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ORNITHOLOGIE/161: Tankstelle an der Nordsee - Watt für Zugvögel (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009

Tankstelle an der Nordsee: Watt für Zugvögel

Von Peter Südbeck und Reno Lottmann


Niedersachsens Nordseeküste ist seit 1986 Nationalpark. Der Schutz der Zugvögel war von Anfang an ein entscheidendes Kriterium für die Begründung dieses Schutzgebietes. Die Wattgebiete als unersetzliche Nahrungshabitate und Rastplätze von internationaler Bedeutung wurden zum wichtigsten Teil des Nationalparks.


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Fährt man im September kurz vor Hochwasser beispielsweise an den Jadebusen-Deich bei Dangast, Schweiburg oder Sehestedt, kann man ein wundervolles Schauspiel erleben: Aus den Wattgebieten, die bei auflaufendem Wasser langsam überflutet werden und damit nicht mehr verfügbar sind, kommen Trupps von Watvögeln an die Wattkante oder an den Rand der Salzwiesen geflogen, um hier zu rasten und sich auszuruhen. Mal bestehen die Trupps nur aus wenigen Vögeln, mal finden sich Hunderte oder Tausende zusammen. Die Schwärme nähern sich im rasanten Flug, drehen ab, um kurz darauf erneut Kurs auf den zuvor anvisierten Platz zu nehmen. Bei jedem Richtungswechsel blitzen die hellen Unterseiten der Vögel regelrecht auf, sodass ein abwechselnd von hell nach dunkel springendes Lichtmuster entsteht. Die waghalsig erscheinenden Flugbewegungen zu verfolgen, den Vogelzug hautnah zu erleben, ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, ein überwältigendes Naturgefühl direkt vor dem Beobachter, direkt in sein Herz!


Ein Reich für Limikolen

Das Wattenmeer ist Limikolen-Land: Ein gigantisches Nahrungsangebot im Wattboden steht zweimal täglich, während der Niedrigwasserphase, zur Verfügung. Je Quadratmeter Wattboden können 20 bis 40 Wattwürmer Arenicola marina leben, bei der Wattschnecke gar bis zu 100000! Es wurde abgeschätzt, dass je Quadratmeter Wattboden zwischen 40 und 60 g Biomasse (Trockengewicht) zu finden sind - ein reich gedeckter Tisch für Millionen von Watvögeln. Je nach Lebensweise befinden sich die Beutetiere tief im Sediment, oberflächennah oder in den flach überstauten Prielen. Die Watvögel haben sich an diese Lebensweisen der Beuteorganismen jeweils angepasst, indem sie unterschiedlich lange Beine, lange Schnäbel sowie unterschiedliche Schnabelformen ausgebildet haben. Während Vogelarten mit kurzen Schnäbeln wie beispielsweise Regenpfeifer optisch agierende Jäger sind und Beute vor allem von der Oberfläche des Watts aufnehmen, suchen die langschnäbligen Arten, wie Großer Brachvogel oder Pfuhlschnepfe, die Tiere tief im Boden. Der Säbelschnäbler seiht mit seinem aufgeworfenen Schnabel im flachen Wasser. Aufgrund der kleinräumigen hohen Dynamik des Wattes, die erst bei genauem Betrachten überhaupt sichtbar wird, und den spezifischen Anpassungen der Vögel kommen diese Arten zum Teil direkt nebeneinander vor und können gemeinsam bei der Nahrungssuche beobachtet werden.


Tankstelle für Millionen

Wozu braucht ein Zugvogel das Wattenmeer?
Vergegenwärtigen wir uns dazu zunächst den Jahreslauf eines typischen Zugvogels des Wattenmeeres: der Pfuhlschnepfe. Pfuhlschnepfen brüten in zwei Populationen, eine mit Schwerpunkt in Nordskandinavien, die andere in Sibirien bis zur Taimyr-Halbinsel. Die sibirischen Vögel fliegen nach der Brutzeit ca. 4000 km nonstop ins Wattenmeer. Hier bleiben sie ca. einen Monat, um dann weiter in die westafrikanischen Winterquartiere zu fliegen. Auch diese Wegstrecke legen sie ohne Zwischenstopp zurück. Im nächsten Mai ziehen die Vögel zurück ins Wattenmeer, bleiben dort erneut etwa vier Wochen, um dann ins Brutgebiet weiterzufliegen. Dort angekommen, meistens in der ersten Junihälfte, erleben sie den ausgehenden Winter. Ein Großteil der Arktis ist nach wie vor vereist, die Vegetationsperiode hat noch nicht begonnen, das tierische Leben steckt noch im Winterschlaf. Dennoch müssen jetzt im kurzen arktischen Sommer sehr schnell Energie zehrende Verhaltensweisen durchgeführt werden: Revierbesetzung, Balz, Nistplatzwahl und schließlich die Produktion des Geleges. Wer früh kommt, hat die besten Chancen auf ein gutes Revier und damit auch die besten Aussichten in Bezug auf Bruterfolg und Überleben.

Für das Wattenmeer bedeutet dies, dass sich die Vögel in der jeweils sehr kurzen Zeit im Frühjahr und Herbst jeden Jahres von den langen Flugstrecken erholen müssen. Sie füllen Energievorräte am Körper (Fett) auf und nehmen Energieüberschüsse mit auf die lange Reise, damit sie in möglichst gutem körperlichen Zustand im Brutgebiet ankommen. Das Wattenmeer wird deshalb auch als "Tankstelle" auf dem ostatlantischen Zugweg bezeichnet.

Für die Pfuhlschnepfen ist es überlebenswichtig, in der kurzen Zeit im Wattenmeer optimal Nahrung aufzunehmen und als Fett in den Körper einzubauen. Pfuhlschnepfen fressen hauptsächlich Ringelwürmer des Wattes, nehmen aber auch kleine Muscheln oder Krebse, z. B. Garnelen auf. Dabei können die Vögel enorme Gewichtszunahmen realisieren. Die Pfuhlschnepfe mit einem Ankunftsgewicht von ca. 300 g kann dann pro Tag etwa 10 g an Gewicht zunehmen. Bei einem Mann von 80 kg würde dies eine Gewichtszunahme von mehr als 2,5 kg pro Tag bedeuten.

Die Nahrungsaufnahme in dieser Intensität erfordert umfangreiche "Umgestaltungen" des Vogelkörpers. So werden in dieser Phase der Magen-Darm-Trakt und die Verdauungsorgane vergrößert, um die viele Nahrung in Fett umsetzen zu können.

Voll mit Fett beladene Zugvögel tragen das Fett auch tatsächlich sichtbar am Körper. Pustet man das Brust- und Bauchgefieder zur Seite, so erscheinen dicke Fettpolster und der Brustbeinkamm, der bei Vögeln weit herausragt, weil dort die Flugmuskeln ansetzen, ist voll mit gelbem Fett belegt. Um diese Gewichtszunahme zu erreichen, wird annähernd die gesamte Niedrigwasserphase genutzt, um Nahrung aufzunehmen, dabei in Abhängigkeit vom Verlauf der Wasserkante an stets wechselnden Orten.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Rate der Gewichtszunahme im Wattenmeer eine große Rolle für den Bruterfolg in der Arktis spielt: ein gutes Beispiel für die ökologische Verknüpfung zwischen den Gebieten sowie für globale Bedeutung und Verantwortung!

Nach erfolgreichem Auffüllen der Energiereserven wird der Körper erneut umgebaut und auf die Anforderungen während des Zuges eingestellt: Die Flugmuskeln und das Herz werden verstärkt, der Magen-Darm-Trakt erheblich in der Größe reduziert. Aus Menschensicht erscheint es so, als ob jeglicher "Ballast" für den Zug abgeworfen werden soll. Nach Ankunft in den spätwinterlichen Brutgebieten muss dann zunächst der Verdauungstrakt rekonstruiert werden, bevor die arktischen Tundren ein reiches sommerliches Insektenleben als Nahrung bereitstellen.


Hohe Ansprüche

Ist bei Niedrigwasser alles darauf ausgerichtet, möglichst viel Nahrung und Energie aufzunehmen, ist dies bei Hochwasser gerade andersherum: Dann besteht das Hauptziel darin, möglichst keine Energie zu verlieren und die aufgenommene Nahrung optimal zu verarbeiten und umzusetzen.

Störungen der Ruhepausen können dabei zu erheblichen Energieverlusten führen: So ist z. B. bei Gänsen der Energieverbrauch durch das Fliegen bis zu zehnmal höher als während der Ruhephasen. Angesichts des engen Zeitfensters für die Anlage der erforderlichen Körperressourcen kann sich somit jegliche Störung direkt in verminderter Fitness bzw. sogar verminderten Chancen auf Bruterfolg und Überleben auswirken.

Ein intaktes Rastgebiet während der Hochwasserphase ist für die Zugvögel neben dem Nahrungserwerb also ein zweiter ganz wesentlicher Faktor, der das Überleben sichert. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer hat den größten Teil der bedeutenden Rastplätze der Zugvögel deshalb streng geschützt. Rastplätze befinden sich oft direkt am Übergang der Salzwiesen an das Watt, sie konzentrieren sich an den Ostenden der Inseln, die oft durch ausgedehnte Sandbänke, Primärdünenbereiche oder großflächige Salzwiesen charakterisiert sind. Im Zonierungssystem des Nationalparks sind diese Flächen häufig als Ruhezone ausgewiesen, als Flächen, die ganzjährig nur auf festgelegten Wegen betreten werden dürfen.

Neben den typischen Watvögeln gibt es natürlich eine Reihe von Zugvogelarten mit ganz anderen ökologischen Ansprüchen und Anpassungen. Besonders auffallend sind die arktischen Gänse, vor allem Ringel- und Weißwangengans, die in großen Anteilen von ihren Populationen am Wattenmeer Rast machen oder den Winter hier verbringen. Nahrung suchen die Gänse vor allem auf Grünlandflächen, oft auch hinter den Deichen, konzentrieren sich aber vor dem Abzug in die hocharktischen Brutgebiete gezielt auf die Salzwiesen am Wattenmeer.

Völlig anders hat sich dagegen die Eiderente eingenischt: Sie lebt von Muscheln, die sie bei Hochwasser vom Meeresgrund (Herzmuschel) oder von Miesmuschelbänken und -beeten hervorholt und dann in ihrem Muskelmagen knackt und verdaut.

Eine weitere Gruppe von Zugvögeln, die das Wattenmeer nutzen, sind Samen fressende Singvogelarten der Salzwiesen, allen voran Ohrenlerche, Schneeammer, Strandpieper und Berghänfling, die sich sehr stark an den Küsten in Deutschland konzentrieren und somit in besonderer Weise auf die Verfügbarkeit günstiger Rastgebiete angewiesen sind. Sie ernähren sich entweder von den Samen der Watt- und Salzwiesenpflanzen, z. B. frisst der Berghänfling hauptsächlich Quellersamen, oder im Falle des Strandpiepers von Flohkrebsen Orchestia gammarellus in den naturnahen Prielen unbeweideter Salzwiesen.


Leitlinie auf dem Durchzug

Der Nationalpark ist vor allem als Rastplatz von herausragender Bedeutung. Darüber hinaus bietet das Gebiet aber auch hervorragende Möglichkeiten durchziehende Vögel zu studieren. Für Seetaucher, Enten, Möwen und Seeschwalben liegt das Wattenmeer ebenso wie für Limikolen direkt auf dem Weg zwischen Brutplatz und Winterquartier. Sie ziehen, an manchen Tagen in großer Anzahl, die Küste entlang und nutzen dabei die wie eine Perlenkette aufgereihten Inseln als Leitlinie. Vor allem wenn der Wind vom Meer her weht, lassen sie sich vom Strand aus gut beobachten. Bei stürmischen Winden aus Nordwest können sogar pelagisch lebende Vogelarten wie Basstölpel und Sturmtaucher entdeckt werden.

Für einige Arten, wie z. B. den Sterntaucher und die Trauerente, stellt auch das Meer ein wichtiges Rastgebiet dar.

Vielen durchziehenden Singvögeln dient die Küste ebenfalls als Leitlinie. Neben den Inseln werden hierzu auch gerne Deiche genutzt. Besonders gut lassen sich die Vögel an exponierten Stellen beobachten. Auf den Inseln sind dies vor allem die Enden im Südwesten (Herbst) und Osten (Frühjahr), am Festland, z. B. der Küstenknick bei Schillig oder die Kugelbake in Cuxhaven. Wer den teilweise spektakulären Singvogelzug miterleben möchte, muss früh aufstehen: Der sichtbare Zug beschränkt sich in der Regel auf die ersten Morgenstunden, danach rasten die meisten Vögel und sind oft nur noch schwer zu entdecken.


Bestandsentwicklungen der Wattenmeervögel

Seit vielen Jahren werden regelmäßig Wasser- und Watvogelzählungen am Wattenmeer durchgeführt. Die Zählungen werden in Niedersachsen zu einem großen Teil von Zivildienstleistenden der Nationalparkwacht oder von den betreuenden Naturschutzverbänden durchgeführt, aber auch viele ehrenamtliche Zähler beteiligen sich oft über viele Jahre. Das Programm wird heute abgestimmt und koordiniert durch die einzelnen Wattenmeerstaaten und -länder. Dies geschieht im Rahmen des Trilateralen Monitoring- and Assessment Programs (TMAP), einem harmonisierten Umweltbeobachtungsprogramm zum Wattenmeer, welches seit fast 20 Jahren kontinuierlich über die Trends im Zustand des Wattenmeeres berichtet. Die ornithologischen Beiträge werden regelmäßig auf der Homepage des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats vorgehalten und aktualisiert (www.waddensea-secretariat.org/). Das niedersächsische Wattenmeer hat für eine Reihe von Arten eine sehr hohe Bedeutung als Rast-, Durchzugs- oder Überwinterungsgebiet. Dies sind Weißwangengans, Ringelgans, Brandente, Spießente, Eiderente, Austernfischer, Säbelschnäbler, Kiebitzregenpfeifer, Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Knutt, Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfe und Großer Brachvogel.

Die Bestände dieser Arten zeichnen sich dadurch aus, dass der gleichzeitig in Niedersachsen anwesende Maximalbestand mehr als 10 % der gesamten biogeographischen Populationsgröße umfasst. Hieraus leitet sich eine immense Verantwortung Niedersachsens für den Erhalt vor allem auch dieser Arten ab. Ihre Bestandsentwicklung ist über die letzten Jahre sehr heterogen: Während Weißwangengans, Ringelgans und Großer Brachvogel im Rastbestand in Niedersachsen zugenommen haben, gehen die Bestände bei Sandregenpfeifer, Brandente, Säbelschnäbler und Austernfischer zurück. Stabile oder stark schwankende Bestände wurden bei den übrigen Arten festgestellt.

Eine Erklärung für diese Trends ist nicht einfach, da sich in einem Gebiet von der Größe des Wattenmeeres die regionalen Verteilungsmuster häufig verschieben. So können die Bestände in einer Region zurückgehen, obwohl sie insgesamt zunehmen. Dies gilt z. B. derzeit für den Sandregenpfeifer in Niedersachsen. Bei allen Schwierigkeiten die Daten auszuwerten und zu deuten, lassen sich für viele Arten doch deutliche Trends herauslesen. Um einige Hinweise zu geben, sollen beispielhaft Trendkurven der Bestände von vier Arten vorgestellt werden, die ein Licht auf den Zustand der Zugvögel im Wattenmeer über die letzten 20 Jahre werfen:

Muscheln fressende Arten, vor allem der Austernfischer, gehen seit Langem im Rastbestand, aber auch bei den Brutvögeln stark zurück. Die Ursachen werden hier unter anderem in der intensiven Herzmuschel­fischerei in den Niederlanden gesehen, aber auch in sehr schlechten Nachwuchsraten der Miesmuschel in den 1990er Jahren, die auf die damals sehr intensive Miesmuschelfischerei zurückzuführen sind. Zudem können harte Winter mit Eislagen im Watt das Muschelangebot erheblich schmälern, was in solchen Jahren zu sehr hoher Wintermortalität bei den Austernfischern führen kann. In Niedersachsen regelt ein Bewirtschaftungsplan das Management zur Miesmuschelfischerei.

Es werden Zonen festgelegt, in denen keine Nutzung erlaubt ist. Angesichts erheblicher Schwankungen der Bestände ist dies alleine jedoch offensichtlich keine Garantie, dass es den Austernfischerbeständen gut geht. Zudem bleibt spannend zu beobachten, inwieweit die Pazifische Auster und die auf den Austernriffen siedelnden Miesmuscheln zukünftig in größerem Umfang zur Nahrungsbasis für Austernfischer im Wattenmeer werden können.

Stabile Bestände zeigen über die letzten 20 Jahre einige hocharktische Limikolen, wie die Pfuhlschnepfe. Beim Großen Brachvogel zeigen sich stark schwankende, im Mittel aber ebenfalls stabile Zahlen. Bei beiden Arten gibt es hingegen gegenläufige Trends in anderen Ländern am Wattenmeer: So nimmt die Pfuhlschnepfe in Schleswig-Holstein ab, während sie in den Niederlanden zunimmt. Welche Ursachen hierfür verantwortlich sind, konnte bisher nicht genau geklärt werden.

Klar im Anstieg begriffen sind einige herbivore Gänsearten des Wattenmeeres, allen voran die Weißwangengans und die Ringelgans. Schutz vor Verfolgung, Ausweitung der Brutgebiete in der Arktis, Schutz der Durchzugs- und Überwinterungsräume sowie ein nährstoffreiches Nahrungsangebot im küstennahen Binnenland sind die Faktoren, die für die erfreuliche Entwicklung angeführt werden können. Allerdings werden dadurch auch Diskussionen lauter, die Schäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen durch Gänse thematisieren. Die zum finanziellen Ausgleich eingeführten Vertragsnaturschutzansätze unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung und Optimierung, haben bislang jedoch nur zum Teil zu einer Beruhigung der Kontroverse geführt.


Zugvögel schützen

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist bemüht, die Anforderungen der Zugvögel an ihren Rast- und Überwinterungslebensraum vollständig zu sichern. Seit 1986 gibt es ein Zonierungssystem, das zu einer erheblichen Beruhigung der Rastgebiete geführt hat, auch wenn bei einer Größe von annähernd 2800 km2 eine vollständige Beruhigung des Schutzgebietes schwierig ist. Das Betreten der Wattflächen ist streng reglementiert und die das Watt stark schädigende Herzmuschelfischerei ist seit über zehn Jahren vollständig eingestellt. In den Salzwiesen wurde die landwirtschaftliche Nutzungsintensität sehr stark zurückgeführt, zum Vorteil von Strandpieper und Ohrenlerche, zum Nachteil vielleicht der Gänse, die kurze Vegetation bevorzugen. Das Schutzgebietsmanagement unterliegt dabei dem Motto der Nationalparks in Deutschland "Natur Natur sein lassen", was allerdings den gezielten Schutz besonders gefährdeter Arten in einigen Bereichen nicht ausschließt, insbesondere vor dem Hintergrund der Europäischen Vogelschutzrichtlinie.

Die kürzlich erfolgte Anerkennung durch die UNESCO zum Weltnaturerbegebiet unterstreicht nachdrücklich die Bedeutung des Wattenmeeres in seiner gesamten Ausdehnung, auch und vor allem für den Schutz der Zugvögel. Ohne Wattenmeer kein Ostatlantischer Zugweg, das Wattenmeer ist nicht ersetzbar!


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Informationen zum Thema:
Dierschke, J., R. Lottmann & P. Potel (2008):
Vögel beobachten im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Schriftenreihe Nationalpark Nds. Wattenmeer, Bd. 12.
www.nationalpark-wattenmeer.niedersachsen.de.

Peter Südbeck ist seit 2005 Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und war zuvor Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Niedersachsen.

Reno Lottmann ist selbständiger Illustrator und Grafiker im Natur- und Umweltbereich mit dem Spezialgebiet Ornithologie.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009
56. Jahrgang, August 2009, S. 294-199
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
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Internet: www.falke-journal.de

Erscheinungsweise: monatlich
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2009