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WETTER/226: Deutschlandwetter im Juni 2017 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 29.06.2017

Deutschlandwetter im Juni 2017
Außergewöhnlich warm, reich an Sonnenschein, örtlich schwere Gewitter


Offenbach, 29. Juni 2017 - Anhaltender Hochdruckeinfluss hielt im Juni Tiefdruckgebiete weitgehend von Mitteleuropa fern und sorgte in Deutschland für einen außergewöhnlich warmen und sonnenscheinreichen Monat. Nur zur Mitte der ersten und zu Beginn der zweiten Dekade sowie hauptsächlich im Norden und Westen konnte sich zeitweise kühles Wetter durchsetzen. Meist gelangte jedoch mit südwestlichen Winden sehr warme und trockene, kurzzeitig auch mal feuchte Luft zu uns. Dabei kam es vielerorts immer wieder zu heftigen Gewittern, die von hohen Niederschlagsmengen und schweren Sturmböen begleitet wurden. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.


Einer der wärmsten Juni-Monate seit 1881

Die Durchschnittstemperatur von 18,0 Grad Celsius (°C) lag um 2,6 Grad über dem Klimawert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Selbst gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 war es um 2,2 Grad wärmer. Damit ist dieser Juni, nach 2003, 1930 und 1917 der viertwärmste seit 1881, dem Beginn regelmäßiger Temperaturmessungen. Das Wetterphänomen der "Schafskälte" blieb dieses Jahr aus; stattdessen bescherten uns die beiden Hochdruckgebiete "Barbara" und "Anni" zu Beginn der mittleren Monatsdekade Temperaturen über 30 °C. Dies war der Auftakt für eine mehrtägige Hitzewelle, die ihren Höhepunkt am 22. mit schweißtreibenden Werten von örtlich mehr als 35 °C erreichte: Trier-Petrisberg verzeichnete dabei 37,2 °C. An mehreren Messstellen wurden neue Rekorde des Monatsmittels und der Tageshöchsttemperatur aufgestellt. Den bundesweit tiefsten Wert meldete am Morgen des 2. Elpertsbüttel, nördlich der Elbmündung, mit 0,9 °C.


Schwere Gewitter mit großen Niederschlagsmengen, örtlich trotzdem zu trocken

Mit rund 83 Litern pro Quadratmeter (l/m²) erreichte der Juni in etwa sein Soll von 85 l/m², jedoch herrschten in Deutschland extreme Unterschiede zwischen Gebieten mit äußerst viel und sehr wenig Niederschlag. Langsam ziehende Gewitterzellen, begleitet von Starkregen, großkörnigem Hagel und schweren Sturmböen, brachten örtlich innerhalb kurzer Zeit Rekord-Niederschlagsmengen und verursachten schwere Schäden. Besonders heftig waren Gewitterlinien, die am 22. über den Norden und die Mitte Deutschlands zogen und zwei Menschen das Leben kostete. Insgesamt fielen im Juni in den von Unwettern betroffenen Gebieten örtlich mehr als 200 l/m². Die größte Tagessumme meldete am 3. Ludwigschorgast, nördlich von Bayreuth, mit 105,6 l/m². In der Eifel, im Hunsrück, in Rheinhessen sowie im Rhein-Main-Gebiet wurde mancherorts mit insgesamt rund 30 l/m² dagegen ein deutliches Defizit verzeichnet. Zeitweise herrschte in Deutschland verbreitet erhöhte Waldbrandbrandgefahr.


Sonnenscheinbilanz deutlich positiv

In Deutschland lag die Sonnenscheindauer im Juni 2017 im bundesweiten Mittel mit rund 245 Stunden um 23 Prozent über ihrem Soll von 198 Stunden. Begünstigt war dabei der Südosten Bayerns mit rund 320 Sonnenstunden, benachteiligt dagegen das Weser- und das Rothaargebirge sowie der Harz, mit örtlich nur etwa 70 Stunden.


Das Wetter in den Bundesländern im Juni 2017
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Juni war Schleswig-Holstein mit 16,2 °C (15,0 °C) das kühlste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug nahezu 100 l/m² (69 l/m²) und die Sonnenscheindauer rund 215 Stunden (225 Stunden). Hamburg war mit 16,8 °C (15,7 °C) eines der kühlsten und mit über 115 l/m² (70 l/m²) die niederschlagsreichste Region. Die Sonne schien fast 220 Stunden (216 Stunden). Am Morgen des 2. sank das Quecksilber in Elpertsbüttel, nördlich der Elbmündung, mit 0,9 °C auf den bundesweit tiefsten Wert. Heftige Gewitter führten am 22. durch Starkregen und schwere Sturmböen verbreitet zu enormen Schäden. Helgoland registrierte sogar eine Orkanböe von 127 km/h. Die Deutsche Bahn meldete Einschränkungen im gesamten Schienenverkehr; auch am Hamburger Flughafen mussten Flüge annulliert werden.

Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen kam auf 17,2 °C (15,4 °C) und etwa 95 l/m² (76 l/m²). Mit aufgerundet 210 Stunden (200 Stunden) war es trotzdem diesmal das sonnenscheinärmste Bundesland. Bremen erreichte 17,2 °C (15,5 °C), gut 70 l/m² (73 l/m²) und war mit knapp 215 Stunden (204 Stunden) eher sonnenscheinarm. Am 22. verursachten Schwergewitter gewaltige Verwüstungen, hierbei kamen zwei Personen in ihrem Auto durch umgestürzte Bäume ums Leben. Bundesweit am geringsten schien die Sonne im Oberharz und im Wesergebirge mit örtlich rund 170 Stunden.

Mecklenburg-Vorpommern: Mit 16,6 °C (15,4 °C) präsentierte sich Mecklenburg-Vorpommern als vergleichsweise kühles und mit knapp 110 l/m² (63 l/m²) als ein niederschlagsreiches Bundesland. Die Sonne zeigte sich fast 225 Stunden (236 Stunden).

Brandenburg und Berlin: Der DWD datierte für Brandenburg 18,0 °C (16,5 °C), beinahe 105 l/m² (64 l/m²) und gut 235 Sonnenstunden (225 Stunden). Berlin war mit 18,6 °C (17,1 °C) die zweitwärmste und mit über 115 l/m² (70 l/m²) eine niederschlagsreiche Region. Die Sonne zeigte sich etwa 230 Stunden (226 Stunden). In der Hauptstadt sowie in Brandenburg wurden aufgrund von Unwettern am 22. wegen Sturmböen an den Flughäfen Schönefeld und Tegel etliche Flüge annulliert. Auch die Bahnstrecken Berlin-Düsseldorf und Berlin-Hannover mussten gesperrt werden. Der deutschlandweit meiste Niederschlag fiel nach mehreren Unwettern in Berlin und im Osten Brandenburgs, örtlich waren es um 200 l/m², dem dreifachen des Monatssolls. Dabei wurden viele ältere Niederschlagsrekorde gebrochen.

Sachsen-Anhalt: Bei durchschnittlich 18,0 °C (16,1 °C) meldete Sachsen-Anhalt annähernd 75 l/m² (63 l/m²) und rund 240 Sonnenstunden (205 Stunden). Kräftige Gewitterböen schoben in Dorna, südöstlich der Lutherstadt Wittenberg, ein 240 m² großes Blechdach von einer Scheune in den angrenzenden Garten, ein Wohnhaus wurde dabei beschädigt.

Sachsen: Für Sachsen ermittelten die DWD-Experten 18,2 °C (15,6 °C) und mehr als 100 l/m² (76 l/m²). Beim Sonnenschein landete der Freistaat mit etwa 270 Stunden (201 Stunden) auf dem dritten Platz.

Thüringen: Die DWD-Klimaexperten verbuchten hier eine mittlere Temperatur von 17,7 °C (14,9 °C). Der Niederschlag summierte sich auf rund 70 l/m² (78 l/m²). Die Sonne schien nahezu 240 Stunden (194 Stunden). Mit Höchsttemperaturen bis zu 35 °C purzelten am 22. einige Stationsrekorde für den Juni.

Nordrhein-Westfalen: Der Juni erreichte 18,1 °C (15,4 °C) und nahezu 75 l/m² (84 l/m²). Nordrhein-Westfalen war mit gut 210 Stunden (184 Stunden) ein trotzdem vergleichsweise sonnenscheinarmes Bundesland. Eine Gewitterfront führte am 15. im nördlichen Ruhrgebiet zu schweren Sturmböen: In Recklinghausen knickten zahlreiche Bäume wie Streichhölzer um, im Hertener Stadtteil Wester wurde das komplette Dach eines Wohnhauses auf die Straße gefegt. Die Hitzewelle am 22. brachte einigen Messstellen des DWD neue Rekorde der Tageshöchsttemperatur im Monat Juni.

Hessen: In Hessen betrug die Mitteltemperatur 17,9 °C (15,2 °C) und die Sonne schien mehr als 235 Stunden (192 Stunden). Mit nur etwa 60 l/m² (80 l/m²) war es die trockenste Region. Am 22. zogen kräftige Gewitter über die Mitte und den Norden Hessens hinweg. Neu-Ulrichstein, östlich von Marburg, meldete eine Orkanböe von 126 km/h sowie Starkregen mit bis zu 70 l/m² - es kam vor Ort zu enormen Schäden. In einem Streifen von Rheinhessen über den Hunsrück bis hin zur Eifel fiel der bundesweit geringste Niederschlag, örtlich waren es nur um 30 l/m².

Rheinland-Pfalz: Das Bundesland gehörte mit 18,6 °C (15,3 °C) zu den warmen und mit etwa 65 l/m² (76 l/m²) zu den eher niederschlagsarmen Gebieten. Die Sonne schien an etwa 260 Stunden (192 Stunden). Ein Unwetter mit orkanartigen Böen führte am 6. in der Region um Trier zu großen Schäden. Zum Höhepunkt der Hitzewelle am 22. registrierte Trier-Petrisberg mit heißen 37,2 °C die bundesweit höchste Temperatur und überbot damit seinen bisherigen Junirekord vom 28.06.2011 um immerhin 2,1 Grad.

Saarland: Für das Saarland ermittelten die DWD-Experten im Juni 18,7 °C (15,6 °C), beinahe 85 l/m² (80 l/m²) und über 265 Sonnenstunden (204 Stunden).

Baden-Württemberg: Baden-Württemberg war mit 18,7 °C (15,1 °C) sogar um 3,6 Grad wärmer als der Klimawert, somit auch das wärmste sowie mit gut 275 Stunden (202 Stunden) das sonnenscheinreichste Bundesland. Mit etwa 70 l/m² erreichte es allerdings nur rund 70 Prozent seines Solls von 107 l/m². Örtlich gab es neue Wärmerekorde. Niederschläge zum Monatsende minderten die Waldbrandgefahr deutlich.

Bayern: Der DWD registrierte in Bayern 18,2 °C (14,9 °C) und etwa 80 l/m² (112 l/m²). Es war mit etwa 270 Stunden (200 Stunden) ein sonnenscheinreiches Bundesland. Die Ausläufer von Tief "Heinrich" führten am 3. zu enormen Regenmengen, örtlich fielen innerhalb 24 Stunden über 100 l/m². Spitzenreiter war Ludwigschorgast, nördlich von Bayreuth, wo 105,6 l/m² zur bundesweit größten Tagesmenge führten. Die meiste Sonne zeigte sich im Südosten Bayerns: örtlich waren es bis zu 320 Stunden.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

© DWD 2017

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29.06.2017
Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2017

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