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WETTER/108: Deutschlandwetter im Sommer 2010 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 30.08.2010

Deutschlandwetter im Sommer 2010
Ein Sommer mit Hitze und Dürre sowie intensivsten Regenfällen


Offenbach, 30. August 2010 - Der Sommer des Jahres 2010 zeigte sich als eine Jahreszeit der Extreme. Nach ausgeprägter Schafskälte erlebten die Menschen in Deutschland eine gewaltige Hitze- und Dürrewelle, gefolgt von einer sehr intensiven Regenperiode mit vielen neuen Stationsrekorden im August. Der Sommer 2010 erinnerte damit ein wenig an den Sommer 2006. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 100 Messstationen.

Insgesamt ein warmer Sommer mit großer Hitze im Juli

Bundesweit und über die Monate Juni, Juli und August gemittelt, war der Sommer 2010 mit einer Durchschnittstemperatur von 17,8 Grad Celsius (°C) um 1,5 Grad wärmer als der vieljährige Klimawert. Damit landete er immerhin noch unter den zehn wärmsten Sommern seit 1881. Absoluter Spitzenreiter bleibt der "Jahrhundertsommer" des Jahres 2003 mit einer positiven Abweichung von 3,3 Grad, gefolgt von den Jahren 1947 (2,3 Grad) sowie 1994 und 1992 (jeweils 2,1 Grad). Der Sommer 2010 brachte anfangs recht gemäßigte Temperaturen mit ausgeprägter Schafskälte. So registrierte der DWD die kältesten Nächte durchweg zwischen dem 14. und 22. Juni. Am tiefsten sank das Quecksilber dabei am 22. Juni mit 0,9°C in Bad Königshofen in Unterfranken. Örtlich trat sogar nochmals Bodenfrost auf, wie z.B. am 16.6. mit -1,9°C in Klettwitz in der Lausitz. Anschließend stiegen die Temperaturen deutlich an und der Juli begann mit einer gewaltigen Hitzewelle. Diese erreichte am 10. Juli mit 38,8°C in Bendorf bei Koblenz am Rhein ihren Höhepunkt und dauerte bis zum 21. Juli. Danach blieb das Quecksilber meist deutlich unter 30 Grad.

Anfangs große Trockenheit, im August Rekordniederschläge

Mit rund 291 Liter pro Quadratmeter (l/m²) übertraf der Sommer 2010 bundesweit sein Soll von 239 l/m² um 21 Prozent. Dabei herrschte in fast ganz Deutschland von Mitte Juni bis in die dritte Julidekade, im Nordosten sogar noch deutlich länger, große Trockenheit und Dürre. Neuruppin in Brandenburg meldete z.B. vom 1. Juni bis zum 13. August nur 38 l/m². Besonders in den Heidegebieten des Nordens und Ostens kam es zu zahlreichen Waldbränden. Im letzten Julidrittel setzten im Süden und Westen Deutschlands Niederschläge ein, die im August immer häufiger auch den Norden und Osten erreichten. Gebietsweise entluden sich schwere Gewitter mit extremen Starkregenfällen, wie z.B. am 7. August in der Oberlausitz oder am 26. August im Münsterland, die zu schweren Überflutungen führten.

Nord-Südgefälle beim Sonnenschein

Im Sommer 2010 fiel die Sonnenscheinbilanz positiv aus: Mit 662 Stunden lag sie um 10 Prozent über dem Soll von 604 Stunden. Viel Sonnenschein erhielten die nordöstlichen Bundesländer, insbesondere die Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Hier lag die Greifswalder Oie, eine kleine Ostseeinsel, mit 844 Stunden ganz vorne. Benachteiligt war der unmittelbare Alpenrand, wo Oberstdorf im Allgäu mit 532 Stunden das Schlusslicht bildete.

Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2010
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte *)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein war im Sommer 2010 mit 17,2°C (15,8°C) neben Bayern das kälteste Bundesland. Im Gegensatz dazu gehörte Hamburg mit 18,2°C (16,5°C) zu den wärmeren Bundesländern. Beim Niederschlag übertraf Schleswig-Holstein mit 227 l/m² das Soll (219 l/m²), Hamburg fehlten mit 194 l/m² (217 l/m²) dagegen 11 Prozent. Die Sonne schien in Schleswig-Holstein 675 Stunden (654 Stunden) und in Hamburg 662 Sonnenstunden (627 Stunden) lang.

Niedersachsen und Bremen: Bei der Temperatur befand sich Niedersachsen mit 17,8°C (16,2°C) genau im bundesweiten Schnitt, Bremen landete mit 18,2°C (16,4°C) im oberen Teil der Tabelle. In Niedersachsen lag die Regenmenge mit 234 l/m² leicht über dem Soll (223 l/m²), Bremen war mit 152 l/m² (215 l/m²) das trockenste Bundesland. Niedersachsen meldete 684 Stunden (588 Stunden) Sonnenschein, Bremen überschritt mit 716 Stunden den Klimawert (591 Stunden) um 21 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern: Für Mecklenburg-Vorpommern errechneten die Meteorologen des DWD im Sommer 2010 eine Temperatur von 18,2°C (16,3°C) und eine Niederschlagsmenge von 222 l/m² (182 l/m²). Beim Sonnenschein erreichte Mecklenburg-Vorpommern mit 737 Sonnenstunden (695 Stunden) den zweiten Platz. Als sonnenscheinreichste Station Deutschlands konnte die Greifswalder Oie, eine kleine Ostseeinsel bei Rügen, mit 844 Stunden glänzen.

Brandenburg und Berlin: Im Sommer 2010 war Brandenburg mit 737 Stunden (657 Stunden) das drittsonnigste und mit 19,1°C (17,3°C) das zweitwärmste Bundesland. So kletterte das Quecksilber am 10.7. in Lenzen an der Elbe und am 11.7. in Potsdam auf jeweils 38,2°C. Andererseits trat in Klettwitz in der Lausitz am 16.6. noch Bodenfrost von -1,9°C auf. Beim Niederschlag lag Brandenburg mit 224 l/m² (175 l/m²) um 28 Prozent über dem Soll. Berlin rangierte bei der Temperatur mit 19,8°C (17,7°C) auf der Spitzenposition. Am 11.7. zeigte das Thermometer in Berlin-Buch 38,2°C. Auch beim Sonnenschein belegte Berlin mit 744 Stunden (667 Stunden) den ersten, beim Regen mit 179 l/m² (181 l/m²) den vorletzten Platz.

Sachsen-Anhalt: Mit einem Temperaturdurchschnitt von 18,5°C (16,9°C) kam Sachsen-Anhalt auf den dritten Platz. Der DWD notierte im Mittel 199 l/m² (180 l/m²) Niederschlag und 691 Stunden (595 Stunden) Sonnenschein.

Sachsen: In Sachsen registrierte man eine mittlere Temperatur von 18,1°C (16,5°C) und eine Sonnenscheindauer von 682 Stunden (594 Stunden). Mit 377 l/m² (227 l/m²) war Sachsen im Sommer 2010 das zweitnasseste Bundesland. Riesige Regenmengen fielen am 23.7. in Plauen mit 114 l/m² und am 7.8. in Bertsdorf-Hörnitz in der Oberlausitz mit 101 l/m². Die Augustniederschläge führten zu einem großen Hochwasser der Lausitzer Neiße und zu enormen Schäden.

Thüringen: Thüringen ordnete sich mit 17,6°C (15,8°C) bei den eher kühleren, mit 276 l/m² (209 l/m²) bei den nasseren und mit 666 Stunden (597 Stunden) bei den sonnenscheinärmeren Bundesländern ein.

Nordrhein-Westfalen: Im Sommer 2010 verbuchten die Meteorologen in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 17,9°C (16,3°C). Die mittlere Regenmenge betrug 274 l/m² (245 l/m²). Gewaltige Wassermassen fielen am 26.8., besonders im Münsterland, verbreitet mehr als 100 l/m². Steinfurt-Burgsteinfurt meldete dabei mit 161,7 l/m² die bundesweit höchste Tagesmenge des Sommers 2010. Obwohl die Sonnenscheindauer mit 658 Stunden (553 Stunden) um 19 Prozent über dem Klimawert lag, bedeutete dies den drittletzten Platz.

Hessen: Der Sommer brachte in Hessen eine mittlere Temperatur von 17,7°C (16,2°C), eine Niederschlagsmenge von 264 l/m² (217 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von 689 Stunden (589 Stunden).

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz zählte mit 17,9°C (16,3°C) zwar nur zu den durchschnittlich warmen Bundesländern, doch traten hier mit 38,8°C in Bendorf und 38,3°C in Trier am 10. Juli die höchsten Temperaturen des Sommers 2010 auf. Regen fiel 241 l/m² (211 l/m²), die Sonne zeigte sich 690 Stunden lang (585 Stunden).

Saarland: Das Saarland meldete für den Sommer 2010 eine Mitteltemperatur von 17,9°C (16,7°C) und eine Regenmenge von 225 l/m² (219 l/m²). Mit 710 Stunden (651 Stunden) gehörte es zu den sonnenscheinreicheren Bundesländern.

Baden-Württemberg: Baden-Württemberg notierte der DWD mit 17,5°C (16,2°C) als drittkältestes und mit 313 l/m² (274 l/m²) als drittnassestes Bundesland. Beim Sonnenschein traf es mit 648 Stunden (650 Stunden) fast genau das Soll und belegte damit im Ländervergleich den vorletzten Platz.

Bayern: Im Sommer 2010 präsentierte sich Bayern mit einer Durchschnittstemperatur von 17,2°C (15,9°C) zusammen mit Schleswig-Holstein als kältestes Bundesland. Bad Königshofen in Unterfranken meldete am 22.6. ein Minimum von 0,9°C, Ostheim in der Rhön sogar Bodenfrost von -1,3°C. Mit 400 l/m² (302 l/m²) war Bayern auch das regenreichste Bundesland. Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu konnte dabei als nasseste deutsche Station die gigantische Gesamtmenge von genau 1000 l/m² verzeichnen. Schließlich war Bayern mit 640 Stunden (625 Stunden) auch noch das sonnenscheinärmste Bundesland. Oberstdorf erhielt mit 532 die wenigsten Sonnenstunden in ganz Deutschland.

* Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 1996-2010

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30.08.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2010

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