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MEDIEN/286: Computerspielepreis - wir brauchen eine differenzierte Debatte


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 25. April 2012

AG Kultur und Medien

Computerspielepreis - wir brauchen eine differenzierte Debatte



Anläßlich der Pressemitteilung der Unionsfraktion zur Nominierung des Spiels "Crysis 2" zur morgigen Verleihung des Computerspielepreises erklärt der Sprecher der Arbeitsgruppe Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion Siegmund Ehrmann:

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich heute öffentlich von der Entscheidung der unabhängigen Jury zur Nominierung des Computerspiels "Crysis 2" distanziert. Als Begründung wird angeführt, daß es sich hierbei um ein Killerspiel handele und daß diese Nominierung nicht dem Sinn des Computerspielepreises entspreche und nicht vertretbar sei.

Wichtig ist festzustellen, daß es sich um die Entscheidung einer unabhängigen Jury handelt, die auch kontroverse Entscheidungen treffen kann. Dieser Jury gehören Abgeordnete des Deutschen Bundestages, auch der Union, Vertreter der Medienwirkungsforschung und Medienpädagogik, des Jugendmedienschutzes, der Computerspielbranche, Gamer-Community sowie der Fachpresse an. Sie hat ihre Entscheidung mit einer Zweidrittelmehrheit getroffen. Natürlich kann und muß man möglicherweise darüber streiten, ob diese Nominierung der eigentlichen Zielsetzung des Computerspielepreises entspricht. So kann durchaus diskutiert werden, ob in Zukunft nur solche Spiele in den Wettbewerb einbezogen werden sollen, die explizit für Kinder und Jugendlichen freigegeben worden sind. Allerdings muß festgestellt werden, daß sich die Ausrichter des Computerspielepreises, also der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Branchenverbände, einvernehmlich auf die Prüfkriterien und auf die Öffnung der Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" verständigt haben. Das Spiel "Crysis 2" entspricht diesen Kriterien.

Die SPD-Bundestagsfraktion steht einer Diskussion für eine Konkretisierung der Zielsetzung des Computerspielepreises offen gegenüber. Voraussetzung ist aber eine sachliche und differenzierte Debatte. Allein die Verwendung des Begriffs "Killerspiel" läßt Zweifel zu, ob die Union überhaupt ein Interesse an einer sachlichen und differenzierten Debatte hat. Wenn es sich bei "Crysis 2" um ein sogenanntes Killerspiel handelte, wäre es als gewalt- und kriegsverherrlichendes Spiel in Deutschland aus gutem Grund verboten. Insofern vernebelt die Union die Debatte mit der Behauptung, "Crysis 2" sei ein solches Killerspiel. Die unabhängige Jury, der auch Vertreter der Unionsfraktion angehören, hat ihre Entscheidung mit großer Mehrheit und nach Kriterien getroffen, die im Einvernehmen zwischen den Ausrichtern des Computerspielepreises, den Branchenverbänden und dem BKM, beschlossen worden sind.

Die SPD-Bundestagsfraktion ist bereit, über eine Konkretisierung der Kriterien des Computerspielepreises zu diskutieren. Sie ist allerdings nicht bereit zu akzeptieren, daß der BKM und die Unionsfraktion die unabhängige Jury diskreditieren und sich im Nachhinein von den Kriterien distanzieren, an deren Erarbeitung sie selbst beteiligt waren.

Copyright 2012 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 469 vom 25. April 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2012