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NORDRHEIN-WESTFALEN/2184: Der Weg des Landtags an den Rhein (Li)


Landtag intern 3/2015
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Der Weg des Landtags an den Rhein
Neues Angebot führt auf die Spuren des nordrhein-westfälischen Parlamentarismus

Von Wibke Busch


20. April 2015 - Das Landesparlament in Düsseldorf - gelegen direkt am Rhein: Auch fast 30 Jahre nach seiner Eröffnung gilt es als eines der beeindruckendsten Parlamentsneubauten der Nachkriegsgeschichte und ist fester Teil des Stadtbildes geworden. Die Spuren der parlamentarischen Demokratie reichen in der Landeshauptstadt aber noch viel weiter. Dies möchte der nordrhein-westfälische Landtag mit einem neuen Angebot an die Bürgerinnen und Bürger und alle interessierten Besucher Düsseldorfs deutlich machen - und schickt sie auf die "Wege der parlamentarischen Demokratie".


Denn das 1988 eröffnete Gebäude an der Düsseldorfer Rheinkniebrücke ist bereits der vierte Tagungsort des Landtags seit seiner konstituierenden Sitzung 1946. Die neuen "Wege der parlamentarischen Demokratie" führen an alle diese Orte sowie zur Villa Horion, die eine Sonderrolle einnimmt.

Geplant ist ein Rundgang, den Interessierte ab Herbst 2015 an jeder der insgesamt fünf Stationen beginnen können. An allen Stationen erhalten Bürgerinnen und Bürger auf einer Stele wichtige Informationen zum Standort und dessen geschichtlicher Bedeutung. Weiterführende Informationen werden über QR-Codes auf jeder der Stelen abrufbar sein.


In der Oper fing alles an

Der Weg führt durch die Düsseldorfer Altstadt und am Rheinufer entlang - ein reizvoller Spaziergang, auf dem die Geschichte des nordrhein-westfälischen Parlamentarismus erlebbar wird. Er führt natürlich zur Deutschen Oper am Rhein an der Heinrich-Heine-Allee - ein ganz spezieller Ort für den Landtag. Denn dort fand am 2. Oktober 1946 die erste, konstituierende Sitzung statt.

Die Abgeordneten, unter ihnen der spätere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967) und der spätere Ministerpräsident Karl Arnold (1901-1958/beide CDU) sowie der erste Regierungschef Rudolf Amelunxen (1888-1969), waren noch von der britischen Militärregierung ernannt worden. Erster Präsident des Landtags war der SPD-Politiker Ernst Gnoß. Im April 1947 wählten Rheinländer und Westfalen - 1946 in der "Operation Marriage" (Operation Hochzeit) von den Briten im neuen Land vereint - erstmals den Landtag.

Die konstituierende Sitzung blieb die einzige im Opernhaus. Die 200 Abgeordneten - jeweils 100 aus dem Rheinland und Westfalen - zog es anschließend in die Henkelwerke nach Düsseldorf-Holthausen. Zwischen dem 12. November 1946 und dem 11. Februar 1949 tagte der Landtag im dortigen "Gesolei-Saal" (Abkürzung für Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen).

Der Saal kann heute nicht mehr besichtigt werden. Daher wird eine weitere Stele am Henkel-Saal an der Ratinger-Straße - unweit des Opernhauses - an diese bewegende erste Zeit des Parlamentarismus in Nordrhein-Westfalen erinnern.

Denn die unmittelbare Nachkriegszeit und die großen Zerstörungen in der Stadt zwangen zum Provisorium. Und die neue Tagungsstätte stellte die Abgeordneten vor große Herausforderungen. Ein geregelter Betrieb war auf Dauer kaum zu organisieren - zumal der Gesolei-Saal auch für Filmvorführungen oder Mitarbeiterversammlungen genutzt wurde. Sitzungen des Landtags mussten zum Teil vorzeitig abgebrochen werden, nur die Abgeordneten in der ersten Reihe verfügten über Tische. Die übrigen legten ihre Unterlagen auf den Knien ab.


Umzug ins Ständehaus

90 Plenarsitzungen fanden im Gesolei-Saal statt. In dieser Zeit fielen viele wichtige Entscheidungen, denn der Regelungsbedarf in der Nachkriegszeit war immens. Dem Landesparlament kam zudem eine hervorgehobene Stellung zu, wurde die Bundesrepublik Deutschland doch erst 1949 gegründet.

Der Gesolei-Saal konnte aber nur eine Übergangslösung sein. Und schon der von den Briten ernannte Landtag hatte beschlossen, das Ständehaus am Düsseldorfer Schwanenspiegel wieder aufzubauen und zu nutzen. Bei Bombenangriffen war das zwischen 1876 und 1880 gebaute frühere Gebäude des Provinziallandtags der preußischen Rheinlande 1943 bis auf die Außenmauern ausgebrannt. 1947 bis 1949 wurde es neu aufgebaut - und am 15. März 1949 feierlich eröffnet.

Fast 40 Jahre lang tagte hier der Landtag. Bis das Gebäude, seit 2002 das Kunstmuseum K21, an seine Grenzen stieß, weil die Aufgaben der Landespolitik immer vielfältiger wurden. 1981 beschloss der Landtag einen Parlamentsneubau auf dem Gelände des früheren Berger Hafens. Nach sechsjähriger Bauzeit wurde das neue, einzigartige Gebäude - erbaut nach den Entwürfen des Düsseldorfer Architektenbüros Eller, Walter, Moser & Partner - am 2. Oktober 1988 feierlich eröffnet, exakt 42 Jahre nach der konstituierenden Sitzung im Opernhaus.

Somit schließt sich in diesem modernen Gebäude der parlamentarische Kreis in Düsseldorf und NRW. Einen Abstecher bieten die "Wege der parlamentarischen Demokratie" zur Villa Horion, gelegen unweit des Landtags. Das 1910/1911 erbaute Gebäude, das 1959 bis 1999 als Sitz der Ministerpräsidenten diente, ist seit 2001 eine Liegenschaft des Landtags, in der das Petitionsreferat untergebracht ist und Veranstaltungen stattfinden.

Die neuen "Wege der Demokratie" sind ein
weiteres von vielen Angeboten des Landtags für
die Bürgerinnen und Bürger. Denn als ihr Haus
versteht sich das Landesparlament. Mehr Informationen
zu anderen Angeboten wie Besuchen
und Führungen im Landtag finden Sie unter:
www.landtag.nrw.de

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Quelle:
Landtag intern 3 - 46. Jahrgang, 30.4.2015, S. 6-7
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
Carina Gödecke, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
Postfach 10 11 43, 40002 Düsseldorf
Telefon (0211) 884-25 45, -21 07, -23 09
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email@landtag.nrw.de
Internet: www.landtag.nrw.de, www.landtagintern.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2015

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