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HAMBURG/2069: Dürre Models - Offener Brief an die Chefredaktion der Hamburger Morgenpost (Die Linke)


Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 8. Juni 2012

Offener Brief an die Chefredaktion der Hamburger Morgenpost



Lieber Herr Niggemeier,

Auf der letzten Seite der Hamburger Morgenpost von heute ist Luisa Hartema zu sehen. Die 17-Jährige wird von Ihnen als "Königin des Laufstegs" bezeichnet. Der Anlass: Sie hat den TV-Wettbewerb "Germany's Next Topmodel" gewonnen.

Es gehört zur aktuellen Berichterstattung, dass über diesen Wettbewerb berichtet wird. Und selbstverständlich gehören dann auch Fotos dazu. Das Bild aber, das die Mopo abgedruckt hat, stellt eine ganz offensichtlich unterernährte Jugendliche dar. Dagegen muss ich protestieren: Dieses Bild gefährdet die Gesundheit vieler junger Menschen!

Ich finde es Besorgnis erregend, dass die Ausrichter dieser Wettbewerbe und auch die Bericht erstattenden Medien immer noch keine Sensibilität entwickelt haben, welche Folgen die positive Zurschaustellung derart dürrer Menschen bedeutet. Sie sind immer noch Vorbilder für Hunderttausende Mädchen. Magersucht ist nach wie vor epidemisch verbreitet. Fast jedes Mädchen ist mit ihrem Körper nicht zufrieden, findet sich zu dick. Viele machen Diäten. Hungerkuren jedoch wirken sich äußerst schädlich aus, vor allem, wenn sie in der Entwicklungs- und Wachstumsphase gemacht werden. Das Suchtpotenzial steigt bei Wiederholung. Wenn dann Jugendliche und Frauen mit dürren Armen und Beinen in den Medien als erfolgreich und schön dargestellt werden, verschiebt sich das Körperbild weiter - mit der Folge, dass sich auch Normalgewichtige fett und unansehnlich finden. Vor allem bei jungen Menschen, bei denen sich naturgemäß körperliche Proportionen noch verschieben, entsteht der Eindruck, "nicht in Ordnung" zu sein. Die Sucht ist programmiert.

Meine dringende Bitte an Sie ist, auf diese Art Fotos künftig zu verzichten. Sie haben eine große gesellschaftliche Verantwortung und können dazu beitragen, dass einer der schlimmsten Jugendkrankheiten kein Vorschub geleistet wird. Magersucht ist in ca. zehn Prozent aller Fälle tödlich!


Mit freundlichen Grüßen

Kersten Artus
Gesundheits- und medienpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE

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Quelle:
Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 8. Juni 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2012