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BILDUNG/863: Beschluss des Parteirats - Grüne Offensive für Kitas und Schulen


Pressedienst von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 3. April 2017

Beschluss des Parteirats
Grüne Offensive für Kitas und Schulen


In jedem Kind steckt eine Astronautin, ein Entdecker, ein kleine Architektin, Lehrer, Künstlerin, Lokführer. In jedem Kind steckt das Potential, die eigenen Träume und Wünsche zu verwirklichen. Mit guter Bildung eröffnen wir den Kindern die Möglichkeit, das zu entwickeln, was in ihnen steckt - unabhängig von ihrer Herkunft, Sozialisation oder sozialem Status. Deshalb sorgen wir für gute Bildungsangebote von Anfang an.

Erzieherinnen und Erzieher in der Kinderbetreuung sind Vorbilder, Mentor*innen, Spielkamerad*innen, beste Freundin oder bester Freund. Sie brauchen viel Zeit, Verständnis und Kreativität für die Kinder. Das geht in der Grundschule weiter mit Lehrerinnen und Lehrern, die die Neugierde bewahren, das Lernen zur aufregenden Erfahrung werden lassen und mit Vielfalt im Klassenzimmer eine Welt im Kleinen entstehen lassen. Für die Jugendlichen in der weiterführenden Schule kommen die Denkwelten von Physik und Philosophie dazu, der Kontakt mit der Berufswelt, das Jahr im Ausland, die Schülermitverwaltung oder das Digitallabor im Schulkeller.

Geborgenheit, Sicherheit, verlässliche Bindungen und Förderung sind Voraussetzung für gutes Aufwachsen und erfolgreiches Lernen. Deshalb ist die Qualität des Angebots entscheidend. Erzieher*innen, Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen leisten Großartiges für unsere Kinder. Aber ihnen sind Grenzen gesetzt, weil es sowohl am Personal wie auch an der Infrastruktur hapert. Hierfür müssen Bund, Länder und Kommunen Hand in Hand arbeiten.

Wir brauchen für unsere Kitas und Schulen einen gemeinsamen Aufbruch von Bund, Ländern und Kommunen. Unsere Kinder haben das verdient. Grünes Ziel ist eine Bildungslandschaft in Deutschland, die allen Kindern den Weg in eine gute und selbstbestimmte Zukunft ermöglicht - und zwar ganz unabhängig davon, wieviel Geld ihre Eltern haben, unabhängig davon, welchen Bildungsabschluss die Eltern selbst haben und unabhängig davon, ob die Vorfahren der Kinder aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen sind. Was allein zählen darf, sind die Potenziale der Kinder, ihre Talente und Neigungen.

Mehr und vor allem bessere Kinderbetreuung - 3 Mrd. für die Kitas

Der Ausbau und die Verbesserung der frühkindlichen Bildung und Betreuung ist der Schlüssel für gleiche Bildungs- und bessere Zukunftschancen von Kindern, für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für die bessere Unterstützung von Alleinerziehenden und letztlich auch für die nachhaltige Bekämpfung von Kinder - und Familienarmut.

Deutschlandweit gibt es erhebliche Unterschiede, wie viele Kinder eine Erzieherin oder ein Erzieher betreut. Dabei ist die Zeit, die die Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen für die Kinder haben, entscheidend für individuelle Förderung und Bildungserfolg. Daher wollen wir gesetzlich regeln, dass künftig ein(e) Erzieher*in nur noch vier Kinder unter drei Jahren oder zehn Kinder über drei Jahren betreut.

Trotz des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz und des kontinuierlichen Ausbaus in den vergangenen Jahren reichen die vorhandenen Angebote nicht aus. Aktuelle Studien zeigen den steigenden Bedarf: Die Nachfrage der Eltern wächst, die Geburtenzahl ist gestiegen und hinzu kommen die zu uns geflüchteten Kinder. Zwar will sich der Bund finanziell an weiteren 100.000 Plätzen beteiligen, benötigt werden aber rund 350.000 bis 2020.

Für den weiteren Ausbau des Angebots und zur Verbesserung der Qualität soll der Bund mit drei Milliarden Euro pro Jahr eine größere Verantwortung für die frühkindliche Förderung übernehmen.

Den Sanierungsstau auflösen - 10 Mrd. für 10.000 Schulen

Schulen, an denen junge Menschen fürs Leben lernen und die auf eine gute Zukunft vorbereiten, müssen selbst Orte der Zukunft sein. Zu oft blättert der Putz von den Wänden, sind die Klos kaputt und gibt es zu wenig Platz. Zu selten sind Gruppenräume, Klassenzimmer oder Kantinen so, dass man sich in ihnen wohlfühlen und gut lernen kann. So manches Parkhaus ist in einem besseren Zustand als unsere Schulen. Das darf nicht so bleiben.

Wir wollen finanzschwache Kommunen gezielt entlasten und den enormen Sanierungsstau auflösen. Um Schulen zu sanieren, stellen wir in den nächsten fünf Jahren zehn Milliarden Euro bereit und machen damit 10.000 Schulen fit für die Zukunft.

Gemeinsam Verantwortung für gute Schulen wahrnehmen statt Kooperationsblockade - 4 Mrd. für Ganztagsschulen

Die Schulen haben zudem in den letzten Jahren zahlreiche neue Aufgaben bekommen: gemeinsamer Schulbesuch von Kindern mit und ohne Behinderung, digitale Bildung, Schulsozialarbeit. Hinzu kommen die zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen mit ihren besonderen Bedürfnissen. Bund, Länder und Kommunen müssen ihre gemeinsame Verantwortung übernehmen können, auch finanziell. Deshalb muss sich der Bund stärker an der Finanzierung von Bildung beteiligen. Doch bisher sind Investitionen des Bundes in Schulen verboten - durch das von CDU/CSU und SPD im Grundgesetz verankerte Kooperationsverbot. Das haben wir von Anfang an für falsch gehalten. Daran wird auch die derzeit diskutierte Grundgesetzänderung nichts ändern. Wir wollen aus dem Kooperationsverbot ein Kooperationsgebot machen, ohne die Länderhoheit in der Schulgesetzgebung in Frage zu stellen. Es geht auch darum, der wachsenden sozialpolitischen Dimension von Bildung gerecht zu werden.

Mit unserem Weg wäre es dann auch möglich, den dringend nötigen Ausbau der Ganztagsbetreuung finanziell zu unterstützen. Der Bund könnte mithelfen, dass es für alle, die das wünschen, einen Platz an einer Ganztagsschule oder in der Hortbetreuung gibt. Für die Eltern bedeutet das Planbarkeit und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Und für die Kinder heißt das beste Bildungsförderung ganz nach individuellen Möglichkeiten und Erfordernissen.

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Quelle:
Pressedienst vom 3. April 2017
Bündnis 90/Die Grünen Bundesvorstand
Sigrid Wolff, Pressesprecherin
Platz vor dem Neuen Tor 1, 10115 Berlin
E-Mail: presse@gruene.de
Tel: 030/28 442-131, -134, Fax: 030/28 442-234
Internet: www.gruene.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2017

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