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AFRIKA/906: Bilanz der Krisenjahre - Trotz aller Rückschläge sind Experten zuversichtlich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. November 2010

Afrika: Bilanz der Krisenjahre - Trotz aller Rückschläge sind Experten zuversichtlich

Von Thalif Deen


New York, 23. November (IPS) - Der 20. November ist Welttag der Industrialisierung Afrikas. In diesem Jahr nahmen ihn die Vereinten Nationen zum Anlass, um die Folgen der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Krisen zu bilanzieren, unter denen der Kontinent zu leiden hat. Das Fazit: Trotz aller Rückschläge konnte Afrika in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte erzielen.

Die Weltfinanzkrise habe nicht nur die Nachfrage nach afrikanischen Experten, sondern ausländische Hilfen und Auslandsüberweisungen verringert, die der Kontinent dringend benötigt, warnte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. Das Ergebnis sei ein überproportional geringerer Anteil Afrikas an der Weltwirtschaft.

"Der Kontinent litt unter einer niedrigen Produktivität, einem Mangel an Fachkräften, Infrastrukturproblemen, den hohen Kosten für Unternehmen und Ernterückständen", so auch die UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO). Die Ernährungs-, Treibstoff- und die Finanzkrise hätten dafür gesorgt, dass die Wirtschaft der Region erlahmt sei, erläuterte der UNIDO-Direktor George Assaf. "Afrika muss sich effizienter in die internationalen Märkte integrieren und internationale Marktnischen schaffen."

Doch trotz aller Rückschläge gebe es Hoffnung, betonte im letzten Monat Eckhard Deutscher, Vorsitzender des OECD-Entwicklungsausschusses (DAC). Immerhin seien die ausländischen Direktinvestitionen 2009 auf 88 Milliarden US-Dollar angestiegen. Der Betrag ist doppelt so hoch wie die öffentliche Entwicklungshilfe. Darüber hinaus sind die Auslandsüberweisungen zwischen 2000 und dem Finanzkrisenjahr 2008 auf 40 Milliarden Dollar angestiegen. "Afrika wird in Zukunft zweifellos eine wichtige Rolle spielen", versicherte Deutscher.

Auf der Negativseite steht der krisenbedingte massenhafte Verlust von Arbeitsplätzen. Nach Angaben der Vereinten Nationen verschwanden allein in Südafrika in den beiden zurückliegenden Jahren 45.000 Jobs in Folge einer rückläufigen Industrieproduktion. Im sambischen Bergbausektor mussten im November 2008 rund 6.000 Stellen gestrichen werden. In der Demokratischen Republik Kongo (DRC) sorgte 2009 die Schließung von Schmelzen für die Entlassung von rund 100.000 Arbeitern. In Lesotho stieg die Arbeitslosigkeit [von] 23 Prozent 2008 auf 29,4 Prozent 2009, geht aus einer Untersuchung des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) hervor.


Jugendarbeitslosigkeit eine "politische Zeitbombe"

Ibrahim Assane Mayaki, Generaldirektor der Neuen Partnerschaft für Afrikanische Entwicklung (NEPAD), betonte jedoch, dass die Region ein höheres Pro-Kopf-Einkommen vorweisen könne als Indien. Als größtes Problem der nächsten 50 Jahre der afrikanischen Staaten nannte er die Jugendarbeitslosigkeit. Sie sei eine tickende "politische Zeitbombe".

NEPAD ist eine von den Staats- und Regierungschefs der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) ins Leben gerufene regionale Entwicklungsinitiative. Für den NEPAD-Generaldirektor ist Wirtschaftswachstum die beste Form der Armutsbekämpfung. "Ohne Wirtschaftswachstum lässt sich auch die Armut nicht wesentlich verringern", sagte er.

Zu den afrikanischen Erfolgsgeschichten nennt das UNDP die Verdopplung der nigerianischen Agrarproduktion und der Einkünfte der lokalen Bauern. Durch ein Subventionsprogramm für Dünger konnte Malawi 2007 ein Ernteplus von 53 Prozent erzielen. Noch zwei Jahre zuvor hatte das Land ein nationales Nahrungsmitteldefizit von 43 Prozent zu beklagen. (Ende/IPS/kb/2010)


Links:
http://www.unido.org/index.php?id=1001305
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=53630


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. November 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2010