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ZOOLOGIE/917: Forscher untersuchen Machtkämpfe in Ameisenkolonien (idw)


Universität Regensburg - 14.10.2011

Die Königin ist tot - Lange lebe die Königin.
Forscher untersuchen Machtkämpfe in Ameisenkolonien


Ameisenkolonien können mehrere Königinnen haben. Dies gilt auch für die Ameisenart Leptothorax acervorum, die gerade in der nördlichen Hemisphäre sehr häufig anzutreffen ist. Unter extremen Umweltbedingungen kann sich allerdings die Hierarchie im Staat ändern: So weisen Völker in Zonen wie Alaska, dem Norden Japans oder in den Gebirgen Spaniens mitunter nur eine Königin auf. "Die Ameisen leben dort an hochgelegenen Gebirgshängen, was die Ausbreitung und Gründung neuer Kolonien erschwert. Unter diesen Umständen kann eine Kolonie nicht mehr als eine Königin versorgen", erklärt Jürgen Trettin vom Institut für Zoologie der Universität Regensburg. Nichtsdestotrotz werden auch hier zunächst mehrere Königinnen geboren und befruchtet. Wie die Königinnen in solchen Fällen um die Krone kämpfen, haben Trettin und seinen Kolleginnen und Kollegen untersucht.

Die Forscher haben dafür das Verhalten von zwölf Kolonien der Art Leptothorax acervorum in Spanien analysiert. Sie fanden heraus, dass ritualisierte Kämpfe zwischen den Königinnen die Rangfolge der Thronanwärterinnen untereinander klären. Dabei "boxen" die Königinnen mit ihren Fühlern auf die Rivalinnen ein und drohen mit ihren Kieferwerkzeugen. Die Siegerin wird von den Arbeiterinnen nicht nur bevorzugt behandelt, sondern aktiv unterstützt. Denn die Arbeiterinnen gehen nach den Kämpfen mit ihren Kieferwerkzeugen auf die unterlegenen Königinnen los und beißen sie in Beine und Fühler. Sie treiben die Verliererinnen sogar manchmal aus dem Bau; einige sterben infolge der tätlichen Angriffe.

Nach Ansicht der Wissenschaftler festigen die Arbeiterinnen auf diese Weise die Hierarchie in der Kolonie und ermöglichen das Überleben bei begrenzten Ressourcen. Wie die Arbeiterinnen die siegreiche Königin von den anderen unterscheiden, ist allerdings bislang noch nicht bekannt. Die Ergebnisse der Regensburger Wissenschaftler sind vor kurzem in der international renommierten Fachzeitschrift "BMC Ecology" erschienen (DOI: 10.1186/1472-6785-11-21).

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http://idw-online.de/de/institution87


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 14.10.2011
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2011