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AFRIKA/837: Südafrika - Tod vieler Kinder wäre vermeidbar, bessere Gesundheitsfürsorge angemahnt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. August 2010

Südafrika: Tod vieler Kinder wäre vermeidbar - Bessere Gesundheitsfürsorge angemahnt

Von Kristin Palitza

Kind in Südafrika - Bild: Kristin Palitza/IPS

Kind in Südafrika
Bild: Kristin Palitza/IPS

Kapstadt, 12. August (IPS) - Als Thandi Khumalo ihre sieben Monate alte Tochter in das Rotkreuz-Kinderkrankenhaus in Kapstadt brachte, kam jede Hilfe zu spät. Das Baby, das an akutem Durchfall und Proteinmangel litt, starb nach wenigen Tagen.

Khumalo, die eigentlich anders heißt, ist HIV-positiv und hat ihr Kind nie gestillt. Vermutlich ist sie in der Klinik in ihrer Nachbarschaft nie darüber aufgeklärt worden. dass Babys, die zunächst nur Muttermilch erhalten, sich nicht so rasch wie andere mit dem gefährlichen Virus infizieren.

Da die Frau arbeitslos ist und kaum finanziell über die Runden kommt, konnte sie sich keine andere Säuglingsnahrung leisten. Monatelang erhielt das Mädchen nur Tee, der ihr nicht die notwendigen Nährstoffe zuführte. Überdies musste Khumalo das Getränk mit Wasser aus einem verschmutzten Brunnen zubereiten.

Ähnliche Fälle gibt es in Südafrika häufig. Experten beklagen, dass die hohen Defizite im Gesundheitswesen vor allem Kinder stark gefährden. Dieser Entwicklungsrückstand ist auch dafür verantwortlich, dass das Land die UN-Millenniumsziele voraussichtlich nicht erreichen wird. Bis zum Jahr 2015 soll weltweit unter anderem die Kindersterblichkeit signifikant gesenkt, die Gesundheitsversorgung für Mütter verbessert und der Anteil der Hungernden halbiert werden.

Laut dem 'South African Child Gauge 2009/10', einem jährlich erscheinenden Bericht über die Situation der Kinder im Land, sind HIV-Infektionen, Durchfallerkrankungen und Entzündungen der unteren Atemwege die häufigsten Ursachen für den Tod von unter Fünfjährigen. 80 Prozent aller Todesfälle von südafrikanischen Kindern fallen in diese Altersgruppe.


UN-Millenniumsziele in weiter Ferne

Während der vergangenen zwei Jahrzehnte sei es Südafrika nicht gelungen, die Kindersterblichkeit zu senken, kritisiert der Report, der kürzlich an der Universität von Kapstadt vorgestellt wurde. Die Millenniumsziele sehen hingegen vor, dass die Todesrate bis 2012 bereits um zwei Drittel zurückgeht.

Auch bei der Ernährung von Kindern sowie der Bekämpfung von HIV-Infektionen und Tuberkulose hinkt das Land den von der UN angesteckten Zielen weit hinterher. Der Bericht stellt immerhin fest, dass schon gewisse Fortschritte in den Bereichen Hygiene, Bildung und Gleichstellung der Geschlechter erreicht worden sind.

Der Tod vieler Kinder in Südafrika könnte vermieden werden, erklärte Haroon Saloojee von der Witwatersrand-Universität in Johannesburg. Die unzureichende Gesundheitsversorgung von Kindern führe dazu, dass sich der Teufelskreis von Armut und Tod immer weiter fortsetze, warnte der Wissenschaftler, der zum Autorenteam des 'Child Gauge' gehört. Auch die kommenden Generationen würden dies zu spüren bekommen.

Wie Saloojee warnte, hemmt Mangelernährung die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten. Die unterversorgten Kinder schneiden also auch in der Schule schlechter ab und hätten damit später weniger gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Damit sind sie stärker von Armut bedroht.

Wie der Bericht belegt, leben zwei Drittel der südafrikanischen Kinder in den ärmsten 40 Prozent der Haushalte im Land. Ein Drittel der Minderjährigen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen. Jedes fünfte Kind ist in seiner Entwicklung zurückgeblieben.


Abgestimmtes Vorgehen der Regierung gefordert

Lori Lake vom 'Children's Instítute' (CI) an der Universität Kapstadt, die den Report in Auftrag gab, kritisierte, dass dem Wohlergehen von Kindern in Südafrika nicht die notwendige Priorität gegeben werde. "Wir fordern, dass die Ministerien unter Führung des Gesundheitsressorts dazu umgehend gemeinsame Maßnahmen umsetzen", erklärte sie. Die Missstände seien mindestens seit dem Jahr 2000 bekannt. Seitdem sei aber noch nichts passiert.

Der Mediziner Louis Reynolds von der Abteilung für Pädiatrie der Universität Kapstadt appellierte an die Regierung, das Thema Kindergesundheit in den Mittelpunkt der nationalen Entwicklungsagenda zu rücken. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.polity.org.za/article/south-african-child-gauge-20092010-july-2010-2010-07-28
http://www.ci.org.za/
http://www.un.org/millenniumgoals/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=52460

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2010