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REZEPTUR/082: Schnelle Hilfe bei üblen Gerüchen im Kühlschrank


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Schnelle Hilfe bei üblen Gerüchen im Kühlschrank

Geruchsfilter auf Aktivkohlebasis


Mancher, der verderbliche Lebensmittel in den Kühlschrank gelegt und dann vergessen hat, war schon der Ohnmacht nah, als er nach kurzer Zeit gezwungenermaßen den Kühlschrank wieder öffnen mußte. Kühlschränke sind zwar dazu gedacht, den Prozeß des Verderbens, d.h. biochemische Abläufe in den Lebensmitteln, zu verzögern, vollständig aufhalten können sie den Verfall jedoch nicht. Die Tatsache, daß sämtliche chemische Prozesse, also auch schlicht: das Vergammeln, in der Kälte verlangsamt werden, heißt nicht, daß sie nicht doch - eben ganz, ganz langsam - stattfinden.

Genaugenommen gibt es dagegen nur eine Maßnahme, ein Kühlschrank muß regelmäßig - mindestens einmal im Monat abgetaut und vollständig mit heißem Wasser und einen Spülmittel gereinigt werden, um Mikroorganismen zu entfernen, die ihrerseits wieder neue Verfallsprozesse einleiten können und oft starke Geruchsbildner sind. Das bedeutet: eines oder mehrere ihrer Stoffwechselprodukte stört unsere Geruchsnerven empfindlich.

Wer seinen Kühlschrank auf diese Weise pflegt und entsprechend Lebensmittel fest und in sauberen Gefäßen verpackt hineinstellt, versehentlich herausgeschwappte oder verspritzte Speisereste sofort entfernt, wird wenig Probleme mit Fremdgerüchen haben. Dennoch gibt es auch Lebensmittel, die von sich aus stark riechen (wie Tilsiterkäse oder Zwiebeln) und von anderen geruchsabsorbierenden, offenen Kühlgütern und vor allem von offenen Lebensmittel (z.B. Milch) angenommen werden können und diese geschmacklich verändern. Das ist deshalb möglich, weil Gerüche letztlich durch verdampfende und sich in der Luft verbreitende Verbindungen entstehen, also kurzweg Stoffe oder Substanzen sind, die von einem Medium in ein anderes übergehen können. Für besonders flüchtige Verbindungen (z.B. ätherische Öle, aber auch die stark riechende Buttersäure) reichen nicht einmal gut schließende Gefäße aus. Sie sind so klein, daß sie durch jede mögliche Pore oder Lücke im Verschluß schlüpfen können.

Wer jedwede Geruchsbelästigung ausschließen will, kann deshalb mit einer einfachen chemischen Anordnung auftretende Gerüche einfangen, die sich im Kühlschrank breitmachen. Dazu benutzt man ein bestimmtes Absorbtionsmittel, das noch schneller als andere Lebensmittel die flüchtigen Geruchssubstanzen auffangen kann.

Als eines der besten Absorbtionsmittel in der Chemie ist hierfür die sogenannte Aktivkohle bestens geeignet. Sie wird z.B. in der Pharmazie u.a. deswegen bei Durchfall verwendet, weil sie die toxischen Substanzen der Bakterien auffängt und vollständig aufnimmt, die die Darmreizung verursachen. Unschädlich in Aktivkohle verkapselt können sie dann problemlos ausgeschieden werden. Aktivkohle wird allerdings zum großen Teil aus verkohlten Tierknochen hergestellt, was noch zu Zeiten der ersten BSE-Funde umstritten war.

Die Aktivkohle selbst hat eine riesige Oberfläche: Nur 6 g von ihr würden theoretisch eine Oberfläche so groß wie ein Fußballfeld ergeben. Die Oberfläche wird durch die besondere Struktur der Kohle, d.h. durch unzählige winzige Haarkanälchen noch in ihrer Saugkraft verstärkt. Dadurch kann sie mikroskopisch kleine Partikel wie Geruchsmoleküle absorbieren und dauerhaft festhalten.

Auf dieser Grundlage läßt sich ein Kühlschrank-Geruchsvertilger schnell selber herstellen. Dazu braucht man nur:

10 g gekörnte Aktivkohle
10 g trockenes Magnesiumchlorid (MgCl2)

außerdem:
- ein kleines verschließbares Schraubglas
- so etwas wie einen Dosenöffner
- oder ein Tee-Ei

Und so wird's gemacht:

In ein kleines verschließbares Schraubglas (Marmeladenglas) werden 10 g Aktivkohle eingefüllt. Am preiswertesten kauft man diese in einer Zoohandlung beim Aquarienzubehör, falls das nicht geht, läßt sie sich über die Apotheke beziehen. Magnesiumchlorid (aus der Apotheke) hinzugeben, das Glas verschließen und alles gut durchschütteln. Magnesiumchlorid verhindert, daß die Aktivkohle durch Aufnahme von Feuchtigkeit (die dann die Oberfläche besetzt) an Wirksamkeit verliert, zumal Feuchtigkeit in einem Kühlschrank reichlich vorhanden ist. Das hygroskopische (wasseranziehende) Magnesiumsalz zieht die Wassermoleküle aus der Luft, bindet sie und hält sie so von der Kohle ab.

Sind beide Komponenten gut vermischt, sticht man mit einem Dosenöffner oder ähnlichem Löcher in den Deckel. Statt des Marmeladenglases kann man auch ein ausgebrauchtes Tee-Ei mit der Körnermischung füllen. Dieses sollte jedoch so feine Löcher haben, daß die Aktivkohlekrümel nicht hindurchrieseln. Das Tee-Ei kann man anschließend sehr gut in der Ei-Ablage aufbewahren. Nach etwa 3 Monaten sollte die Mischung erneuert werden.

22. Februar 2007