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WETTER/166: Zum neuen Bericht des Weltklimarats IPCC (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 31.03.2014

Deutscher Wetterdienst zum neuen Bericht des Weltklimarats (IPCC)

Auch Deutschland benötigt Empfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel



Offenbach, 31. März 2014 - Der Klimawandel findet ungebremst statt. Die bisherigen Bemühungen zum Klimaschutz werden allein nicht ausreichen, um die auch für Deutschland zu befürchtenden Folgen zu verhindern. Hinzukommen müssen weltweit und hierzulande Anpassungsmaßnahmen an die Klimaveränderung. So fasst der Deutsche Wetterdienst (DWD) die im Herbst 2013 veröffentlichten Erkenntnisse der Arbeitsgruppe 1 des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), des sogenannten Weltklimarats, zusammen. Themen der Arbeitsgruppe 1 waren die wissenschaftlichen Grundlagen und Fakten des Klimawandels.

Ein halbes Jahr später hat heute die Arbeitsgruppe 2 des IPCC, die sich mit den Details der Anpassungen an den Klimawandel beschäftigte, ihren Bericht im japanischen Yokohama vorgestellt. Wieder waren Wissenschaftler des DWD als Gutachter beteiligt und berieten die Deutsche Delegation bei der Verabschiedung der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. Zentrale Fragen der Arbeitsgruppe 2 waren: Wie groß sind die Folgen des Klimawandels auf globaler und regionaler Ebene tatsächlich? Welche Anforderungen stellen die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel an die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger? In welchen Sektoren - wie zum Beispiel Gesundheit, Landwirtschaft, Infrastrukturen und Wasserwirtschaft - sind Gesellschaften weltweit am stärksten verbundbar? Die Expertinnen und Experten des IPCC haben in Yokohama auf diese Fragen aus globaler Perspektive Antworten gegeben.

Für Deutschland kommt der DWD zu einer eindeutigen Bewertung: "Die Anpassung an den Klimawandel ist ein Thema, dessen nationale Bedeutung weiter wachsen wird und muss", betont Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD. Der DWD biete deshalb schon heute umfassende Klimainformationen und -beratungen für die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger von der kommunalen bis zur nationalen Ebene an. Weitere Aufgaben des nationalen Wetterdienstes seien die Koordinierung der nationalen Umsetzung des Globalen Rahmenprogramms für Klimadienste (GFCS) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) sowie der Betrieb des Deutschen Klimaportals, der nationalen Schnittstelle zwischen Nutzern und Anbietern von Klimainformationen. (www.deutschesklimaportal.de)


Folgen des Klimawandels sind bereits global und in Deutschland sichtbar

"Der heute vorgestellte Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die bereits stattgefundene Erwärmung schon zu einer Zunahme der hitzebedingten Sterblichkeit geführt hat", sagt Dr. Christina Koppe, die den DWD in der Deutschen Delegation in Yokohama vertreten hat. Um die Folgen von Hitzewellen für die Gesundheit gering zu halten, betreibt der DWD deshalb schon seit mehreren Jahren ein bundesweites Hitzewarnsystem (www.dwd.de/hitzewarnungen). Die globale Erwärmung wirke sich aber auch auf den Niederschlag und somit auch die Wassermenge in den Oberflächengewässern aus. Für den Anpassungssektor Wasserwirtschaft hat der DWD daher gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) im Projekt KLIWAS (www.kliwas.de) die Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt betrachtet. Unter dem Strich wurde empfohlen, der langfristig projizierten größeren Anzahl von Niedrigwassern auf den schiffbaren Binnengewässern durch Verwendung kleinerer Schiffe mit geringerem Tiefgang zu begegnen. Das entspricht einer Umkehr der derzeitigen Praxis immer größere Schiffe einzusetzen.

Besonders Städte sind vom Klimawandel betroffen. Daher haben das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und der DWD im Projekt "Klimawandelgerechte Metropole Köln" Handlungsempfehlungen zur Anpassung der Kölner Stadtentwässerung an das künftige Extremverhalten des Niederschlages entwickelt. Zugleich erweitert der DWD die Beratungskapazität seiner regionalen Klimabüros für Städte und Kommunen um das Themenfeld Anpassung an den Klimawandel. Der IPCC-Bericht zeigt auch, dass die Erträge für Getreide und Mais weltweit als Folge des Klimawandels zurückgegangen sind und sich diese Entwicklung in vielen Regionen vermutlich fortsetzen wird. Das hat den DWD veranlasst, für seine Kunden die agrarmeteorologische Beratung um Handlungsempfehlungen zur Anpassung an den Klimawandel zu erweitern. (www.dwd.de/agrarwetter)


Effiziente Anpassung erfordert bessere Kooperation, keine neuen Institutionen

Diese Beispiele zeigten, so Paul Becker, dass Klimaschutz zwingend durch eine nachhaltige und effiziente Anpassung an den Klimawandel ergänzt werden müsse. "Dies erfordert aber nicht die kostenintensive Gründung neuer Institutionen mit der negativen Konsequenz einer weiteren Diversifizierung der Kapazitäten. Es kommt darauf an, die bestehenden Ressourcen und Behörden gezielt zu vernetzen." Ein Beispiel einer erfolgreichen Kooperation sei die Behördenallianz 'Anpassung an den Klimawandel'. Gemeinsam bereiten sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das Technische Hilfswerk (THW), das Umweltbundesamt (UBA) und der DWD auf künftige Veränderungen bei Wetterextremen vor. Sie analysieren das aktuelle und künftige Extremverhalten von Niederschlag, Temperatur und Wind und entwickeln zugleich Handlungsoptionen zur Anpassung an die sich damit ändernden Risiken für Deutschland.


Die Abbildungen zeigen die Entwicklung der beiden wichtigsten Klimaparameter Temperatur und Niederschlag in Deutschland seit 1881. Neben den Änderungen der mittleren Verhältnisse sind auch die Trends einiger auf diesen beiden Größen basierender Kenntage dargestellt. Bei den Kenntagen handelt es sich um Über- oder Unterschreitungen bestimmter klimatologischer Schwellenwerte wie zum Beispiel die so genannten Heißen Tage mit einer Tageshöchsttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius. Bei den hier gewählten Schwellen handelt es sich um relativ seltene Ereignisse, die für das Monitoring meteorologischer Extremereignisse geeignet sind. Ihre Änderungen sind neben den Änderungen der mittleren Klimaverhältnisse von großer Bedeutung, da in Folge der Erderwärmung auch mit einer allgemeinen Zunahme von Extremereignissen wie Starkniederschlägen gerechnet wird. Solche extremen Ereignisse haben oft einen sehr hohen Einfluss auf unsere Gesellschaft, da sie zum Beispiel hohe Sachschäden anrichten können.

Quelle: DWD

Abb 1 Trend Temperatur seit 1881
Quelle: DWD

Quelle: DWD

Abb 2 Trend Niederschlag Sommer seit 1881
Quelle: DWD

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Abb 3 Trend Niederschlag Winter seit 1882 Quelle: DWD

Quelle: DWD

Abb 4 Trend Heisse Tage seit 1951
Quelle: DWD

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Abb 5 Karten Heisse Tage
Quelle: DWD

Quelle: DWD

Abb 6 Trend Eistage seit 1951
Quelle: DWD

Quelle: DWD

Abb 7 Trend Starkniederschläge seit 1951
Quelle: DWD

© DWD 2014

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Quelle:
Pressemitteilung vom 31.03.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2014