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RATGEBER/205: Deos - Warnung vor versteckten Antitranspirantien (SB)


Wie Poren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Schweißfalle geraten ...

Deosprays - TEST-bewährte Markenprodukte im Vergleich

Alternative: selbstgemachtes Körperspray und seine richtige Anwendung


Alle Jahre wieder, wenn die Temperaturen zu steigen beginnen, werfen die Körperpflegehersteller neue Deos auf den Markt. Ganz neu dieser Tage ist ein Produkt von Nivea mit dem vielversprechenden Namen "Pearl beauty" in dem, warum auch immer, Perlenextrakte verarbeitet worden sind. Letztlich mußten dafür sogar rare Meereslebewesen daran glauben, die diese Perlen als Reaktion auf künstlich eingebrachte Fremdkörper hervorbringen.

Obwohl es sich bei diesem Produkt eindeutig um ein Antitranspirant handelt - d.h. es wirkt nicht nur desodorierend (zu deutsch geruchsentfernend), sondern verhindert aktiv die Schweißsekretion -, wird dies auf der Packung nicht verzeichnet, sondern nur im Kleingedruckten darauf hingewiesen. Da das Mittel ansonsten zur besseren Hautverträglichkeit außer Pearls extra keinen Alkohol, keine Farbstoffe und keine Konservierungsmittel enthält und seine vermeintliche Hautverträglichkeit dermatologisch nachgewiesen ist, scheint diese Nachlässigkeit in der Kennzeichnung recht fatal, denn mit dem Hinweis, daß die Perlenextrakte bei rasierten Achseln für eine schöne Haut sorgen, werden dem Kunden Aluminiumhydrochloride untergejubelt, welche die Schweißsekretion dadurch hemmen, daß sie in den Poren künstlich kleine Entzündungen und Schwellungen verursachen, so daß kein Schweiß mehr durchkommt. Das wirkt zwar letztlich auch gegen den Geruch, ist aber alles andere als gut für die Haut. Da nützt es auch nichts, wenn die Gasmischung, die man sich auf die Haut sprüht, einen angenehm kühlenden Effekt hinterläßt.

Darüber hinaus bleibt der Geruch, der an einem den Tag über klebt, deshalb aufdringlich, zumal, wenn man die neutrale und angenehme, fast sprichwörtliche Niveafrische früherer blauweißer Produkte erwartet.

Nach diesen Erfahrungen mit einem Erzeugnis der jüngsten Generation von "Deo" genannten Antitranspirantien fragt man sich, was man von den in der jüngsten Zeitschrift "TEST" veröffentlichten Ergebnissen halten soll, die ja eigentlich zur Information und nicht zur Täuschung der Verbraucher gedacht sind. Auch darin werden nämlich Deos und Antitranspirantien willkürlich durcheinandergewürfelt und nach den gleichen Kriterien bewertet, obwohl echte Deos ursprünglich tatsächlich nur für ein kürzeres Desodorieren der Hautoberfläche des Achselraums gedacht sind. Vermutlich weiß inzwischen niemand mehr über diese beiden Unterscheidungskategorien so genau bescheid - umso peinlicher für die Experten von TEST, die sich mit einem Verzicht auf die sprachlich-sachdienliche Differenzierung unhinterfragt der trendgerechten Mode unterwerfen und den Werbefaktor "24-h-Frische" als feststehendes Testkriterium übernehmen, ohne die mögliche gesundheitliche Gefährdung mit zu berücksichtigen. Entsprechend nichtssagend, sprich herstellerfreundlich, ist auch das Ergebnis: "Test" hat in ihrer Maiausgabe 25 Duftstifte auf Wirkung und Verträglichkeit geprüft. 16 der Prüflinge erhielten ein "gut", sieben Deos wurden mit "befriedigend" bewertet und ein Produkt mit "ausreichend". Nur der Schweißhemmer "Rexona Activreserve Cotton dry" bekam die Note "sehr gut". Der Stick, im übrigen ein Antitranspirant, ist für durchschnittlich 2,05 Euro erhältlich. Auch 24 Stunden nach dem Auftragen schützt dieser Deostick noch vor Geruch. Ungeliebte Schweißflecken entstehen deutlich langsamer als bei anderen Deos.

16 weitere Deos - darunter auf Platz zwei und drei der duftenden Hitliste die Aerosolsprays "Fa seidig-sanft" für 1,50 Euro und "Tabac Original Anti-Perspirant" für sechs Euro - schnitten insgesamt gut ab. Billige Discounter wie Rossmann mit "Isana" und Norma mit "Elcurina" stehen hier in einer Reihe mit Markendeos von Nivea, Dove und Fa sowie teuren Apothekenprodukten wie Vichy.

Enttäuscht hätten nur wenige Deos: Adidas "Women", Bebe "Young Care" und Rexona "Girl" bewahren lediglich einige Stunden vor üblen Gerüchen. Ob es sich dabei um echte Deodorantien handelt, d.h. Mittel ohne die adstringierende und hautgerbende Aluminiumverbindung, wurde mit keinem Wort erwähnt, ist aber anzunehmen. Kein Wunder daß sie nur kurz wirksam sind, was ihnen hier allerdings angekreidet wird.

"Hidrofugal", ein Anti-Transpirant aus der Apotheke, schützt weder nachhaltig vor sauren Düften noch vor Schweißflecken. Der "CL Deo- Kristall Mineral Stick" für 3,25 Euro erzielte mit der Note 3,6 das schlechteste Ergebnis im Test. Sowohl Hidrofugal als auch CL verzichteten als ausgewiesene Antitranspirante auf Alkohol und Parfum. Da sie die Schweißbildung verhindern, wäre eine antibakterielle, desinfizierende oder desodorierende Wirkung auch gar nicht nötig bzw. völlig überflüssig. In dem Kommentar dazu heißt es:

Hautfreundlicher als andere Deos sind sie laut Stiftung Warentest trotzdem nicht. Alle Deos erhielten in diesem Prüfpunkt ein "sehr gut". Bei keinem einzigen traten Hautreizungen auf.
(AP, 18. Mai 2007)

Das bedeutet, weder die Probanden noch der begleitende Dermatologe stellten Rötungen, Brennen oder Jucken fest. Allerdings sollten aus zuvor erwähnten Gründen Menschen mit empfindlicher Haut alle Produkte dieser Art nur äußerst vorsichtig und sparsam auftragen.

Grund für die meisten Hautreizungen sind die Wirkstoffe, also Parfüms, Alkohol und Konservierungsmittel in echten Deodorantien, die nicht von allen Empfindlichen gleichermaßen vertragen werden, dagegen weisen die alkoholfreien Schweißstifte meist schweißhemmende, aber ebenso stark reizende Aluminiumverbindungen auf, und die sind eigentlich besonders schlimm.

Daß es sich bei fast allen getesteten Produkten um aluminiumhaltige Antitranspirantien handelt und die Begriffe heutzutage äußerst unpräzise gehandhabt werden, läßt sich auch aus dem kurzen Hinweis herauslesen, daß beim Benutzen eines Deodorants weiße Flecken auf der Kleidung auftreten. Die stammen nämlich nur von den Aluminiumsalzen, die gemeinsam mit dem Schweiß die hellen Rückstände auf den Kleidungsstücken bilden, die ebenso hartnäckig sind wie Schweißflecken selbst. Die Hersteller der Duftstifte empfehlen daher, die Flecken mit Essigwasser vorzubehandeln, bevor das Textil in die Waschmaschine gegeben wird. Genau das empfiehlt sich auch bei sauren Schweißflecken.

Auch gehen die Hersteller inzwischen alle davon aus, daß die Anwender von Deos ihre Achselhaare aus Hygienegründen entfernen. In rasierten Achseln haben die schweißzersetzenden, d.h. geruchsbildenden Bakterien weniger Chancen, sich einzunisten. Da die Haut nach dem Rasieren, oder schlimmer noch Epilieren, leicht reizbar ist, läßt sich das Deo erst am nächsten Tag wieder auftragen. Reiner, frischer Schweiß riecht übrigens nicht. Rasieren ist aber auch nicht für jeden eine Lösung, da die besonders empfindliche Haut in diesem Bereich durch die harten nachwachsenden Härchen stark irritiert werden kann.

Was statt dessen? Schweiß läßt sich nicht verhindern und die Zurückhaltung des Schweißes, wie es bei Antitranspirantien der Fall ist, kann letztlich bei ständiger Anwendung solcher Schweißhemmer sogar eine Überproduktion initiieren. Normalerweise sondert jeder Mensch etwa einen halben Liter Schweiß am Tag ab. Gerät der Stoffwechsel aus dem Takt, etwa bei Sport, Streß oder Hitze, können die Schweißdrüsen deutlich mehr Sekret produzieren. Und zu dieser Hochleistung werden sie durch Schweißhemmer angeregt, damit die natürliche Funktion der Hautkühlung gewährleistet werden kann. Bis zu zehn Liter fließen im Extremfall pro Tag.

Statt auf Antitranspirante zuzugreifen sollte man sich gründlich waschen. Vor allem dann, wenn es schon müffelt, helfen nur noch Wasser, Seife oder Duschgel. Wer bereits aufkommenden Schweißgeruch mit Deos oder Parfum bekämpft, riskiert Hautreizungen und überdeckt die sauren Dunstwolken nur kurzzeitig. Daher tragen viele Deos den Hinweis, sie nur auf frisch gewaschener Haut aufzutragen.

Wer es ganz natürlich möchte, und den hier erwähnten Deodorants, die eigentlich etwas ganz anderes sind, nun nicht mehr traut, mischt sich sein eigenes Körperspray, das nur leicht desodoriert, aber auf keinen Fall den Schweiß verhindert.

Zutaten für das Körperspray:

- 80 ml Hamameliswasser,
- 3 ml Borretschöl aus den
Samen des Gurkenkrauts Borretsch
- 5 ml Isopropanol.
- 5 ml Aloe-Vera-Konzentrat
- 5 ml Orangenblütenöl
- 2 ml Salbeiöl

eventuell:

- 5 Tropfen Parfümöl nach persönlichem Geschmack

Sämtliche Zutaten nacheinander in ein Gefäß geben: Das Aloe-Vera-Konzentrat soll die Haut bei der Bildung neuer Zellen unterstützen. Orangenblütenöl enthält das ätherische Öl Farnesol, welches bakteriostatisch wirkt, d.h. das Bakterienwachstum hemmt und somit die Zersetzung des Schweißes verhindert. Für eine weitere desinfizierende Wirkung des Deos gibt man 2 ml Salbeiöl hinzu. Zum Abrunden kann zuletzt noch, wer will, 5 Tropfen Parfümöl nach persönlicher Vorliebe hineinträufeln. Die Kräuter-Aloe- Hamamelismischung riecht allerdings auch ohne weitere Zusätze kräuterartig frisch und gesund.

Alles gründlich verrühren und in eine Sprühflasche füllen. Besonders praktisch sind Sprühflaschen, in denen sich durch Pumpen in der Flasche der notwendige Druck aufbaut. So sprühen sie auch dann, wenn man sie mit der Sprühöffnung nach unten hält. Sie lassen sich inzwischen fast überall erwerben, wenn man keine gebrauchte Sprühflasche auswaschen und wiederverwenden will.

Sollten sich an schweißtreibenden Tagen trotz dieser Anwendung Körpergerüche Bahn brechen, ist einfach häufigeres Waschen die gesündeste Lösung. Auch das selbstgemachte Körperspray kann mehrmals am Tag (nach dem Waschen!) angewendet werden. Bei allen vermeintlichen Testsiegern und denen, die es beinahe geworden wären, ist allerdings davon abzuraten.

30. Mai 2007