden, der durch Winde in der dichten Atmosphäre des Mondes verteilt wird. Für ihre Arbeiten griffen die Wissenschaftler auf die Radarbilder der US-Raumsonde Cassini zurück, die mittlerweile rund 50 Prozent der Oberfläche des größten Saturnmonds erfasst hat. Insgesamt stießen sie auf rund 60 Einschlagkrater. Dagegen weisen die kleineren, atmosphärelosen Saturnmonde tausende von Einschlagkratern auf.

Die Forscher um Neish möchten verstehen, inwieweit das Wettergeschehen auf Titan dessen Oberfläche verändert. Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem, der von einer dichten Atmosphäre umgeben ist und auf dem es Seen und Meere auf der Oberfläche gibt. Bei einer mittleren Oberflächentemperatur von -180 Grad Celsius bestehen diese aber nicht aus Wasser, sondern aus flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan und Ethan.

Neish und ihre Koautoren verglichen bei ihren Untersuchungen die Krater auf Titan mit denjenigen auf dem nur geringfügig größeren Jupitermond Ganymed. Letzterer besitzt keine Atmosphäre, welche die Krater verändern könnte. Es zeigte sich, dass die Krater auf Titan meist wesentlich flacher waren, im Mittel um mehrere 100 Meter im Vergleich zu gleich großen Strukturen auf Ganymed - ein Hinweis darauf, dass geologische Prozesse die Krater auf Titan auffüllen. Dadurch werden sie von der Oberfläche getilgt und erscheinen auch auf den Radarbildern nicht mehr.

Die Titanatmosphäre besteht zum größten Teil aus Stickstoff und enthält Spuren von Methan, Ethan und komplexeren Kohlenwasserstoffen. Methan ist jedoch durch die ultraviolette Strahlung der Sonne nicht stabil, seine Moleküle werden rasch in Bruchstücke aufgespalten. Diese reagieren miteinander zu immer größeren und massereicheren Molekülen. Sie schließen sich zu feinen festen Schwebeteilchen in der Atmosphäre zusammen und bilden ihre charakteristische, orangefarbene Dunstschicht. Schließlich werden die Partikel so massereich, dass sie auf die Oberfläche herabrieseln. Dort klumpen sie zusammen und bilden schließlich »Sand«, der von Winden über den ganzen Mond verteilt wird.


Neish, C.D. et al., Icarus 223, S. 82-90, 2013

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»Meteoritenkrater« bezieht sich auf den Artikel »Warum gibt es so wenige Krater auf Titan«: In dem Beitrag werden Möglichkeiten aufgezeigt, mit einfachen Mitteln Krater zu erzeugen und die auf diese Weise entstandenen Landschaftsformen zu kartografieren. Des Weiteren wird ein Blick auf die Vergangenheit der Mondoberfläche geworfen.
(ID-Nummer: 1156156)


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Mit der Radaranlage der Saturnsonde Cassini wurden diese beiden Einschlagkrater auf der Oberfläche des Mondes Titan aufgenommen. Im linken Teilbild ist der relativ frische Krater Sinlap zu sehen, rechts der weitgehend aufgefüllte Krater Soi. Beide sind etwa 80 Kilometer groß.

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Quelle:
Sterne und Weltraum 5/13 - Mai 2013, Seite 15
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2013