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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2038: Wilde Katzen werden zum Problem - Halter und Kommunen sind gefordert (Landtag)


Der Landtag Schleswig-Holstein
Parlamentszeitung Nr. 09 - Dezember 2013

PLENUM
Wilde Katzen werden zum Problem: Halter und Kommunen sind gefordert



Zehntausende wild lebende Katzen streifen derzeit durch Schleswig-Holstein, gefährden heimische Tierarten und verbreiten Krankheiten. Um der Lage Herr zu werden, ist Engagement vor Ort gefragt, so die Mehrheitsmeinung im Landtag.


Angesichts der "unkontrollierten Ausbreitung" der Tiere hatten die Piraten Alarm geschlagen. Sie fordern, eine halbe Million Euro im Landeshaushalt für ein Kastrationsprogramm bereitzustellen. "Wenn wir jetzt nicht anfangen, die Population nachhaltig zu kontrollieren, werden die Folgen noch intensiver werden", warnte die Abgeordnete Angelika Beer, die selbst sechs Katzen besitzt. 250.000 Euro will Beer an finanzschwache Tierhalter geben, die sich eine Kastration aus eigener Tasche nicht leisten können. Ein solcher Eingriff kostet bis zu 140 Euro. Noch einmal 250.000 Euro sollen für die Sterilisierung wild lebender Katzen aufgewendet werden. "Je länger wir diskutieren, um so mehr Katzen werden wir haben", so Beer. Denn: Eine Katze könne pro Jahr bis zu 35 Nachkommen in die Welt setzen.

Das Thema sei ernst, hieß es auch bei den anderen Fraktionen. Aber: Nicht das Land, sondern die Halter und die Kommunen seien zuallererst gefordert. "Wer sich ein Haustier zulegt, steht auch in der Pflicht für das Tier zu sorgen", betonte Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Eine Kastrationsverordnung des Landes sei nicht der richtige Weg, zumal das Problem regional unterschiedlich groß sei. Das sah auch Hauke Göttsch (CDU) so und warb für "Aktionen in den Kommunen". Die Katzen könnten mit Lebendfallen eingefangen, kastriert, gekennzeichnet und dann wieder freigelassen werden. Oliver Kumbartzky (FDP) regte an, auch die Tierärzte einzubinden, damit sie "die Besitzer von nicht kastrierten Katzen über die Probleme aufklären". Tierhalter entschlössen sich "aus freier Entscheidung" für die Anschaffung eines Vierbeiners, unterstrich Detlef Matthiessen (Grüne). Wer sich als tierlieb bezeichne, müsse sich auch um sein Haustier kümmern.

Sandra Redmann (SPD) wandte sich ebenfalls dagegen, den Landeshaushalt anzuzapfen. "Wir reden von Schuldenabbau, und gleichzeitig verlangen Sie, dass das Land Aufgaben an sich zieht und mitfinanziert, die nicht die seinen sind", sagte sie an die Adresse der Piraten. Und Flemming Meyer (SSW) verwies auf eine "Gutscheinaktion" in Nordfriesland. Dort bieten Behörden und Tierärzte einen Zuschuss zur Kastration an - erste Zahlen deuten auf eine sinkende Anzahl streunender Katzen hin. Der Umwelt- und Agrarausschuss berät das Thema weiter.
(Drucksache 18/1289)


KASTEN
 
Streunende Stubentiger

Rund 75.000 wild lebende Katzen sind nach Schätzungen des Umweltministeriums derzeit im Lande unterwegs. Ihre Zahl steigt, wegen der hohen Vermehrungsrate und weil Hauskatzen ausbüxen oder ausgesetzt werden. Die Tiere ballen sich vor allem in größeren Ortschaften und in Städten, insbesondere in der Nähe von leer stehenden Gebäuden, Supermärkten, Altenheimen und Krankenhäusern. Gegen die Katzenansammlungen kommen heimische Kleintiere und Vögel nicht an. Tierheime sind vielerorts mit den zahlreichen Katzen, die bei ihnen abgegeben werden, überfordert. Die Landesregierung hat ein Faltblatt aufgelegt, um Katzenhalter über die Situation zu informieren. Schleswig-Holsteins Jäger haben im Jagdjahr 2011/12 insgesamt 5.224 wilde Katzen zur Strecke gebracht.

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Quelle:
Der Landtag Schleswig-Holstein, Nr. 09 im Dezember 2013, S. 17
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2014