Veterinärmedizinische Universität Wien - 04.08.2017
Saisonaler Effekt: "Winterkinder" sind kleiner als im Sommer geborene Fohlen
Jahreszeitliche Veränderungen beeinflussen Lebensweise, Stoffwechsel und
Fortpflanzung vieler Tiere. Auch bei Pferden zeigt sich eine saisonale
Abhängigkeit. Im Winter verändert sich selbst bei Hauspferden der
Stoffwechsel. Obwohl der Effekt bei Stuten bekannt ist, blieben
Auswirkungen auf trächtige Tiere und Föten bisher unerforscht. ExpertInnen
der Vetmeduni Vienna konnten nun erstmals beweisen, dass die Veränderungen
in kalten Monaten auch die Entwicklung der geborenen Fohlen beeinflussen.
Sie sind nach der Geburt kleiner und können diesen Unterschied über zwölf
Wochen im Vergleich zu den im Sommer geborenen Fohlen nicht aufholen.
Veröffentlicht in der Fachzeitschrift Theriogenology;
Fohlen, die im Sommer geboren werden, sind körperlich größer als der
im Winter geborene Nachwuchs.
Bild: © Juliane Kuhl/Vetmeduni Vienna
Jahreszeiten und der Tag-Nachtwechsel beeinflussen den Lebenszyklus vieler
Tierarten. Das betrifft Wildtiere, wie das Przewalski-Pferd, aber auch
domestizierte Pferde, bei denen die saisonale Anpassung noch genetisch
verankert ist. In den Wintermonaten reduzieren Pferde ihren Stoffwechsel,
auch die Wärmeproduktion und die ausgestrahlte Wärme verringern sich.
Obwohl saisonale Einflüsse auf Stuten schon in mehreren Studien gezeigt
wurden, waren die Auswirkungen auf die Trächtigkeit und damit Konsequenzen
für ungeborene Fohlen bislang unklar. ExpertInnen der Vetmeduni Vienna
bestätigten nun erstmals, dass Fohlen, die im Winter geboren werden,
kleiner sind als im Sommer geborene Pferde.
In den letzten Wochen vor der Geburt machen Pferdeföten den größten Entwicklungsschub durch. Dieser Zeitraum ist damit ein Schlüsselmoment für die Entwicklung der Fohlen. "Bei einem Geburtstermin in der kalten Jahreszeit liegt der Schluss nahe, dass sich der saisonale Einfluss, also die Stoffwechselumstellung der Stute, auch auf den Fötus auswirkt", erklärt Projektleiterin Christine Aurich.
Zur Bestätigung der Hypothese teilten die Forschenden 27 Stuten und ihre Fohlen am Graf Lehndorff Institut für Pferdewissenschaften, das von der Vetmeduni Vienna und dem Brandenburgischen Staatsgestüt gemeinsam geführt wird, nach Geburtszeitpunkt in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe hatte den Termin Februar bis Anfang März, die zweite März bis Anfang April und die dritte April bis Anfang Mai. Von allen Fohlen wurden körperliche Parameter, wie Gewicht und Größenmerkmale, erfasst. Zusätzlich wurde nach der Geburt die Plazenta gewogen und vermessen.
"Wir verglichen den Brustumfang, die Widerristhöhe, den Abstand vom Fesselgelenk zum Vorderfußwurzelgelenk und dann zum Ellenbogen, sowie die Länge des Kopfes vom Genick bis zur Nase. Anhand dieser Größenmerkmale zeigte sich eindeutig, dass die im Februar geborenen Jungtiere der ersten Gruppe kleiner waren, als die im Frühsommer geborenen", so Erstautorin Elisabeth Beythien. "Die "Winterkinder" hatten auch zwölf Wochen nach der Geburt diesen körperlichen Rückstand noch nicht komplett aufgeholt."
Beim Geburtsgewicht konnten die Forschenden dagegen keinen Unterschied feststellen, obwohl sowohl das Gewicht, als auch die Oberfläche der Plazenta der wintergebärenden Stuten geringer waren als die der anderen Tiere. "Der kleinere Mutterkuchen deutet die Stoffwechselumstellung an, die Versorgung der Föten scheint aber auch im Winter aufgrund des gleichen Körpergewichts absolut ausreichend zu sein. Die Plazenta ist damit zwar ein Faktor, aber nicht der einzige oder entscheidende", so Beythien. Auch die sogenannte Parität, die Geburtenzahl einer Stute, spielte keine Rolle. Der Effekt war auch bei erstgebärenden Tieren vorhanden.
Im Normalfall sind Wintergeburten eigentlich eine Seltenheit. Die meisten Stuten sind nur über einen begrenzten Zeitraum im Frühjahr und Sommer paarungsbereit. Dadurch erfolgen in der Natur die meisten Pferdegeburten erst in den wärmeren Monaten. Durch moderne Zuchtmethoden werden Wintergeburten aber vor allem bei Renn- und Sportpferden häufiger. Die genetisch verankerten saisonalen Änderungen kann man mit künstlichem Licht, hormoneller Behandlung aber auch bereits mit einer Optimierung von Fütterung und Haltung verschieben oder reduzieren. Das hat einen wirtschaftlichen Aspekt. "Auch wenn die Winterkinder mehr als zwölf Wochen brauchen, um im Vergleich mit den im Sommer geborenen Fohlen gleichzuziehen, so sind sie ihnen insgesamt Wochen oder Monate in der weiteren Entwicklung voraus. Dieses Zeitfenster kann vor allem bei Wettbewerben eine Rolle spielen, da alle Jungpferde, die im gleichen Jahr geboren wurden, auch in der gleichen Wertungskategorie antreten", erklärt Studienleiterin Aurich.
Einen Einfluss der Fütterung konnte das Forschungsteam ausschließen. Alle Stuten wurden während ihrer Trächtigkeit mit dem gleichen Futter und der gleichen Menge gefüttert. "Das bestätigt, dass die Stoffwechselumstellung saisonal und genetisch bestimmt ist, und die Nährstoffversorgung der Föten und damit die Auswirkung auf ihre Größe durch diesen Effekt bestimmt wird, so Beythien.
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der
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Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche
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gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna.
www.vetmeduni.ac.at
Service:
Der Artikel "Effects of season on placental, foetal and neonatal
development in horses" von Elisabeth Beythien, Christine Aurich, Manuela
Wulf und Jörg Aurich wurde in Theriogenology veröffentlicht.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0093691X17301875?via%3Dihub
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1560
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Mag.rer.nat. Georg Mair, 04.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2017
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