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MELDUNG/018: Wie Pflanzen sich abkühlen (FZ Jülich)


Forschungszentrum Jülich - 13. Juli 2010

Wie Pflanzen sich abkühlen

Forscher entdecken neuen Mechanismus zur Kontrolle des Wasserhaushalts von Blättern


Jülich, 13. Juli 2010 - Gerade bei sommerlicher Hitze müssen Pflanzen mit ihrem Wasser haushalten. Über verschließbare Poren, sogenannte Spaltöffnungen, an der Blattunterseite wird Wasserdampf kontrolliert nach außen abgegeben und der Wassertransport durch die Pflanze reguliert. Im renommierten Fachjournal PNAS (Early Edition) berichten Jülicher Forscher nun, wie die Spaltöffnungen auf Reize der Umwelt reagieren.

"Wir haben einen zentralen Mechanismen untersucht, wie die Pflanze mit ihrer Umwelt in Wechselwirkung tritt", sagt Dr. Roland Pieruschka vom Jülicher Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre. Zusammen mit Kollegen der Carnegie Institution in Stanford haben wir nun festgestellt, dass ein direkter biophysikalischer Prozess den Wasserhaushalt steuert, der von Photosynthese oder Sensorzellen unabhängig ist.

Fällt Sonnenstrahlung auf eine Pflanze, wird die Energie der Strahlung im Blattinneren absorbiert und auf das Blattwasser übertragen, so dass dieses verdunstet. Der Wasserdampf verteilt sich im hochporösen Blattinneren und kann an der Innenseite der Blatthaut (Epidermis) kondensieren und einen Mechanismus induzieren, der die in der Epidermis befindlichen Poren öffnet und schließt.

"Bislang ging man davon aus, dass Wasser vor allem direkt in der Kammer unter der Spaltöffnung verdunstet", erklärt Pieruschka. "Unser Ergebnis zeigt, dass das ganze Blatt die Energie aufnimmt, somit mehr Wasserdampf entsteht und die Spaltöffnungen wirklich nur die Tore nach außen sind."

Im Experiment haben die Forscher die Blätter von Sonnenblumen im Labor untersucht. Dabei untersuchten sie deren Reaktion auf Infrarot-Licht, also Wärmestrahlung, im Vergleich zum sichtbaren Licht, das die Pflanze auch für die Photosynthese nutzt. Für die Funktion der Spaltöffnungen war der Gesamtenergieeintrag des eingestrahlten Lichtes entscheidend.

Die Veröffentlichung bei PRL:
Pieruschka at al., Control of transpiration by radiation
www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0913177107

Webseite der Arbeitsgruppe:
http://www.fz-juelich.de/ibn/Ultra_High_Resolution

Pressemitteilung der Carnegie Institution for Science (englisch)
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2010-07/ci-pm070910.php


Das Forschungszentrum Jülich...
... betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie. Kombiniert mit den beiden Schlüsselkompetenzen Physik und Supercomputing werden in Jülich sowohl langfristige, grundlagenorientierte und fächerübergreifende Beiträge zu Naturwissenschaften und Technik erarbeitet als auch konkrete technologische Anwendungen. Mit rund 4 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, zu den größten Forschungszentren Europas.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Juli 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2010