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PRESSEKONFERENZ/555: Kanzlerin Merkel zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI., 11.02.13 (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Mitschrift der Pressekonferenz in Berlin - Montag, 11. Februar 2013
Statement von Bundeskanzlerin Merkel zur Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI.



Meine Damen und Herren, es ist eine bewegende Nachricht, die uns heute Mittag aus dem Vatikan erreicht hat: Papst Benedikt XVI. hat angekündigt, dass er sein Amt zum 28. Februar abgeben wird.

Als Joseph Ratzinger vor fast acht Jahren zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, da waren wir in Deutschland stolz auf unseren Landsmann, den ersten seit Jahrhunderten im Papstamt, und wir haben ihm Glück und Kraft gewünscht für seine Aufgabe.

Wenn der Papst selbst jetzt nach reiflicher Prüfung zu dem Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung seines Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt. Er hatte eine schwere Entscheidung zu treffen. In unserem Zeitalter des immer längeren Lebens werden viele Menschen nachvollziehen können, wie sich auch der Papst mit den Bürden des Alterns auseinandersetzen muss. Benedikt XVI. hat seine Entscheidung für seine Kirche und die Menschen in ihr getroffen.

Ich erinnere mich heute, mit welchen Worten der frisch gewählte Papst den Menschen auf dem Petersplatz entgegentrat: "Ich bin nur ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn", sagte er damals. Das zeigt die Bescheidenheit, mit der Benedikt auftritt.

Und doch ist er viel mehr als ein einfacher Arbeiter: Er ist ein Hirte für mehr als eine Milliarde Menschen. Er weiß, dass Kirche nur im Dialog mit der Welt gelingen kann, und hat diesen Dialog geführt - mit anderen Kirchen, mit anderen Religionen. Er hat die Beziehungen zu den orthodoxen Ostkirchen gestärkt, hat Juden wie Muslimen die Hand gereicht.

Benedikt XVI. ist und bleibt einer der bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit. Seine Bücher werden noch lange Menschen in ihren Bann ziehen.

Ich denke heute an die Gespräche zurück, die ich in Rom und anlässlich seiner Deutschlandreise mit dem Papst geführt habe. Ich denke an seine tiefe Bildung, sein Gefühl für die großen historischen Zusammenhänge und sein immer lebendiges Interesse an den Fragen der europäischen Einigung.

Ich denke aber auch an den Menschen Benedikt, der auf seinen Reisen in Deutschland - ob in Köln beim Weltjugendtag oder in Berlin, Erfurt und Freiburg - die Herzen der Gläubigen erreicht hat.

Unvergessen bleibt mir die Ansprache, die der Papst im September 2011 vor dem Deutschen Bundestag hielt. Er beschrieb darin unsere grundlegende Aufgabe als Politiker, dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren. Es war eine Sternstunde unseres Parlaments, und die Worte des Papstes werden mich persönlich noch lange begleiten.

Als Bundeskanzlerin sage ich Benedikt XVI. Danke für seine Arbeit und wünsche ihm von Herzen alles Gute für die nächsten Jahre.

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Quelle:
Mitschrift der Pressekonferenz vom 11. Februar 2013
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2013/02/2013-02-11-merkel-papst.html
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2013