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REZEPTUR/094: Hausmittel bei Sonnenbrand (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Schnelle Hilfe bei Sonnenbrand


Ja, ja, die liebe Sonnenflut tut heutzutage selten gut. Dabei galten Sonne und Luft zu früheren Zeiten als beste Schönheitsmittel, die sich wirklich jeder leisten konnte. Heute ist das vielerorts schon fraglich, trotzdem wollen die wenigsten auf die vermeintlich gesunde Sonnenbräune verzichten. Und so kommt es immer mehr auf die richtige Dosierung an.

Schon zu Großmutters Zeiten empfahl man denjenigen, die die Sonne als Schönheitsmittel nutzen wollten, zunächst mit Luft- und Schattenbädern zu beginnen. Das ist heute noch sinnvoll. Ohne entsprechenden Sonnenschutz sollte sich jedoch niemand länger als 15 Minuten der direkten Sonnenstrahlung aussetzen. Nach wie vor gilt die Regel, weniger ist mehr, d.h. man darf das Sonnenbad zwar täglich um wenige Minuten ausdehnen, doch je heller und empfindlicher die Haut, desto sparsamer sollte die Sonne einwirken.

Die pharmazeutische Industrie möchte zwar gerne die wachsende Hautkrebsstatistik zu einem kosmetischen Problem herunterspielen und bietet daher Produkte mit hochdosierten Sonnenschutzfiltern an, um an alte Zeiten anzuschließen, in denen das Sommerloch (Rückgang an Schnupfen- und Grippemitteln) durch den allgemeinen Sonnenhunger und die Fitneßwelle mit Schnellbräunern und Hautölen zu stopfen war. Doch die hohen Dosierungen an Zusatzstoffen, die im Vergleich zu früheren Präparaten das 10- bis 20-fache an Filtersubstanzen oftmals überschreiten, sind ebenfalls nicht ganz unproblematisch.

Neben vermehrt auftretenden allergischen Erscheinungen läßt sich bei diesen Konzentrationen nicht mehr klar erkennen, ob derart hochreaktive Strahlenfänger (die das UV-Licht absorbieren, d.h. in sich aufnehmen) in unmittelbarer Hautnähe nicht mehr schädlich als nützlich sind und wie sie auf das atmosphärische Sommer-Mix aus Ozon, UV-Strahlen und Umweltchemikalien reagieren. Deshalb sollte man Sonnenschutzmittel auf jeden Fall nach dem Sonnenbad gründlich mit lauwarmem Wasser abwaschen. Leider kann man überhaupt nicht mehr auf diese Mittel verzichten.

Daß die Sonnenbestrahlung differenzierter gesehen und die Gefahr ernster genommen werden sollte als zu früheren Zeiten, zeigen auch die UV-Indexzahlen, ein Service des Deutschen Wetterdienstes, der seit Mai 1995 besteht. An jedem Sommerabend gibt es eine Vorhersage über die UVB-Intensität der Sonnenstrahlung für den folgenden Tag. In Deutschland wird diese UVB-Intensität als UV-Index auf einer Skala von 1-10 angegeben.

Der UV-Index bezieht sich immer auf die Mittagszeit von 12-15 Uhr, wenn die Sonneneinstrahlung die höchste Kraft erreicht.

UV-Index über 9:
heißt extrem hohe UVB-Strahlung
gleichzeitig wird die folgende Empfehlung damit
verbunden: Keine Sonnenbäder, Aktivitäten im
Freien nur unter Beachtung des strengsten
Sonnenschutzes, der auch Gesicht, Nacken, Arme
und Beine umfaßt. Im Schatten bleiben.

UV-Index 7-8:
hohe UVB-Strahlung
Empfohlen wird, den Schatten zu suchen,
Sonnenbäder zu vermeiden, bei Aufenthalt in der
Sonne auf Lichtschutz durch Kleidung,
Sonnenbrille und Sonnenschutzmittel achten.

UV-Index 4-6:
mäßige UVB-Strahlung
Auch hier sollen ausgedehnte Sonnenbäder in der
Mittagszeit vermieden werden, und auch sonst auf
guten Lichtschutz und passende Kleidung
(insbesondere bei Kindern) geachtet werden.

UV-Index unter 4:
geringe UVB-Strahlung
Für diesen Fall wird keine Schutzempfehlung
ausgegeben.


Es handelt sich hierbei jedoch um Vorhersagen und Empfehlungen und nicht um feststehende Werte, so daß man sich am Ende und zur Zeit des Sonnenbades doch wieder auf sein Gefühl verlassen muß, und das ist oft trügerisch.

Wenn die Haut spannt und brennt, ist das ein sicheres Zeichen, daß es des Guten zuviel war. Zur Linderung empfehlen sich als Sofortmaßnahme verschiedene Hausmittel, die auch schon unsere Großmutter kannte. So kann man vorsichtige Einreibungen mit Zinksalbe vornehmen. Zink hat erst kürzlich durch seine heilenden Eigenschaften von sich reden gemacht. Zinksalbe kühlt und heilt die strapazierte Haut.

Bei leichten Rötungen wirkt Buttermilch Wunder, die man am Abend vor dem Schlafengehen auf die Haut tupft.

In südlichen Ländern wird reiner Zitronensaft empfohlen, den man möglichst bald auf die schmerzenden Stellen aufträgt. Für die Nacht läßt sich eine Buttermilchessenz bereiten, in der frische Salatgurkenscheiben eingeweicht werden. Die Milch wird vor dem Auftupfen (mit einem Wattebausch) von den Gurkenscheiben abgeseiht.

Buttermilch und Zitrone sind insofern keine schlechten Maßnahmen, als sie sofort das Milieu des hauteigenen Säureschutzmantels stabilisieren, der etwa einen pH-Wert von 4,5-5 besitzt. Wird der Säureschutzmantel angegriffen, z.B. durch Verbrennungsverletzungen, dann können sich eventuell Mikroorganismen einnisten und zu Entzündungen führen.

Ein englisches Hausmittel rät zur Einreibung mit Kuhmilch, in der ein Päckchen Bäckerhefe zerdrückt wird. Das Ganze wird als Lotion aufgetragen und dient der Kühlung. Ebenso hilfreich ist aber auch ein Umschlag aus frischer Sahne.

Alle diese Maßnahmen dürfen jedoch nur mit ganz frischen Zutaten eingeleitet werden (Reste sollte man nicht aufheben). Schwere Sonnenschäden kann man damit jedoch nicht beeinflussen, sondern höchstens den akuten Schmerz lindern und die begleitende schnelle Alterung der Haut, den Feuchtigkeitsverlust und somit die Bildung von Schwielen, Falten und Runzeln aufhalten.

Sind größere Flächen von der Rötung betroffen und geht der Schmerz über ein leichtes Ziehen und Brennen hinaus, sollten Sie auf jeden Fall den Arzt aufsuchen. Einen echten Sonnenbrand darf man nicht auf die leicht(gerötet)e Schulter nehmen!

Hier nochmal ein paar Notizen für den Einkaufszettel

I Englisches Rezept:
- 250 ml Kuhmilch
- 1 Paket Bäckerhefe

II Für die Nacht:
- 250 ml Buttermilch
- 1/4 Salatgurke (in Scheiben)

III Sahneumschlag
- ein Töpfchen Schlagsahne

IV Tip aus dem Land, in dem die Zitronen blühen:
- eine Zitrone

15. August 2008