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RHEINLAND-PFALZ/2810: Perspektiven des Handwerks besprochen (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 16/2013 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 21. Mai 2013

Perspektiven des Handwerks besprochen



Auf Initiative von SPD und Bündnis 90/Die Grünen wurde der Antrag "Perspektiven des Handwerks in Rheinland-Pfalz: Wirtschaft stärken, Fachkräfte sichern, Energiewende gestalten" im Parlament diskutiert. Mit über 50.000 Handwerksbetrieben und mehr als 250.000 Beschäftigten sei das Handwerk eine tragende Säule der rheinland-pfälzischen Wirtschaft. Doch führe die positive wirtschaftliche Entwicklung im Bereich des Handwerks schon jetzt zu einem Fachkräftemangel, der in Zukunft noch weiter ansteigen werde. Der Antrag solle dem entgegenwirken und auch eine höhere Präsenz von Frauen im Handwerk sicherstellen. Die CDU sympathisierte mit dem Antrag, kritisierte aber die hohen Lehrausfälle in Berufsschulen. Der Antrag wurde in den zuständigen Fachausschuss überwiesen.

Jens Guth (SPD) lobte das gute Miteinander der Politik und des Handwerks und die Bemühungen zur Fachkräftesicherung. In der Zukunft, so Guth, sollten die bestehenden Projekte zur Zusammenarbeit von Schule und Handwerk weiter ausgebaut werden, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie vielfältig das Handwerk sei. Dadurch könne die Attraktivität der Ausbildungsberufe im Handwerk gesteigert werden. Problematisch sei nach Guth, dass in den kommenden Jahren bis zu 10.000 Ausbildungsplätze im Handwerk frei blieben. Dabei sei das Handwerk auch bei der Energiewende ein wichtiger und starker Partner, der nicht wegzudenken sei. "Die jungen Leute müssen wieder an das Handwerk, an das produzierende Gewerbe herangeführt werden", forderte Guth.

Martin Brandl (CDU) bezeichnete den Antrag als "christdemokratische Wirtschaftspolitik mit rot-grüner Überschrift." Der Antrag sei gut und bitter nötig. Doch gab Brandl zu Bedenken: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein Antrag macht noch keine gute Wirtschaftspolitik, aber wir hoffen das Beste". Brandl kritisierte, dass die Koalition einerseits Abiturraten von 70 bis 80 Prozent fordere, andererseits aber kritisiere, dass jede vierte Ausbildungsstelle im Handwerk leer bliebe. Auch sei der hohe Stellenwert, den die Landesregierung dem dualen Studium im Handwerk zuschreibe, nicht zu erkennen, hätten die Berufsschulen doch die höchsten Lehrausfallquoten.

Die Aussagen Brandls kritisierte Ulrich Steinbach (Bündnis 90/Die Grünen) heftig. "Sich den Antrag für sich zu vereinnahmen, wie Herr Brandl es getan hat, ist nur ein Ausdruck dafür, dass er keine Kritik an dem Antrag habe finden kann", folgerte Steinbach. Die Landesregierung unterstütze das Handwerk als einen der größten Anbieter von Ausbildungsplätzen und als den Wegbereiter der Energiewende nach besten Kräften. Gemeinsam mit den Schulen wolle man die Ausbildung verbessern und Fortund Weiterbildungen unterstützen. Auch die Förderung der Frauen im Handwerk stehe im Vordergrund der rot-grünen Politik, wie Steinbach betonte. Zwar würden Frauen bereits jetzt die Handwerksbetriebe mittragen, aber kaum in höheren Positionen arbeiten. Hier müsse man ansetzen, forderte Steinbach.

Auch Wirtschaftsstaatssekretär Uwe Hüser (Bündnis 90/Die Grünen) wiederholte die Forderung nach einem höheren Frauenanteil im Handwerk und mehr Existenzgründerinnen. Dies sei ein guter Weg, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Hüser betonte, dass das Handwerk viel zur Wirtschaft des Landes beitrage und die Landesregierung daher gute Kontakte zu den Selbstverwaltungsorganisationen im Bereich des Handwerks pflege.

Dies bezweifelte Arnold Schmitt (CDU) hingegen stark, seien die Handwerkskammern doch teilweise miserabel ausgestattet, wie etwa die Handwerkskammer in Trier. Darauf erwiderte Staatssekretär Hüser, dass die Situation in Trier sehr wohl der Landesregierung bekannt sei. Der Zustand der Räumlichkeiten entspreche in der Tat nicht den üblichen Standards und das Problem werde bereits angegangen.

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 16/2013, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2013