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AFRIKA/1409: Afrika im Zentrum? Die neue Entdeckung Afrikas (IKvu)


Ökumenisches Netzwerk
Initiative Kirche von unten (IKvu)
Mitteilung vom 29. September 2017

Afrika im Zentrum? Die neue Entdeckung Afrikas

Konferenz Afrika-Diskurs V


Heute beginnt die 5. Konferenz Afrika neu denken mit hochkarätigen ReferentInnen aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Dabei steht das neu erwachte Interesse an Afrika im Mittelpunkt der Vorträge und Workshops.

Afrika ist in aller Munde: Politische Stiftungen, Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Bundesministerien rivalisieren um Konzepte und Rezepte. Besonders erwähnenswert sind hier "Compact with Africa" des BMF und der "Marshallplan mit Afrika" des BMZ: Beide Initiativen sind mit der deutschen G20-Präsidentschaft verknüpft. Obwohl mit Südafrika nur ein afrikanisches Land Mitglied der G20 ist, machte die Bundesregierung "Verantwortung für Afrika" zum Schwerpunkt ihrer Präsidentschaft bis Ende 2017. Auch die Bundeswehr entdeckt Afrika neu: Mali wurde zum größten Einsatzort aufgewertet. Warum dieses neue Wettrennen um Afrika? Alle diese Initiativen haben angeblich eines gemeinsam: Es geht um Frieden und Wohlstand für Afrikanerinnen und Afrikaner.

Doch mit der Ausweitung dieser "Initiativen für Afrika" mehren sich Zweifel an den offiziell formulierten Zielen: Viele BeobachterInnen erkennen in der neuen Entdeckung Afrikas vor allem geostrategische Ziele - vor allem die Durchsetzung der Abschottungspolitik der EU und ein breiterer Zugang deutscher Unternehmen zu den afrikanischen Ökonomien.

Für die Konferenz Afrika neu denken ist der Blick interessant, der in den genannten Interventionen erkennbar wird: Ist es schon wieder ein (der?) kolonialer Blick, der Afrika homogenisiert und in dem so erzeugten künstlichen Konstrukt nur Defizite sieht - für deren Lösung Deutschland und die EU dann ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen?

So ein "Afrika" wird zum Objekt von Konzepten, die von anderen entwickelt werden und bei denen einige ausgewählte afrikanische Subjekte nur für die Kommentierung- und Umsetzungsphasen gebraucht werden. Sind solche Konzepte geeignet, Frieden, Stabilität und Wohlstand zu bringen? Zweifel sind angebracht - und dies jetzt seit mehr als 50 Jahren.

Die 5. Konferenz Afrika neu denken nimmt eine andere Perspektive ein: Wir schauen auf die Vielfalt der unterschiedlichen afrikanischen Kontexte, die Lebendigkeit ihrer Subjekte und ihre Potentiale. Ihre Initiativen stoßen Veränderungen an, die lokalen Notwendigkeiten und nicht den Interessen ausländischer Strategen entsprechen. Für eine Zukunft in gerechtem Frieden in diesen jeweiligen afrikanischen Kontexten wird es darauf ankommen, diese Subjekte und deren Reallabore über die Gestaltung von Politik, Ökonomie, Kultur und den Schutz der Mitwelt zu stärken.

Aus dieser Perspektive ergeben sich zwei Hauptgebote für Akteure aller Couleurs, die es mit "Afrika" nur gut meinen: sich so zurückzuhalten, dass die Zukunft in den Händen der direkt betroffenen Subjekte bleibt, und alle militärischen, politischen und ökonomischen Interventionen stoppen, die von hier aus in vielen afrikanischen Kontexten Zerstörung bringen. Anders ausgedrückt: Was die meisten Menschen in afrikanischen Ländern brauchen, ist nicht mehr Hilfe, sondern weniger Diebstahl und Zerstörung und vor allem Räume, in denen sie ihre Kreativität zur Nutzung ihrer vielfältigen Potentiale entfalten können.

Dr. Boniface Mabanza Bambu
für den Trägerkreis Afrika-Konferenz

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Quelle:
Mitteilung vom 29. September 2017
Ökumenisches Netzwerk
Initiative Kirche von unten (IKvu)
Oscar-Romero-Haus, Heerstraße 205, D-53111 Bonn
Internet: www.ikvu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2017

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