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AFRIKA/883: Sierre Leone - Chinesische Agrarhilfe willkommen, Verminderung von Reisimporten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2010

Sierre Leone: Chinesische Agrarhilfe willkommen - Verminderung von Reisimporten

Von Mohamed Fofanah

Jäten einer Reisanbaufläche für Vorführungszwecke bei Lumley - Bild: © Mohamed Fofanah/IPS

Jäten einer Reisanbaufläche für Vorführungszwecke bei Lumley
Bild: © Mohamed Fofanah/IPS

Freetown, 26. Oktober (IPS) - "Ich glaube, dass ich jetzt erfolgreich bin", sagt Fanta Jabbah. "Ich kann für meine drei Kinder sorgen und meinen Mann unterstützen - jetzt habe ich in meinem Haushalt etwas zu sagen." Jabbah ist die Vorsitzende einer 26 Mitglieder zählenden Farmerorganisation in Lumley nahe der sierraleonischen Hauptstadt Freetown.

Mit Unterstützung eines Hilfsprojekts der chinesischen Regierung namens 'Wuhan Municipal Foreign Co-operation' (WMFC) hat sie es von einer Bäuerin, die ausschließlich Nahrungsmittel für den Eigenbedarf produzierte, zur Reislieferantin der Regierung gebracht, die wiederum Farmer in anderen Landesteilen mit dem Grundnahrungsmittel versorgt.

WMCF ist nicht nur in Lumley, sondern auch rund um die Städte Bo und Kenema aktiv. Das Projekt hat eine Mischreissorte und Dünger zur Verfügung gestellt und außerdem den Zugang zu elektrischen Ackerfräsen, Mähdreschern und eine Reismühlen ermöglicht.

"Die Chinesen haben uns diesen neuen Reis gegeben, und sie kamen mit ihren großen Maschinen, um das Land zu pflügen. Dann erklärten sie uns, wie wir die Saat richtig ausbringen", berichtet Jabbah.

Anfangs waren die Farmer in Lumley skeptisch, doch nach nur einer Erntesaison lösten sich ihre Zweifel auf. "Früher hatten wir mehrere Erdhaufen gebildet, die Reissaatkörner darauf geworfen und dann einfach gehofft, dass es gut ausgeht. Nun wissen wird, dass bei der Anwendung chinesischer Anbaumethoden der Reis besser wächst."


Ganzheitliche Begleitung

Xie Yu Fei, Koordinator von WMCF in Freetown, hebt den ganzheitlichen Ansatz des Projekts hervor: "Wir begleiten die Farmer durch die gesamte Saison bis zur Phase nach der Ernte." Es würden grundsätzliche Kenntnisse vermittelt: die Anwendung von Düngemitteln, die richtigen Abstände zwischen den Anbauprodukten - was besonders bei Reis sehr wichtig sei - und das Einhalten von Hygienemaßnahmen in den Farmbetrieben.

Früher seien Unkraut und andere Überbleibsel achtlos liegen gelassen worden, was erst die Verbreitung von Bakterien und dann die Zerstörung von Anpflanzungen zur Folge gehabt habe, erläutert der WMCF-Experte. Auch beraten er und seine Kollegen die sierraleonischen Farmer auch hinsichtlich der optimalen Anbauzeiten für die unterschiedlichen Agrarprodukte.

Claudius Farnnel, der im Auftrag von Sierra Leones Landwirtschaftsministerium das Projekt im Raum Freetown beaufsichtigt, spricht von sehr guten Erfahrungen mit den chinesischen Beratern. In der Vergangenheit hätten andere Entwicklungspartner ähnliche Vorführfarmen betrieben. Diese Projekte hätten sich allerdings nicht als nachhaltig erwiesen - nach drei, vier Monaten habe alles abrupt geendet, und der Aufwand sei auch im Vergleich gering gewesen. Die Unterstützung der Chinesen sei langfristig angelegt. Dabei betrugen die Investitionen bislang nicht einmal 800.000 US-Dollar.


Ertragreiche Reissorten

Farnnel ist zuversichtlich, dass diese zielgenaue Unterstützung Sierra Leones Abhängigkeit von Reisimporten deutlich vermindern wird. Die Regierung fördert den Reisanbau, um wertvolle Devisen einzusparen, die dringend für andere Zwecke benötigt werden. Ein weiterer Vorteil sind verbraucherfreundlichere Reispreise. Ein 50-Kilogramm-Sack Reis kostet in Sierra Leone derzeit umgerechnet 45 Dollar.

Ein grundsätzliches Problem ist Farnnel zufolge allerdings das Auffinden von für einen extensiven Reisanbau geeigneten Landflächen rund um Freetown. Um den begrenzten Raum bestmöglich zu nutzen, werden ertragreiche Reissorten angebaut, die das Doppelte oder Dreifache einer herkömmlichen Ernte erbringen.

Auch bei der Reisverarbeitung hat sich die chinesische Unterstützung als sehr wirkungsvoll erwiesen. Der Reis kommt sofort in die Mühle, und kein Teil der Ernte verdirbt mehr wie früher. Auf dem Markt wird der Reis dann gleich verkauft.

Seit 2005 wurden außerdem etwa 30 Farmer und Beamte des sierraleonischen Landwirtschaftsministeriums in die Volksrepublik China entsandt, um Agrarwissenschaft zu studieren und praktische Fähigkeiten zu erwerben. Inzwischen arbeiten chinesische Agrarexperten über ganz Sierra Leone verteilt. Sie geben auch ihre Kenntnisse über die Zuckerrohrherstellung an die Farmer weiter. (Ende/IPS/bs/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2010