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BADEN-WÜRTTEMBERG/1033: Eröffnung Große Landesausstellung "Vertrauen" (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 105/2018

Eröffnung Große Landesausstellung "Vertrauen"

Präsidentin Aras: "Wir sind alle Verfassungsschützer!"


Stuttgart - Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung wurde am Sonntag, 30. September 2018, im Landtag von Baden-Württemberg die Große Landesausstellung "Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924" eröffnet. "Die Ausstellung spannt den Bogen ins Heute, sie schafft den Bezug zu aktuellen Vertrauensfragen", lobte Landtagspräsidentin Muhterem Aras vor etwa 500 Gästen. Sie appellierte an das Auditorium, seinen Teil dazu beizutragen, die manchmal langwierige Kompromissfindung als Lösungskompetenz in der Demokratie nicht zu verachten und der Sehnsucht nach einfachen Antworten zu widerstehen. Auf der Eröffnungsveranstaltung eingespielt wurde ein Film mit Statements von Landtagsabgeordneten aller Fraktionen zum Thema Vertrauen. Die Interviews sollen künftig nicht nur im Haus der Geschichte, sondern auch in der Ausstellung im Bürgerzentrum des Landtags zu sehen sein.

"Bürgerinnen und Bürger stellen die Vertrauensfrage permanent. Sie ist alles andere als ungehörig, sondern gehört zum Wesen der Demokratie", so Gastgeberin Aras in ihrer Eröffnungsrede. Diese Vertrauensfrage müsse die Politik immer wieder geduldig beantworten. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger seien gefordert. "Die Leitplanken unserer Verfassung werden gerade wieder angetastet, die Grenzen des persönlichen Anstands werden überschritten", so die Landtagspräsidentin. Angriffe auf die durch das Grundgesetz vorgegebene Werteordnung seien jedoch nicht tolerierbar. Die Präsidentin plädierte, Mut im Konkreten zu beweisen: "Wenn uns die Freiheit etwas wert ist, dann können wir auch einfach mal den Mund aufmachen", formulierte Aras. "Wir alle sind Verfassungsschützer!"

Professor Dr. Thomas Schnabel, der Leiter des Hauses der Geschichte, dankte der Hausherrin des Parlaments: "Der Landtag ist nicht nur ein außergewöhnlicher Ort für eine Ausstellungseröffnung eines Museums. In diesem Fall ist er der ideale Ort." Die Schau wolle an die großen Leistungen der ersten Demokratie erinnern. "Weimar war nicht so schlecht wie sein Ruf", so der Historiker Schnabel. Es dürfe nicht nur vom Ende 1933 aus dem Blickwinkel des Scheiterns her betrachtet werden. , sondern auch von ihren Anfängen her. "Geschichte kann keine direkten Handlungsanleitungen für aktuelle Politik liefern", sagte Schnabel, aber sie könne Erfahrungen aufzeigen, die für heutige Entscheidungen von Wichtigkeit sein könnten. Dies gelte insbesondere für das Thema Vertrauen und dem, wie Theodor Heuss eindringlich formuliert habe, "Misstrauen der Deutschen in ihre Fähigkeit zur Selbstregierung". Die deutschnationalen Eliten hätten in Verkennung ihrer Schwäche Hitler zum Kanzler gemacht. "Wir können - leider mehr als vor einem Jahrzehnt für möglich gehalten - aus Weimar lernen. Wir sollten es allerdings auch tun", lautete der Appell Schnabels im Landtag 2018.

Paula Lutum-Lenger, designierte Leiterin des Hauses der Geschichte, definierte als "Leitfrage" der Großen Landesausstellung: "Was schafft Vertrauen?" Der Umsturz 1918 sei vor allem Folge einer tiefgreifenden Vertrauenskrise gewesen. Die Schau thematisiere deshalb Chancen für Demokraten unter den damaligen Rahmenbedingungen, nach den vertrauensbildenden Maßnahmen, die zugunsten der Demokratie ergriffen wurden. Museen verstünden sich zunehmend auch als Orte, wo aktuelle politische Diskussionen geführt würden, so Lutum-Lenger. Die Große Landesausstellung sei in diesem Sinne auch ein Akteur, der in verschiedenen Foren und Mitmachstationen auch den Besucherinnen und Besuchern die "Vertrauensfrage" stelle. "Die Ausstellung ist keine ausschließlich historische Schau", betonte die künftige Leiterin des Hauses der Geschichte bei der Eröffnung im Landtag. Die Eröffnungsveranstaltung wurde musikalisch begleitet von Streicherinnen des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart.

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Quelle:
Pressemitteilungen 105/2018 - 30.9.2018
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2018

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