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NORDRHEIN-WESTFALEN/2103: Wettbewerbsfähiger Mittelstand braucht Forschungsförderung (Li)


Landtag intern 4/2014
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Wettbewerbsfähiger Mittelstand braucht Forschungsförderung

Von Christoph Weißkirchen



1. April 2014 - Innovative Produkte sind mitentscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Der Ausschuss für Innovation, Wissenschaft und Forschung hörte deshalb Stellungnahmen von externen Fachleuten an und erörterte mit diesen, wie man die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen verbessern könne. Grundlage waren Anträge der CDU (Drs. 16/2274) sowie der FDP (Drs. 16/4444).


Um Innovation zu fördern, müsse man das Bewusstsein ändern, so Herbert Schulte (Bundesverband mittelständische Wirtschaft). Obwohl der Mittelstand die Hälfte der deutschen Wertschöpfung erwirtschafte, erhalte er nur ein Sechstel des gesamten Forschungsvolumens. Viele Unternehmen hätten keine eigenen Forschungseinrichtungen, erklärte Dr. Herbert Rath (Zentrum für Innovation und Technik NRW). Kooperationen seien daher dort von entscheidender Bedeutung.

Prof. Ursula Gather (Landesrektorenkonferenz der Universitäten) beschrieb die Zusammenarbeit zwischen KMU und Universitäten als sehr erfolgreich und beidseitig nützlich und meinte damit sowohl konkrete anwendungsbezogene Forschung als auch strategische Partnerschaften in der Grundlagenforschung. Unter den heutigen Rahmenbedingungen könnten die Universitäten als eigenverantwortliche Partner flexibel auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen. Gather warnte daher vor einer höheren Regelungsdichte. Außerdem forderte sie, dass die zusätzlichen Einnahmen auch künftig in den Universitäten verblieben.

Die unterschiedlichen Formen des Wissenstransfers erforderten passgenaue Vorgehensweisen, die sich an der jeweiligen Zielgruppe orientierten, ergänzte Prof. Klaus Becker (Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen). Er schlug vor, den Unternehmen eine entsprechende kostenlose Beratung an den Hochschulen anzubieten, ergänzt um Lotsen, die ihnen den Weg durch die Förderlandschaft wiesen. Projektförderungen müssten grundsätzlich technologieoffen ausgestaltet werden. Als Einstieg in die Zusammenarbeit mit Hochschulen habe sich für die Unternehmen die Fördermaßnahme Innovationsgutschein bewährt.

Marktbedürfnisse

Kleine und mittlere Unternehmen müssten auf die Bedürfnisse ihrer Kunden stärker eingehen als große Unternehmen, erläuterte Dr. Matthias Mainz (IHK NRW). Von daher müsse sich die Umsetzung innovativer Ideen und damit auch eine entsprechende Förderung an den Marktbedürfnissen orientieren. Unterstützung liefern könnten hier unbürokratische und flexible Programme. Eine Förderlücke gebe es bei Unternehmen, die nach der Gründungsphase aussichtsreiche Produktideen marktgerecht entwickeln wollten.

Als Kernpunkt zur Stärkung des Mittelstands sah Kai Mornhinweg (Unternehmensverbände NRW) eine aktive Unterstützung des Wissenstransfers zwischen Wirtschaft und Hochschulen. Notwendig sei vor allem ein innovationsfreundliches Umfeld. In beiden Punkten hatte er "erhebliche Kritikpunkte" an der Landesregierung. Dabei ziehe in der Regel ein Euro staatlicher Förderung einen Euro an Forschungsausgaben der Wirtschaft nach sich.

Neue Ideen seien auch für das Handwerk von existenzieller Bedeutung, betonte Dr. Ursula Beller (Technologie-Transfer-Ring). Für diese Unternehmen seien kleine, handhabbare Instrumente wie etwa die Innovationsgutscheine NRW hilfreich, außerdem einfachere Antragsverfahren.

Eine Ausweitung der Beratungsangebote war für Dr. Dirk G. Ebling (Innovationsallianz der NRW-Hochschulen) der richtige Weg, um Innovationen zu fördern. Hierzu gehörten regionale bzw. branchenspezifische Kontaktstellen ebenso wie Informationskampagnen des Landes. Ziel müsse es sein, die Unternehmen über das Angebot an Maßnahmen der Forschung und Entwicklung ebenso zu informieren wie über entsprechende Förderprogramme. Letztere müssten besser aufbereitet werden, meinte auch Michael Krause (AiF Forschung-Technik-Kommunikation GmbH). Er forderte einen nur geringen Verwaltungsaufwand; so sollten entsprechende Anträge ganzjährig möglich sein.

Für zentrale Zugänge der Unternehmen zur Forschungslandschaft in NRW plädierte auch Alfred Schillert (Provendis GmbH). Gemeinsame Forschungsvorhaben von Wissenschaft und Wirtschaft folgten häufig aus einer "wissenschaftlich belegten Idee". Zu achten sei auf die Problematik der Patente und Schutzrechte.

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Quelle:
Landtag intern 4 - 45. Jahrgang, 9.4.2014, S. 15
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2014