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WETTER/093: Deutschlandwetter im Juli 2009 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 30. Juli 2009

Deutschlandwetter im Juli 2009


Ein Monat wie eine Achterbahnfahrt

Offenbach, 30. Juli 2009 - Hochdruckgebiete konnten sich im Juli 2009 in Deutschland nie für mehrere Tage halten. Charakteristisch waren stattdessen Tiefausläufer mit teils heftigen Schauern und Gewittern. Die zahlreichen Niederschläge ließen den Monat zu nass ausfallen. Trotzdem fiel der Juli insgesamt recht warm aus und auch die Sonne kam nicht zu kurz. Diese Bilanz zog der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch nach ersten Auswertungen der Daten seiner rund 2 100 Messstationen in Deutschland.

Temperaturen im stetigen Wechsel

Der Juli 2009 verlief deutschlandweit mit durchschnittlich 18,0 Grad Celsius (°C) um 1,1 Grad zu warm. Ständige rasche Wechsel zwischen schwül-warmer oder heißer Luft und kühler Meeresluft kennzeichneten den Monat. Nach sehr warmem Beginn sank das Quecksilber am 10. in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge auf 3,4°C und am 12. in Oberstdorf auf 4,3°C. Am 17. zeigte das Thermometer im Osten wieder verbreitet mehr als 30°C, z.B. in Genthin nordöstlich von Magdeburg 32,7°C. Nur einen Tag später lag die Höchsttemperatur in Teilen Oberbayerns kaum über 10°C und die Null-Grad-Grenze sank vorübergehend unter 2000 m. Bereits am 23. wurden die gleichen Gebiete von subtropischer Heißluft erfasst und das Quecksilber schnellte auf weit über 30°C empor, mit einem Spitzenwert von 37,0°C in Piding bei Bad Reichenhall.

In ganz Deutschland recht nass und zahlreiche Starkregenfälle

Mit etwa 104 Litern pro Quadratmeter (l/m²) übertraf der Juli in Deutschland sein Regensoll von 78 l/m² um 34 Prozent. Damit lag die Julimenge zum dritten Mal in Folge über dem langjährigen Klimawert. Immer wieder befanden sich Tiefausläufer über Deutschland, die schwül-warme und kühlere Luftmassen voneinander trennten. In ihrer Nähe traten häufig schwere Gewitter mit extremen Starkniederschlägen auf. So meldeten am 2. Bad Kohlgrub-Rosshof in Oberbayern 94,6 l/m², am 3. Sigmaringen-Laiz 72,6 l/m², am 4. Feldberg in Mecklenburg-Vorpommern 92,8 l/m² und am 17. Sigmarszell-Zeisertsweiler nordöstlich von Lindau 68,0 l/m². Örtlich waren die Gewitter auch von starkem Hagelschlag begleitet, wie z.B. am 3. in Essen, als sich die Eiskörner dezimeterhoch in den Straßen auftürmten.

Im Norden erneut mehr Sonnenschein als im Süden

Bei der Sonnenscheindauer wurde in Deutschland der Klimawert von 209 Stunden genau getroffen. Wie bereits in den Vormonaten, so lag auch im Juli der Norden gegenüber dem Süden und der Mitte eindeutig im Vorteil. Vor allem an der Ostseeküste meldeten die Stationen diesmal mehr Sonnenschein als alle übrigen Regionen. So belegte Arkona auf der Insel Rügen mit ungefähr 266 Stunden den Spitzenplatz, während Oberstdorf im Allgäu mit 165 Stunden das Schlusslicht bildete.

Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2009
(In Klammern stehen jeweils die die vieljährigen Mittelwerte)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Mit durchschnittlich 17,9°C (16,3°C) gehörte Schleswig-Holstein zu den kälteren Bundesländern; in Hamburg lag die Temperatur mit 18,6°C (17,0°C) etwas höher. Die mittlere Regenmenge betrug in Schleswig-Holstein 97 l/m² (78 l/m²), in Hamburg 106 l/m² (76 l/m²). Mit 228 Stunden (213 Stunden) war Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern und zusammen mit Brandenburg das zweitsonnenscheinreichste Bundesland. In Hamburg wurden 216 Stunden (203 Stunden) verzeichnet.

Niedersachsen und Bremen: Bremen kam im Juli auf ein Temperaturmittel von 18,3°C (16,9°C), Niedersachsen auf 18,0°C (16,7°C). Die Niederschlagsmenge lag in Niedersachsen bei 95 l/m² (73 l/m²), in Bremen bei 113 l/m² (74 l/m²). In Niedersachsen mit 217 Stunden (193 Stunden) und in Bremen mit 214 Stunden (193 Stunden) wurde das Sonnenscheinsoll deutlich überschritten.

Mecklenburg-Vorpommern: In Mecklenburg-Vorpommern war der Unterschied zwischen der Durchschnittstemperatur von 18,5°C und dem Mittel (16,8°C) am größten. Die Niederschläge übertrafen mit rund 84 l/m² das Soll (65 l/m²) um 29 Prozent. Allein am 4. fielen in Feldberg südöstlich von Neubrandenburg 92,8 l/m², während im 50 km entfernten Waren an der Müritz im ganzen Monat nur 38 l/m² zustande kamen. Die Sonnenscheindauer lag im sonnenscheinreichsten Bundesland mit 233 Stunden um 2 Prozent über dem Schnitt (229 Stunden). In Arkona im Norden von Rügen schien die Sonne mit 266 Stunden am längsten.

Brandenburg und Berlin: Berlin mit 19,6°C (18,3°C) und Brandenburg mit 19,2°C (17,9°C) zählten im Juli zu den wärmsten Bundesländern. Bei den Monatssummen des Niederschlags belegten Brandenburg mit 76 l/m² (54 l/m²) und Berlin mit 59 l/m² (53 l/m²) dagegen die hinteren Plätze. In Heckelberg nordöstlich von Berlin wurden allein am 4. des Monats 86,2 l/m² gemessen, in Berlin-Schönefeld dagegen im ganzen Juli nur 38 l/m². Die Sonnenscheindauer betrug in Brandenburg 228 Stunden (221 Stunden) und in Berlin 223 Stunden (225 Stunden).

Sachsen-Anhalt: Hier lag die Monatstemperatur bei 18,9°C (17,6°C). Mit 76 l/m² fielen im Juli reichlich 141 Prozent des vieljährigen Klimawertes (54 l/m²). Die Sonne schien im Juli im Durchschnitt 217 Stunden lang (204 Stunden).

Sachsen: Die Mitteltemperatur lag bei 18,4°C (17,2°C). In Deutschneudorf-Brüderwiese sank das Quecksilber am 10. bis auf 2,5°C. Das Niederschlagssoll (72 l/m²) wurde mit durchschnittlich 90 l/m² zu 125 Prozent erfüllt. Sehr nass war es in Chemnitz mit einer Monatssumme von 184 l/m². Beim Sonnenschein blieb Sachsen mit 203 Stunden geringfügig unter dem langjährigen Mittel (204 Stunden).

Thüringen: Thüringen war mit 17,7°C (16,4°C) neben Baden-Württemberg das zweitkälteste Bundesland. Im Landesdurchschnitt fielen 88 l/m² (62 l/m²). Im sonnenscheinärmsten Bundesland fehlten der Sonne mit 198 Stunden etwa 5 Prozent zum Soll (207 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Dieses Bundesland meldete im Mittel eine Temperatur von 18,1°C (17,0°C). Die durchschnittliche Regenmenge betrug 107 l/m² (84 l/m²). Bei heftigen Gewittern am 3. fielen in der Landeshauptstadt Düsseldorf 57,4 l/m². Im Ruhrgebiet, wie z.B. in Essen, musste der Winterdienst in einigen Straßen dezimeterhoch gefallenen Hagel beseitigen. Die Sonne zeigte sich 211 Stunden (188 Stunden).

Hessen: In Hessen wurde eine mittlere Temperatur von 17,9°C (16,9°C) registriert. Die Niederschlagsmenge summierte sich auf rund 90 l/m² (71 l/m²) und die Sonne schien 204 Stunden (205 Stunden).

Rheinland-Pfalz: Die Durchschnittstemperatur überstieg mit 18,0°C das Mittel (17,1°C) um 0,9 Grad und die Regenmenge lag mit 88 l/m² deutlich über dem langjährigen Klimawert (69 l/m²). Bad Bergzabern an der Weinstraße meldete mit einer Monatsmenge von 163 l/m² einen neuen Julirekord, während in Bad Neuenahr-Ahrweiler im gleichen Zeitraum lediglich 42 l/m² gemessen wurden. Die Sonne zeigte sich mit 208 Stunden (205 Stunden) etwas länger als üblich.

Saarland: Im Saarland kam die Temperatur im Juli auf 17,8°C (17,5°C). Bei den Niederschlägen wurde das Soll (71 l/m²) mit 105 l/m² um 48 Prozent übertroffen, die Sonnenscheindauer blieb dagegen mit 209 Stunden (234 Stunden) um 11 Prozent darunter.

Baden-Württemberg: Hier endete der Juli mit durchschnittlich 17,7°C (17,1°C) vergleichsweise kühl, wodurch Baden-Württemberg zusammen mit Thüringen den vorletzten Platz belegte. Am 11. sank das Quecksilber in Laichingen nordwestlich von Ulm auf 4,4°C; am Erdboden wurden in Münsingen-Apfelstetten, nur wenige Kilometer südwestlich davon, sogar nur 1,7°C gemessen. Baden-Württemberg war mit einem Mittel von 140 l/m² (84 l/m²) das nasseste Bundesland und Freudenstadt im Schwarzwald gehörte mit einer Monatssumme von 225 l/m² zu den regenreichsten Stationen Deutschlands. Mit 214 Stunden (234 Stunden) schien die Sonne verhältnismäßig wenig.

Bayern: Obwohl Bayern mit 17,5°C (16,7°C) das insgesamt kälteste Bundesland war, traten hier auch die höchsten Temperaturen auf: In Piding nordöstlich von Bad Reichenhall kletterte das Quecksilber am 23. während einer kurzen, intensiven Hitzewelle auf 37,0°C. Mit 207 Stunden wurde das Sonnenscheinsoll (222 Stunden) um 6 Prozent verfehlt. Eine durchschnittliche Regenmenge von 121 l/m² (97 l/m²) machte Bayern zum zweitnassesten Bundesland. Hier befand sich auch die nasseste deutsche Station Bad Kohlgrub-Rosshof, wo im Juli insgesamt 238 l/m² zustande kamen. In diesem Ort wurde mit 94,6 l/m² am 2. auch die größte Tagesmenge gemessen.

*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 1996-2009

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. Juli 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2009

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