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KULTUR/053: Völkermord im Osmanischen Reich - Gedenken bedeutet Verantwortung


Pressemitteilung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 24. April 2020

Völkermord im Osmanischen Reich: Gedenken bedeutet Verantwortung


Anlässlich des Jahrestages des Beginns des Völkermords an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich erklären Claudia Roth und Cem Özdemir:

Der 24. April ist ein besonderes Datum im historischen Gedächtnis Armeniens, Deutschlands, der Türkei und der internationalen Gemeinschaft. Am 24. April 2020 jährt sich der Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich zum 105. Mal. Wir gedenken der Opfer und verneigen uns vor allen, die damals große Menschlichkeit bewiesen und Menschenleben gerettet haben.

Der Deutsche Bundestag hat am 2. Juni 2016 mit seiner fraktionsübergreifenden und nahezu einstimmig beschlossenen Resolution deutlich gemacht, dass es sich beim Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich auch um ein Stück deutsche Geschichte handelt. Als enger Verbündeter des Osmanischen Reichs war das Deutsche Reich über die Verbrechen informiert, schritt aber bewusst nicht ein. Es war für uns als Grüne Bundestagsfraktion von besonderer Bedeutung, dass der Bundestag die deutsche Mitverantwortung an diesem Völkermord anerkennt.

Wir fordern, dass die Bundesregierung den Auftrag des Deutschen Bundestages umsetzt und den Völkermord im Osmanischen Reich in die Lehrpläne und Klassenzimmer bringt. Die Rolle des Deutschen Kaiserreichs im Zusammenhang mit dem Völkermord muss umfassend von Historikerinnen und Historikern aufgearbeitet werden.

Wir wissen vor dem Hintergrund unserer deutschen Erfahrung, wie schwierig, aber auch wie heilsam es ist, dunkle Kapitel der eigenen Geschichte aufzuarbeiten. Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nazi-Regimes hat die Demokratie in der Bundesrepublik und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft gestärkt. Wir würdigen die mutigen Schritte und Aktivitäten der türkischen Zivilgesellschaft, die Aufarbeitung der türkischen Geschichte basisdemokratisch und akademisch voranzubringen. Deutschland und alle EU-Staaten sollten sich deutlicher als bisher gegen nationalistische Tendenzen in der Türkei wie in Armenien stark machen und die demokratischen und zivilgesellschaftlichen Kräfte bei der Aufarbeitung des Völkermo rds unterstützen.

Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland auch die Aufarbeitung der historischen Ereignisse durch die Türkei und Armenien als ersten Schritt zur Versöhnung und Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern aktiv unterstützt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24. April 2020
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
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Pressestelle
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Internet: www.gruene-bundestag.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2020

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