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MELDUNG/376: Wiederholte Buschbrände in der kreidezeitlichen Bahariya-Formation nachgewiesen (idw)


Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen - 26.08.2019

Bei Dinos hat's gebrannt -
Wiederholte Buschbrände in der kreidezeitlichen Bahariya-Formation nachgewiesen


Frankfurt, 26.08.2019. Senckenberg-Wissenschaftler Dieter Uhl hat mit ägyptischen und brasilianischen Kollegen Holzkohlereste in den kreidezeitlichen Sedimentschichten der Bahariya-Formation nachgewiesen. Die Forschenden zeigen, dass es in der - für ihre einzigartigen Dinosaurierfunde bekannten - Lokalität wiederholt zu großen Bränden gekommen ist. Sie schlussfolgern, dass solche Paläo-Feuer während der Kreidezeit auf dem Gondwana-Kontinent keine Seltenheit waren. Die Studie erscheint heute im Fachjournal "Journal of Palaeogeography".

Vor gut hundert Jahren entdeckte ein Grabungsteam, unter ihnen der bekannte deutsche Paläontologe Karl Heinrich Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach, etwa 340 Kilometer von Kairo entfernt in der ägyptischen Sahara zahlreiche Skelette von großen Dinosauriern. Später beschrieb von Reichenbach eines der bislang unbekannten Fossilien als Spinosaurus. "Der Spinosaurus und weitere spektakuläre Dinosaurierfunde haben die sogenannte Bahariya-Formation weltberühmt gemacht!", erklärt Prof. Dr. Dieter Uhl vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und fährt fort: "Weit weniger bekannt sind die zahlreichen Pflanzenfossilien, die sich ebenfalls in den kreidezeitlichen Sedimentschichten finden lassen."

Uhl hat sich nun mit einem internationalen Team auf die Suche nach solchen Pflanzenfossilien gemacht - "genauer gesagt nach den Pflanzenresten, die nach einem Feuer übrigbleiben", ergänzt er. In sechs Gesteins-Horizonten wurden die Geowissenschaftler fündig: Insgesamt 50 Proben von Holzkohleresten konnten sie der etwa 100 bis 93 Millionen Jahre alten Gesteinsabfolge entnehmen. Damit erbringt das Wissenschaftlerteam den ersten Nachweis von Paläo-Bränden in der ägyptischen Fundstelle und den erst vierten Beleg für Brände auf den Gondwana-Kontinent in der Zeit des Cenomans, der untersten Stufe der Oberkreide.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Brände in Nordafrika während des Treibhausklimas in der Kreidezeit keine Seltenheit waren und großen Einfluss auf das damalige Ökosystem hatten. Wir haben sowohl Farnüberreste, als auch Rückstände von nacktsamigen und bedecktsamigen Pflanzen gefunden - das spricht dafür, dass verschiedene Vegetationstypen von den Feuern betroffen waren", erläutert Dr. Haytham El Afty, Erstautor der Studie von der Mansoura Universität in Ägypten.

Laut der Studie sind insbesondere die identifizierten Farne leicht entflammbar und können eine schnelle Ausbreitung des Feuers bewirken - der höhere Sauerstoffgehalt in der kreidezeitlichen Atmosphäre begünstigt zusätzlich das Auftreten großer Feuer.

Auch die im Ökosystem lebenden Dinosaurier, wie der fleischfressende Spinosaurus, waren wahrscheinlich von diesen weitflächigen Bränden betroffen. "Ob sie direkt durch das Feuer, die Rauchentwicklung oder die enorme Hitze beeinträchtigt waren oder sich die Brände nur indirekt durch die Zerstörung der Vegetation auf die großen Reptilien auswirkten ist bislang aber nur Spekulation", schließt Uhl.


Originalpublikation:
Haytham El Atfy, Tarek Anan, André Jasper & Dieter Uhl (2019):
Repeated occurrence of palaeo-wildfires during deposition of the Bahariya Formation (early Cenomanian) of Egypt
Journal of Palaeogeographyvolume 8, Article number: 28.
DOI: https://doi.org/10.1186/s42501-019-0042-6

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution639

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 26.08.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2019

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