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RATGEBER/316: Kinderfragen (30) Warum ein Mückenstich juckt (SB)


KINDERFRAGEN 30

Warum juckt ein Mückenstich?


Wer fragt sich das nicht, wenn die Sommer - aber auch die Mückenplagezeit beginnt. Unerträgliches Jucken kann schon ein winziger, unscheinbarer Stich auslösen. In den meisten Fällen ist das auch schon das Schlimmste, denn die Mücken hierzulande sind für den Menschen großenteils harmlos.

Der lästige Juckreiz entsteht als allergische Reaktion der Haut. Genauer gesagt saugen Mücken nicht nur unser Blut, direkt nach dem Einstich injizieren sie über ihren Stechapparat ein Speichelsekret in die Haut, das die Gerinnung des Blutes verhindern soll. Auf diese Weise können die kleinen Parasiten in aller Ruhe und Bequemlichkeit das verflüssigte Blut trinken, bis sie satt sind. Ließe man sie das in Ruhe tun, dann wird auch das Sekret zum größten Teil wieder mit herausgesaugt und die Hautreaktion würde nicht ganz so stark sein. Doch wer ist schon zu dieser Selbstkontrolle fähig? Da der kleine Einstich durchaus als unangenehmer Pieks zu spüren ist, wird der Blutsauger reflexartig vertrieben, ohne sich sattgetrunken zu haben und das unbekannte Sekret bleibt drin.

Dies führt dazu, daß im Rahmen einer Sofortreaktion innerhalb von Minuten Histamine in der Haut freigesetzt werden. Das ist eine ganz normale Abwehrreaktion auf derartige, unbekannte Substanzen. Denn Histamine verursachen eine höhere Durchblutung, die den Fremdstoff abbauen und wegtransportieren soll, was leider aber auch mit Schwellung und Juckreiz verbunden ist. Es ist jedoch kein Gift, das die Mücken abgeben, wie man es beispielsweise von den giftspritzenden Wespen und Bienen kennt, wenn sie sich mit ihrem Stachel zur Wehr setzen.

In den meisten Fällen beginnt der Stich nach wenigen Minuten zu jucken. Wie lange es anhält, ist individuell verschieden und dazu haben selbst Wissenschaftler sehr unterschiedliche Theorien. Eine hängt, wie schon erwähnt, von der Menge des Sekrets ab, das in der Haut verbleibt bzw. überhaupt erst da hinein gelangt. Von der logischen Schlußfolgerung, daß die Mücke das Sekret mit ihrer Mahlzeit wieder aus der Einstichwunde herauszieht, abgesehen, könnte es nämlich ebenso entscheidend sein, die Mücke möglichst schnell zu verscheuchen, ehe sie die volle Ladung ihres Speichelsekrets ausstoßen konnte. Und schließlich gibt es von Mensch zu Mensch individuell verschieden starke allergische Reaktionen auf diesen Blutverflüssiger. Da sich das alles aber außerhalb unserer Kontrolle und jeden Zugriffs befindet (wer mißt schon die Zeit, wenn er mit dem Vertreiben des Ungeheuers beschäftigt ist), kann man einfach gar nicht sagen, woran es letztlich liegt, daß der eine Mensch mehr als der andere vom Juckreiz geplagt wird. Zumal ein vierter Faktor bisher noch nie wissenschaftlich erwägt wurde, daß die Mücken selbst zunehmend mit allergieauslösenden oder gar giftigen Umwelt-Substanzen oder auch mit Bakterien oder anderen Keimen in Berührung kommen können und auch diese bei dem engen Kontakt zur Haut übertragen werden und Hautreaktionen und sogar Krankheiten auslösen könnten. Und selbst da gibt es wieder individuelle Unterschiede, wie stark jeder einzelne auf Umweltgifte reagiert. Werden allerdings bakterielle Erreger übertragen, kann es bereits nach wenigen Stunden zu einer Erkrankung kommen.

Eines aber könne man nach Angaben von Experten ausschließen: Ob der Mückenstich nur eine Stunde oder mehrere Tage lang juckt, hängt nicht von der Mückenart ab. Die oft tagelang anhaltenden, juckenden Quaddeln nennen Mediziner "allergische Spätreaktion". Wer allerdings dem Reiz nachgibt und kratzt, verlängert mit ziemlicher Sicherheit das Leiden. Durch das Kratzen werden die Histamine großflächiger verteilt, der mechanische Reiz wird zusätzlich mit Abwehrreaktionen (weitere Histaminausschüttung, stärkere Durchblutung) beantwortet. Aber besonders unangenehm wird es, wenn durch die kleine aber doch offene Wunde des Einstichlochs Keime ins Gewebe gelangen, was zu einer Infektion mit all ihren unangenehmen Begleiterscheinungen führen kann.

Warum manche Menschen scheinbar von Mücken verschont bleiben, während andere besonders gern gestochen werden, hat man früher den Kindern gern mit dem süßen Blut erklärt, das die kleinen Stechinsekten besonders gerne trinken. Dieses typische Ammenmärchen kann man wohl als Erklärung ausschließen. Aber es gibt andere Vorlieben: So werden Mücken unter anderem durch Wärme angezogen. Sind also zwei Menschen in einem Raum, wird die Mücke denjenigen mit der höheren Hauttemperatur ansteuern. Frauen werden häufiger gestochen als Männer, denn ihre Haut ist wärmer. Kinder sind bei den lästigen Insekten aus demselben Grund sehr beliebt.

Der Geruch der Hautabsonderungen spielt bei der Wahl des Opfers ebenfalls durchaus eine Rolle. Neben der individuellen Komponente, der unterschiedlichen Zusammensetzung unserer eigenen Hautabsonderungen, wird dieser Geruch von der Ernährung beeinflußt. Die verbreitete Ansicht, man müsse nur viel Knoblauch zu essen, um die Plagegeister auf Abstand zu halten, ist allerdings ein Gerücht, das wir an dieser Stelle schon genauer erörtert haben. (siehe hierzu: RATGEBER/210: Schluß mit dem Gerücht - Knoblauch verjage Insekten (SB))

2. Juli 2010