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KULTUR/286: Umgang mit unserem kolonialen Erbe - Zeit für einen Perspektivwechsel


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 2. April 2019

Arbeitsgruppe: Kultur und Medien

Umgang mit unserem kolonialen Erbe: Zeit für einen Perspektivwechsel


Helge Lindh, zuständiger Berichterstatter:

Morgen ist die kulturpolitische Aufarbeitung des kolonialen Erbes Gegenstand einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Kultur und Medien. Die koloniale Vergangenheit Deutschlands muss aufgearbeitet und in der deutschen Erinnerungskultur verankert werden. Hierzu müssen wir uns stärker mit der afrikanischen, ozeanischen und chinesischen Perspektive vertraut machen und unsere eurozentrische Weltsicht überwinden.

"Die Debatte um den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit und der Restitution von Raubkunst hat in den vergangenen Monaten in Deutschland an Fahrt aufgenommen. Es ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, der noch viele Jahrzehnte andauern wird und unterschiedliche Arbeitsschritte erfordert: Aufarbeitung der eigenen Schuld, Überwindung der eurozentrischen Weltsicht, Dialog, Provenienz, Restitution und Kooperation.

Wenn es um die Frage der Restitution von Kunstgegenständen geht, muss es eine neue Qualität der Partnerschaft und des Austausches mit den Herkunftsländern geben. Wir haben uns vom Geist der Bevormundung, der Belehrung und eines gut gemeinten Helfenwollens zu lösen. Nicht die afrikanischen und anderen ehemals kolonisierten Länder müssen lernen, ordentlich mit ihren Artefakten umzugehen, sondern wir müssen lernen, zuzuhören, die Kontrolle aufzugeben und sie an die Herkunftsgesellschaften abzugeben.

Die Bundesregierung hat sich die Aufarbeitung des Kolonialismus im Koalitionsvertrag klar zur Aufgabe gemacht. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sprach sich dafür aus, aktiv auf die Nachfahren der rechtmäßigen Besitzer von Kunstgegenständen aus der Kolonialzeit zuzugehen, um die Objekte zurückgeben zu können. Sie muss nun darlegen, wie diese Ankündigung konkret ausgestaltet werden soll.

Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit darf nicht nur den Museen und der Fachöffentlichkeit überlassen werden. Die SPD-Bundestagsfraktion ist der Überzeugung, dass dieser Diskurs in der Mitte der Gesellschaft stattfinden muss und zu einem festen Teil des Bildungsangebotes in Lehrplänen, Schulbüchern und Hörsälen wird. Denn die Überwindung kolonialer Kontinuitäten und die Aufarbeitung der Vergangenheit ist zuallererst eine Leistung in den Köpfen."

Copyright 2019 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. April 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2019

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