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MELDUNG/214: horus aktuell 28/2011 - Staunen (DVBS)


DVBS - horus aktuell 28/2011 - 29. November 2011

Staunen


Liebe Leserinnen und Leser!

An der Nachrichtenlage in Sachen Behindertenpolitik ist unschwer zu erkennen, dass am 3.12. der Welttag für Menschen mit Behinderung ansteht. Das schaffen wir gar nicht in einer Ausgabe. Heute zunächst das folgende...


Weltbehindertenbericht in deutscher Sprache

Anfang Juni 2011 veröffentlichten die Weltgesundheitsorganisation und die Weltbank erstmals ein solches Papier. Auf Anregung des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (Die Linke), übersetzte der Bundestag die 312 Seiten.

Die deutsche Fassung als PDF-Datei ist jetzt auf den Internetseiten des Politikers veröffentlicht und weil er wohl ahnt, dass nicht jeder das Werk durchlesen mag, liefert er folgende Zusammenfassung:
http://www.ilja-seifert.de

"[...] Der Bericht soll Regierungen und der Zivilgesellschaft auf Basis einer wissenschaftlichen Basis eine umfassende Beschreibung und Analyse von Behinderung weltweit geben. Darauf aufbauend werden Empfehlungen für nationale und internationale Akteure gegeben. Aufbauend auf einer aktuellen Definition von Behinderung und den Bezügen zu Armut, Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechte (1. Kapitel) führt der Bericht über Ausführungen zur Häufigkeit von Behinderung weltweit (2. Kapitel) hin zu speziellen Themen wie Gesundheit (3. Kapitel), Rehabilitation (4. Kapitel) und unterstützende Dienste (5. Kapitel). Die folgenden Kapitel gehen auf umweltbezogene Aspekte sowie Barrierefreiheit (6. Kapitel), Bildung und Erziehung (7. Kapitel) sowie Beschäftigung von Menschen mit Behinderung (8. Kapitel) ein. Abschließend werden Empfehlungen und praktische Aspekte diskutiert.
15 Prozent aller Menschen haben eine Behinderung. Somit ist jeder 7. Mensch weltweit von Behinderung betroffen. Bisher ist man von 10 % ausgegangen.
Armut und Behinderung sind weltweit ein Kreislauf: Der Großteil aller Menschen mit Behinderungen lebt in Entwicklungsländern. Kinder und Frauen sind am stärksten betroffen. In Afrika sind 6,4 % aller Kinder unter 14 Jahren behindert. Das sind wesentlich mehr als in den Ländern mit hohem Einkommen (2,8 %).
Die zwei wichtigsten Empfehlungen des World Reports on Disability lauten: Zugang zu medizinischer Versorgung und Schulbildung schaffen sowie Menschen mit Behinderungen in das Gemeindeleben gleichberechtigt einbeziehen."


Behinderte BuFDis ...

Eigentlich sind behinderte Menschen bei vielen Beschäftigungsformen wie der Bürgerarbeit, Praktika etc. faktisch außen vor. Hilfsmittel oder gar Assistenz wird nicht finanziert, weil das Gesetz solcherlei nur will, wenn der Lebensunterhalt mit der Erwerbstätigkeit bestritten werden kann (Paragraf 73 SGB IX). Aber jetzt saßen der Bundesbehindertenbeauftragte Hubert Hüppe, und sein für den Zivildienst zuständiger Beauftragtenkollege Dr. Jens Kreuter zusammen und gaben hernach eine Pressemeldung heraus, bei der man glaubt, man liest nicht recht:

"[...] Menschen mit Behinderungen sind herzlich eingeladen, sich im Bundesfreiwilligendienst zu engagieren", erklärten Jens Kreuter und Hubert Hüppe. "Alle Interessierten sollen zum Zug kommen. In jedem Einzelfall wird geprüft, wie behinderten Menschen eine Teilnahme am Bundesfreiwilligendienst ermöglicht oder erleichtert werden kann. [...] Natürlich wird die Tätigkeit auf die Behinderung abgestimmt, ebenso Dienstplatz und Werkzeuge oder Hilfsmittel, wenn welche für die Tätigkeit im Freiwilligendienst benötigt werden." Die beiden Beauftragten betonten, dass ein Assistenzbedarf kein Hindernis für freiwilliges Engagement darstellen dürfe. Die notwendige Unterstützung müsse sichergestellt werden. [...] Der Bundesfreiwilligendienst soll so eine wirksame Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft sicherstellen. Der Freiwilligendienst kann außerdem Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Behinderung berufliche Perspektiven aufzeigen und einen ersten Kontakt zu Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts ermöglichen. [...]"

Super, und auch wenn der spontan konsultierte Jurist Dr. Richter ad hoc nur verdutzt fragen kann, auf welcher Rechtsgrundlage die Finanzierung von Hilfen denn wohl erfolgen mag, gefreut hat man sich auf beiden Seiten der Telefonleitung.


In diesem Sinne bis zum nächsten Mal

Ihr
Michael Herbst
DVBS Öffentlichkeitsarbeit


*


Quelle:
Newsletter "horus aktuell" 28/2011 vom 29.11.2011
http://www.dvbs-online.de/nl479.htm
DVBS - Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten
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Internet: www.dvbs-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2011