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EUROPA/1669: Srebrenica-Gedenken - Aufarbeitung für gemeinsame Zukunft unverzichtbar


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 11. Juli 2017

Srebrenica-Gedenken: Aufarbeitung für gemeinsame Zukunft unverzichtbar


Zum Jahrestag von Srebrenica erklärt Marieluise Beck, Sprecherin für Osteuropapolitik und Vorsitzende der deutsch-bosnischen Parlamentariergruppe:

Auch 22 Jahre nach dem Völkermord in Srebrenica ist das unfassbare Leid präsent. Nach wie vor werden Massengräber entdeckt. Nicht nur an diesem Tag werden Väter, Männer, Söhne und Brüder schmerzlich vermisst und herrscht Fassungslosigkeit über das schiere Grauen, das im Juli 1995 in Srebrenica stattfand.

Die Versöhnungsarbeit auf dem Westbalkan steht weiterhin erst am Anfang. Zwar wird mit dem "Berlin Prozess" und dem morgigen Westbalkan-Gipfel in Triest die Zusammenarbeit der ehemaligen Kriegsgegner wieder gestärkt. Aber über die Bewertung der Kriege im zerfallenden Jugoslawien, über Schuld und Verbrechen herrscht weiter keine Einigkeit. Eine Auseinandersetzung mit der schmerzvollen gemeinsamen Geschichte hat bislang kaum stattgefunden.

Schlimmer noch: führende Politiker lassen Kriegsverbrecher als Volkshelden verherrlichen und befeuern wieder ethnischen Nationalismus, um von politischen Missständen und Versäumnissen abzulenken. Mit der verfassungswidrigen Durchführung eines Referendum und eines "Tages des Republika Srpska" unter Beteiligung bewaffneter Armeeangehöriger stellt die Führung des bosnisch-serbischen Landesteils nicht nur die staatlichen Institutionen und Souveränität von Bosnien und Herzegowina offen in Frage. Die Parade in Banja Luka bezieht sich auf ein Ereignis, das als Eskalationsstufe hin zur serbischen Aggression im Bosnienkrieg angesehen wird. Nicht nur für die Opfer und Hinterbliebenen von Srebrenica ist solche Geschichtspolitik unerträglich. Sie bedeutet auch ein gefährliches Aufheizen nationalistischer Spannungen, dessen Folgen nicht absehbar sind.

Eine gemeinsame friedliche Zukunft aller Länder auf dem Westbalkan im vereinten Europa wird nur gelingen, wenn die eigene schwierige Vergangenheit angenommen und Versöhnung ernsthaft betrieben wird.

Copyright Bundestagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN

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Quelle:
Pressemitteilung vom 11. Juli 2017
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2017

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