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GESCHICHTE/027: Projekt zu populärer Kritik der Relativitätstheorie in den 1920er Jahren (idw)


Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte - 02.06.2009

Ein Projekt am MPIWG hat die populäre Kritik der Relativitätstheorie in den 1920er Jahren erforscht.


Am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte ist in einem Projekt die öffentliche Kontroverse um Einsteins Relativitätstheorie erforscht worden. Die Wissenschaftshistorikerin Milena Wazeck hat gezeigt, in welchem Maße Einstein und seine Theorie von Akademikern wie auch von Nichtakademikern als fundamentale Bedrohung wahrgenommen wurden. Diese Bedrohung war so stark, dass sich ein internationales Netzwerk gegen die Relativitätstheorie formierte, dessen Existenz anhand neuen Quellenmaterials belegt wird. Diese Ergebnisse finden sich zusammengefasst in einer Studie, die jetzt im Campus-Verlag erschienen ist.

Milena Wazeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPIWG, beschreibt in ihrem Buch "Einsteins Gegner", wie die Relativitätstheorie eine überwältigende öffentliche Resonanz erfuhr, die jedoch nicht durchweg positiv war: In den 1920er Jahren erschienen zahlreiche Schriften, deren Verfasser beanspruchten, die Relativitätstheorie widerlegt zu haben. Diese Studie geht der Frage nach, aus welchen Motiven heraus und auf welcher Grundlage die Relativitätstheorie so heftig angegriffen worden ist. Es wird gezeigt, dass die Relativitätstheorie nicht nur von Physikern und Philosophen, sondern auch im außerakademischen Bereich als Bedrohung spezifischer Wissensbestände aufgefasst wurde. Die alternativen Auffassungen der Einsteingegner zum Wesen von Raum, Zeit oder Licht werden ebenso diskutiert wie der soziale Prozess der Marginalisierung der Gegner der Relativitätstheorie, die an durch die moderne Physik abgelösten und verdrängten Wissen festhielten. Die Studie greift auf neues Quellenmaterial zurück und hat erstmals die Nachlässe der Einsteingegner Ernst Gehrcke und Arvid Reuterdahl ausgewertet, die die führenden Figuren eines internationalen Netzwerkes von Einsteingegnern in den frühen 1920er waren. Diese Studie war Teil des Schwerpunktes "Rezeption der modernen Physik" der Abteilung 1 des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte.

Weitere Informationen unter:
http://www.mpiwg-berlin.mpg.de
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1254


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Dr. Hansjakob Ziemer,
02.06.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2009