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BADEN-WÜRTTEMBERG/1168: Folgen des Klimawandels für Weinanbau (LBW)


Landtag von Baden-Württemberg - Pressemitteilung 11/2020

Landwirtschaftsausschuss berät über Folgen des Klimawandels für Weinanbau

Vielfalt an Rebsorten wird sich durch Temperaturanstieg langfristig verändern


Stuttgart. Durch den Klimawandel verursachte Temperaturanstiege und extreme Wetterereignisse wirken sich auch auf den Weinanbau in Baden-Württemberg aus. Dies wurde bei der Beratung eines Antrags der SPD-Fraktion am Mittwoch, 29. Januar 2020, im Ausschuss für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz deutlich. "Steigende Temperaturen, extremes Wetter und neue Schädlinge stellen den Weinanbau vor Herausforderungen. Auch wird sich die Vielfalt an Rebsorten im Südwesten langfristig verändern", sagte der Ausschussvorsitzende Martin Hahn (Grüne).

Nach Angaben Hahns wird der Anbau von wärmebedürftigen Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon oder Syrah wird in Baden-Württemberg künftig eher möglich. Auch pilzwiderstandsfähige Rebsorten werden wegen des Klimawandels und des Zieles, weniger Pflanzenschutzmittel zu nutzen, an Bedeutung gewinnen. Traditionelle Weißweine der Badischen Bergstraße drohten dagegen ihre geschätzten Eigenschaften wie Spritzigkeit und geringen Alkoholgehalt zu verlieren.

Durch den Temperaturanstieg verlängert sich die Vegetationsperiode der Pflanzen, was zu einer schnelleren Entwicklung führe und einen Vorteil bei Neupflanzungen bedeute. Austrieb und Rebblüte verlagerten sich tendenziell früher ins Jahr. Damit steige jedoch die Gefahr für die Pflanzen, durch Spätfröste geschädigt zu werden. Später im Jahr bedrohten lang andauernde Hitzeperioden und extreme Trockenphasen die Reben. Außerdem stellten Starkwetterereignisse mit Hagel und erhöhten Niederschlagsmengen eine Gefahr dar. Langanhaltender Sommerregen begünstige zudem das Auftreten von Pilzkrankheiten an den Reben und kann zu möglichen Ernteausfällen führen. Darüber hinaus senke ein Pilzbefall der Trauben auch die spätere Weinqualität.

Um die Rebanlagen besser gegen Regen, Hagel und Frost zu schützen, könnten auf die Winzer teilweise hohe Kosten zukommen. So schlage etwa ein Rebsortenwechsel mit Investitionskosten von rund 30.000 Euro pro Hektar zu Buche. Die Installation einer Tröpfchenbewässerungsanlage koste etwa 5.000 Euro pro Hektar. Für die Wasserbereitstellung müsse darüber hinaus eine Infrastruktur vorhanden sein. Ist nicht genügend Wasser in der Nähe vorhanden, müsse dieses für die Bewässerung in Behältern in den Weinberg transportiert werden. Gegen Frost kämen Maßnahmen wie das Aufstellen von Heizkerzen aus Paraffin (4.000 Euro Verbrauchskosten pro Hektar und Frostnacht) oder Frostschutz-Beregnung der Blüten (ca. 15.000 Euro Investitionskosten pro Hektar). Ein neueres Verfahren zur Bekämpfung von Spätfrost seien elektrische Heizdrähte in Rebanlagen (ca. 12.000 Euro Investitionskosten pro Hektar). Die Installation von Hagelschutznetzen kostet rund 15.000 Euro pro Hektar.

Nach Angaben Hahns ist seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 die mittlere Jahrestemperatur in Baden-Württemberg bereits um 1,4 Grad Celsius gestiegen. Die künftige Temperaturentwicklung bis 2050 bzw. 2100 hänge maßgeblich davon ab, wie sich die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre entwickeln werde. "Entwickeln sich die Treibhausgas-Emissionen so weiter wie bisher, muss in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2050 im Jahreslauf mit etwa 1,5 Grad und bis 2100 mit bis zu 4 Grad Erderwärmung gerechnet werden", sagte Martin Hahn.

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Quelle:
Pressemitteilungen 11/2020 - 29. Januar 2020
Herausgeber: Landtag von Baden-Württemberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2020

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