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LABOR/066: Der magische Strohhalm - noch ein Seifenexperiment (SB)


SCHABERNACK UND EXPERIMENTE FÜR HOBBYALCHIMISTEN

Spiele mit Oberflächenspannung


Ein Tropfen Spülmittel am Finger reicht schon aus, magische Effekte mit Hilfe der Oberflächenspannung des Wassers zu erzielen. Mit diesem Prinzip wollen wir einen "echten" Zauberstab herstellen und jeden, der noch an Wunder glaubt, in Erstaunen versetzten.

Als Zauberstab wird ein Strohhalm (Plastikstrohhalm) präpariert, dessen eines Ende mit etwas Wasser befeuchtet wird. Anschließend taucht man ihn kurz in Kristallzucker, so daß ein paar Zuckerkörner im Innern hängen bleiben. Außen wird der Zucker vorsichtig abgewischt und der Halm dann zum Trocknen beiseite gelegt. Doch zuvor wird das andere Ende des Halms in ein Stück aufgeweichte Seife gedrückt, so daß auch hier ein bißchen in der Öffnung hängenbleibt, ebenfalls nicht sichtbar von außen.

Für die kleine Zauberei in der Wasserschüssel brauchen Sie jetzt nur noch eine Schale mit Wasser, in die zwei Zündhölzer geworfen werden, denen zuvor die Köpfe abgezwickt werden. Man läßt die beiden Streichhölzer nun parallel nebeneinander schwimmen.

Versammeln Sie Ihr Publikum, und führen Sie das Experiment vor. Dabei bleibt es ganz Ihrer Phantasie überlassen, ob Sie sich als großen Zauberer ausgeben oder ob Sie sich dazu eine rührende Liebestragödie mit Happy-End ausdenken - in jedem Fall führen Sie das seifenbewehrte Ende ihres magischen Stabs zwischen die beiden Streichhölzer, die daraufhin plötzlich auseinanderspringen, als wären sie lebendig geworden. Dann berühren Sie die Wasseroberfläche zwischen den beiden Hölzchen mit dem zuckrigen Ende des Zauberstabs - und schwubbs - treiben die beiden Hölzchen wieder aufeinander zu und vereinen sich in gewohnter Traulichkeit.

Wie konnte das geschehen?

Ganz recht, das hat etwas mit den "chemisch" präparierten Enden des magischen Strohhalms zu tun. Sehr effektvoll ist auch, wenn Sie anschließend einen Ihrer Freunde bitten, es Ihnen gleichzutun, wobei Sie ihm jedoch einen identischen aber unpräparierten Strohhalm geben.

Die Erklärung liegt auf der Hand: Die Spuren der Seifenlösung breiten sich blitzschnell aus und verringern dabei die Oberflächenspannung des Wassers zwischen den beiden Hölzchen. Jeweils auf einer Seite des Streichholzes bleibt der Zug der Oberflächenspannung in gewohnter Stärke und Richtung übrig, so daß die Hölzchen einen Impuls in diese Richtung erhalten und nach außen wegziehen.

Berührt man dagegen die Wasseroberfläche mit dem Zucker, der äußerst wasseranziehend (im chemischen Fachjargon: hygroskopisch) ist, wird die oberste, feine Wasserschicht, ein Chemiker würde sogar von den Oberflächenmolekülen sprechen, praktisch aufgesogen, wobei ein feiner Sog-Impuls in die umgekehrte Richtung gesetzt wird, der die Hölzchen wieder anzieht und vereint.

Hier nochmal die Dinge, die Sie für das Experiment brauchen:

Der magische Strohhalm

* zwei gleiche Strohhalme
* etwas Kristallzucker
* etwas Seife
* zwei Streichhölzer ohne Kopf
* eine kleine Wasserschüssel

Erstveröffentlichung 1989
Überarbeitete Fassung 9. Juni 2009