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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2172: Landtagspräsident Klaus Schlie im Interview (Der Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juli 2017
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

"Hardliner" mit pädagogischem Geschick
Landtagspräsident Klaus Schlie im Interview

von Yvonne Windel und Detlef Ziep


Klaus Schlie geht in seine zweite Amtszeit als Parlamentspräsident. Mit der Online-Redaktion des Landtages hat der ehemalige Lehrer und Innenminister über seinen politischen Überzeugungen und seine Pläne für die kommenden Jahre gesprochen.


Windel/Ziep: Herr Schlie, wer waren Ihre politischen Vorbilder?

Klaus Schlie: Innerhalb der CDU waren es Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer und Gerhard Stoltenberg. Und ich habe über viele Jahre hinweg auch Franz Josef Strauß durchaus als Vorbild gesehen. Heute beurteile ich ihn allerdings anders und differenzierter als damals.


Windel/Ziep: Wie politisch war Ihr Elternhaus?

Klaus Schlie: Sehr. Meine Großeltern mütterlicherseits lebten bei uns. Flucht und Vertreibung waren ein Thema, weil sie aus Ostpreußen kamen. Auch die Ost- und Deutschlandpolitik Willy Brandts und Egon Bahrs hat zuhause zu großen politischen Diskussionen geführt - sie wurde für falsch gehalten. Mein Vater ist geborener Möllner gewesen, stammte aus einer Handwerkerfamilie, sozusagen geborener Mittelständler. Er war Bäcker- und Konditormeister. Auch das war familiäre Prägung, es wurde nicht über Sozialdemokratie gesprochen. Bei uns waren Konrad Adenauer und Ludwig Erhard, in der Phase als ich zum ersten Mal Politik begriff, die prägenden Persönlichkeiten für meine Eltern und Großeltern.


Windel/Ziep: Der Ruf des "Hardliners" und des "Rechtskonservativen" haftet Ihnen seit Beginn Ihrer Politikkarriere an. War das für Sie ein Kompliment oder hat sie das gewurmt?

Klaus Schlie: Das war für mich ein Kompliment. Das war nichts, was mich negativ getroffen hat.


Windel/Ziep: Ist es Ihnen als Präsident schwer gefallen, den "Hardliner" abzulegen?

Klaus Schlie: Ich musste mich schon umstellen, von jemandem, der täglich fünf bis sechs Entscheidungen trifft, und der jetzt in einer Funktion ist, die sehr auf moderate, erklärende und das Parlament repräsentierende Aufgaben ausgerichtet ist.


Windel/Ziep: Sind Sie ein Machtmensch?

Klaus Schlie: Wer in die Politik geht, der strebt auch danach, Einfluss zu bekommen. Dies könnte mit Macht umschrieben werden. Macht bedeutet aber auch, die Dinge politisch anzuwenden und durchzusetzen, von denen man meint, dass sie richtig sind. Insofern bin ich jemand, der nach Macht strebt.


Windel/Ziep: Ein Lehrer war es, der sie einst für Politik begeisterte. Sie selbst waren 18 Jahre lang Realschullehrer. Lehrer bilden die häufigste Berufsgruppe im Landtag. Ist ein Pädagoge ein besserer Politiker?

Klaus Schlie: Er ist kein besserer Politiker, aber er bringt viele Dinge mit, die man in der Politik braucht. Ich bin an der Pädagogischen Hochschule ausgebildet worden, habe ein Grundstudium in Pädagogik, Psychologie und Soziologie gehabt. Es schadet mir heute als Landtagspräsident nicht, das eine oder andere pädagogische oder psychologische Element zu kennen und anzuwenden.


Windel/Ziep: Sie sind jetzt 63 Jahre alt, die Legislaturperiode dauert fünf Jahre. Was macht Klaus Schlie im Jahr 2022?

Klaus Schlie: Es gibt ehrenamtliche Tätigkeiten und Hobbys, die mich neben meinem Präsidentenamt begeistern, und um die ich mich dann noch intensiver kümmern kann, wenn die Politik nicht mehr mein Leben bestimmt. Es war schon eine Überlegung, ob ich mit 63 noch eine Legislaturperiode weitermache. Ich glaube aber, mit 68 Jahren ist es dann genug.


Windel/Ziep: Welche Akzente wollen Sie bis dahin in Ihrer zweiten Amtszeit als Landtagspräsident setzen?

Klaus Schlie: Mir geht es insbesondere darum, dass wir unsere parlamentarische Arbeit stärker in die Regionen des Landes tragen. Ich denke, wir müssen - auch aufgrund der medialen Landschaft - wesentlich intensiver an die Menschen herantreten, mit unterschiedlichen Formaten von Veranstaltungen. Ich habe manchmal den Eindruck je näher man an Hamburg kommt, desto mehr geht es im Bewusstsein der Bevölkerung verloren, dass es hier in Kiel ein eigenes Parlament und eine Landesregierung gibt.


Windel/Ziep: Gibt es weitere Schwerpunkte?

Klaus Schlie: Ein weiterer Schwerpunkt ist die politische Bildungsarbeit. Die muss gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung vorangebracht werden, gerade mit Blick auf die junge Generation. Und ich will mich als dritten Schwerpunkt weiter sehr intensiv um das Ehrenamt im Land kümmern. Vieles in unserer Gesellschaft würde nicht funktionieren, wenn wir die ehrenamtliche Arbeit nicht hätten. Sie ist ungeheuer wertvoll für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.


Das vollständige Interview lesen Sie auf:
www.sh-landtag.de/interview-lp.html

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juli 2017, S. 26
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel
Tobias Rischer (verantwortlich)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2017

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