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NAHOST/490: Erschütternder Augenzeugenbericht aus Gaza (Rose Mishaan)


Erschütternder Augenzeugenbericht aus Gaza

In Gaza fand eine US-Jurastudentin das moderne "Herz der Dunkelheit"


Seit Jahren reisen junge Menschen, vornehmlich aus jenen Staaten, die als Verbündete Israels gelten, in die besetzten palästinensischen Gebiete, um die Menschen dort in ihrem Kampf gegen die Repressalien der israelischen Streitkräfte oder die Gewaltaktionen militanter jüdischer Siedler zu unterstützen. Nicht selten riskieren dabei solche ausländischen Menschenrechtsaktivisten, auch Internationale genannt, ihr Leben. Zur traurigen Berühmtheit gelangte Rachel Corrie, als sie am 16. März 2003 im Gazastreifen getötet wurde und im Anschluß an dem Vorfall Auszüge aus ihren Briefe an ihre Eltern über das an der Seite der Palästinenser Erlebte veröffentlicht wurden. Die erst 23jährige Studentin aus Olympia im US-Bundesstaat Washington wurde von einer Planierraupe einfach überfahren, als sie fahneschwenkend versuchte die Demolierung eines Wohnhauses im Grenzort Rafah durch die Israelis zu verhindern.

Von Ende Dezember 2008 bis Mitte Januar 2009 führten die israelischen Streitkräfte gegen die Hamas-Bewegung in Gaza eine brutale Militäroffensive durch, die mehr als 1300 Menschen, die allermeisten von ihnen Zivilisten, das Leben kostete. Im Februar reiste Rose Mishaan, Studentin des Hastings College of Law an der Universität Kaliforniens, als Mitglied einer Delegation der National Lawyer's Guild nach Gaza. Am 16. März, dem Todestag Rachel Corries, hat Philip Weiss, ein in linken Kreisen der USA bekannter Kritiker der Politik Tel Avivs und Washingtons im Nahen Osten, den Bericht Mishaans von ihren Erlebnissen in Gaza auf seinem Blog Mondoweiss veröffentlicht. Den Bericht hatte Weiss als E-Mail mit der Bitte um Weiterverbreitung von Adam Horowitz erhalten, einem Freund Mishaals, der diese aus gemeinsamen Tagen bei der New Yorker Gruppe Jews Against the Occupation kennt. Wegen der Eindringlichkeit der Eindrücke der jüdisch-amerikanischen Jurastudentin veröffentlicht der Schattenblick die E-Mail in einer eigenen Übersetzung.


US-Augenzeuge in Gaza:

"Die Realität eines sehr wirklichen Blutbads läßt mich nicht los."

Von Rose Mishaan

Es hat einen Monat gedauert, diese E-Mail zu schreiben. In jenem Monat habe ich einen Wirbelsturm an Emotionen auf der Suche nach einem Weg durchgemacht, die Dinge, die ich gesehen habe, zu verarbeiten. Ich habe es immer noch nicht geschafft.

Ich reiste nach Gaza mit einer Gruppe von Anwälten, um Verstöße gegen internationales Recht zu untersuchen. Wir kamen über den ägyptischen Grenzübergang in Rafah nach Gaza hinein. Am Anfang waren wir ziemlich überzeugt, daß wir nicht hineinkommen würden. Wir hatten verschiedene Geschichten von Internationalen gehört, die versuchten hineinzugelangen, denen aber dann der Grenzübertritt verwehrt wurde - weil sie nicht über die notwendigen Papiere verfügten, keinen Begleitbrief von der eigenen Botschaft hatten usw. Daher waren wir ziemlich überrascht, als man uns ohne Probleme durchließ. An der Grenze mußten wir lediglich sieben Stunden warten, was eigentlich bedeutungslos war. Sie sagten uns, wir könnten weiterreisen, also stiegen wir in den Bus und fuhren die halbe Meile zur palästinensischen Seite des Grenzübergangs. Dort überquerten wir den weltweit einzigen Grenzübergang der palästinensischen Autonomiebehörde. Wir waren die einzigen dort. Sie versahen unsere Reisepässe mit Stempeln und bereiteten uns einen Heldenempfang - luden uns zu Tee und Süßigkeiten ein. Sie konnten es nicht glauben, daß eine amerikanische Delegation nach Gaza gekommen war. Wie wir erfuhren, waren wir nach einer Gruppe Ingenieuren erst die zweite amerikanische Delegation, die Gaza seit der Offensive betreten hatte. Auf jeden Fall waren wir die erste und einzige Delegation amerikanischer Juristen. Während wir uns bemühten, dem üblichen palästinensischen Ritualempfang mit Tee und Kleinigkeiten zu entkommen und auf unsere Taxen warteten, die uns zum Hotel bringen sollten, bekamen wir eine Bombenexplosion mit. Unseren unerfahrenen Sinnen zufolge, fühlte es sich an, als wäre sie gerade unter unseren Füßen explodiert. Ich bekam es sofort mit der Angst zu tun und entschied, daß wir da schnell raus müßten. Unsere palästinensischen Gastgeber lächelten mich freundlich an und erklärten: "Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist hier normal." Irgendwie war das nicht beruhigend. Wir stiegen in unsere beiden Taxen und machten uns auf dem Weg von der Grenze zu unserem Hotel in Gaza-Stadt. Die Fahrt von Rafah bis Gaza-Stadt dauerte rund 40 Minuten. Sobald wir die Grenzzäune passiert hatten, bekamen wir die ausgebombten Gebäude zu sehen. Eine meiner Reisegefährtinnen schrie "Heilige Scheiße!" und wir schauten dorthin, wohin sie zeigte, und sahen einen riesigen Krater in einem Gebäude. Daraufhin wandte sich eine andere Reisebegleiterin zu ihr um und sagte: "Du kannst nicht jedesmal 'heilige Scheiße' rufen, wenn Du ein ausgebombtes Gebäude siehst, sonst kriegen wir alle einen Herzinfarkt." Und sie hatte Recht. Auf der ganzen, vierzigminütigen Fahrt nach Gaza-Stadt hat unser Fahrer uns die Sehenswürdigkeiten gezeigt. Er erklärte, worum es sich bei jedem ausgebombten Gebäude handelte, wer dort gelebt hatte und über welches in den Nachrichten groß berichtet worden war. Alles, was wir sahen, war Zerstörung - ein Gebäude nach dem anderen zu einem Schuttberg zusammengestürzt.

Als wir unser Hotel in Gaza-Stadt erreichten, war ich überrascht. Es stand noch - keine Bombenkrater, keine ausgebrannten Teile, und es war immer noch in Betrieb. Wir checkten ein und fanden in unseren Zimmern fließendes Wasser und Strom vor - beides Sachen, über die ich mir vor der Reise nach Gaza Gedanken gemacht hatte. An jenem ersten Abend kamen wir mit zwei Vertretern der Vereinten Nationen zusammen: der eine vom UN-Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte und der andere vom UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser. John Ging, Direktor der UNRWA in Gaza, war sichtlich aufgebracht über die jüngste Offensive. Er ist ein energischer Verfechter der Menschenrechte und der internationalen Gesetze und erzählte uns mit gesetzten Worten von den UN-Schulen, die während des Angriffs getroffen wurden. Er erklärte uns immer wieder: "Die Rechtsstaatlichkeit bedeutet, daß man jeden nach dem Gesetz gleich behandelt." Er wartet sehnsüchtig darauf, daß der Straflosigkeit Israels ein Ende gesetzt wird. Wir wurden durch eine Anlage geführt, die während der Offensive beschossen wurde. Wir sahen die ausgehöhlte Lagerhalle, nachdem sie mit weißem Phosphor beschossen worden war, und alles, was sich darin befunden hatte - Medikamente, Lebensmittel und Ersatzteile für die UN-Fahrzeuge -, zerstört wurde. John Ging berichtete uns, daß die UN-Vertreter die Israelis nach der ersten Granate angerufen und sie gebeten hätten, nicht auf das UN-Lager zu schießen, weil es Treibstofftanks auf dem Gelände gäbe. Ihnen wurde zugesichert, daß man nicht auf sie schießen würde. Kurz darauf wurde genau das Gebiet, wo sich die Treibstofftanks befanden, mit weißem Phosphor beschossen. Die Granaten trafen die Lagerhallen, und die UN-Mitarbeiter mußten ihr Leben riskieren, um die Treibstofftanks woanders hin zu verlegen, bevor das Feuer sie erreichte. Auf diese Weise konnte eine massive Explosion vermieden werden.

Die erste Nacht in Gaza war fast surreal. Es war so still, fast ohrenbetäubend. Ich war überzeugt, daß jeden Moment eine Rakete durch den Himmel angeschossen kommen und die nächtliche Ruhe zerstören würde. Es herrschte eine Atmosphäre, als könnte jeden Moment etwas passieren, aber es geschah nichts. Die Nacht wich dem Morgen, und ich wachte zum erstenmal in meinem Leben in Gaza auf.

Die Dinge, die wir an jenem Vormittag zu sehen bekamen, sollten sich als die härtesten herausstellen. Wir besuchten das Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Bevor wir hineingingen, um die Ärzte zu treffen, sahen wir auf dem Parkplatz die verzogenen Skelette ausgebrannter Krankenwagen. Auf einer Pflegestation sah ich, wie ein kleiner Junge, der vielleicht fünf Jahre alt war und die Hand seiner Mutter hielt, den Flur entlang humpelte. Er war am Bein verletzt und sah aus, als habe er Schmerzen. Die Ärzte wollten uns die Weißer-Phosphor-Fälle zeigen, weil wir danach gefragt hatten. Der Arzt zeigte auf zwei Zimmer mit Patienten, mit denen wir reden konnten. In dem ersten waren lediglich zwei Frauen. Diejenige, die der Tür am nächsten war, starrte uns einfach nur stumm an, ohne etwas zu sagen. Es stellte sich heraus, daß sie während des Angriffs ihre ganze Familie verloren hatte. Einige von uns gingen in das nächste Zimmer. Dort fanden wir Mohammad, auf dem Bett liegend, vor. Er war dick verbunden, und ihm fehlte das linke Auge. Er erzählte uns die Geschichte, wie seine ganze Familie verbrannt wurde, nachdem zwei Granaten mit weißem Phosphor das Auto der Familie getroffen hatten. Er hatte sozusagen das Glück, durch die erste Granate aus dem Auto herauskatapultiert worden zu sein. Er lag bewußtlos und brennend auf dem Boden, während einige Nachbarn ihn wegzogen. Er sah nicht, wie seine Familie - beide Eltern, sein Bruder und seine Schwester - starben. Sie waren mit dem Auto auf dem Weg zur Wohnung eines Verwandten, um sich vor dem Granatfeuer in ihrer Nachbarschaft in Sicherheit zu bringen. Es geschah während einer angeblichen, dreistündigen Feuerpause. Ihr Auto hatte es gerade einmal 70 Meter geschafft. Er und sein Bruder studierten an der Universität. Sein Bruder sollte in diesem Jahr graduieren. Als er uns dies erzählte, brach Linda, ein weiteres Delegationsmitglied, das übersetzt hatte, in Tränen aus. Mohammad ergriff ihre Hand und sagte ihr, daß alles in Ordnung sei. Seltsam, wie es dazu kam, daß die Leute uns trösteten. Der Arzt trat ein und sagte uns, sie wechselten den Verband an einem Baby, ob wir uns das ansehen wollten. Wir betraten ein Zimmer, wo wir ein Baby - rund zwei Jahre alt -, auf einem Tisch liegend, vorfanden. Es richtete sich plötzlich auf, und ich konnte sehen, daß eine ganze Seite seines Gesichts und Kopfs schwer Verbrennungen aufwies. Ich nahm an, daß es von irgendeiner Art Waffe getroffen worden war, aber es stellt sich als ein klassischer Fall von "Kollateralschaden" heraus. Als sie in der Nähe seiner Wohnung zu bombardieren begannen, war es zu seiner Mutter gerannt, die gerade Essen kochte. Plötzlich explodierte eine Bombe in der Nähe, und das ganze siedende Öl in der Pfanne der Mutter ergoß sich über das Gesicht des jungen Mädchens. Während wir da standen, hat es nur geheult und nach seiner Mutter gerufen. Während wir alle dastanden und zuschauten, fühlten wir uns hilflos und schuldig.

Wir verließen das Krankenhaus und fuhren nach Al-Zeytoun, eine bäuerliche Gemeinde am südlichen Rand von Gaza-Stadt. Zu Beginn der Bodeninvasion war sie eines der Gebiete, die am schwersten getroffen wurden. Die Gegend war fast ausschließlich von Mitgliedern der erweiterten Sammouni-Familie bewohnt gewesen. Das Dorf war häufig in den Nachrichten, nachdem die Soldaten eine Wohnung nach der anderen geräumt und die Sammounis in einem Haus untergebracht hatten, das sie daraufhin bombardierten und dabei Dutzende von Leuten töteten. Wir gingen einen ungepflasterten Weg hinauf und sahen uns den Schuttberg an. Nur ein oder zwei Gebäude standen noch; die übrigen waren völlig zerstört. Vereinzelte Zelte boten ein provisorisches Dach über den Kopf. Wir teilten uns in zwei Teams von je zwei Personen auf und fingen an, die Überlebenden zu interviewen. Wir fanden zwei Frauen, die schweigend vor einem Haufen Schutt, der einst jemandes Haus war, saßen. Zawha, eine der Frauen, berichtete von der Nacht, in der sie miterleben mußte, wie ihr Mann mit den Händen auf dem Kopf vor ihren Augen hingerichtet wurde. Daraufhin hat sie sich mit ihren Kindern in einem Hinterzimmer ihres Hauses verkrochen, während die Soldaten über ihren Köpfen Schüsse durch das Fenster abgaben. Sie hat uns die Einschußlöcher in der Hauswand, den Haufen Schutt, der früher ihr Haus war, und die Wunden auf ihrem Rücken von den Streifschüssen, die sie erhielt, als sie über ihren Kindern kauerte, gezeigt. Ihr zehnjähriger Sohn hat uns die Schrapnellwunden in seinem Bein und mit Stolz das große Stück Schrapnell gezeigt, das er in jener Nacht ohne Hilfe aus seiner Brust gezogen hatte. Seine Vettern haben uns anschließend auf eine Besichtigungstour der wenigen noch stehengebliebenen Häuser mitgenommen - darunter auch jenes, das die Soldaten als Stützpunkt benutzten, nachdem sie alle Leute in der Nachbarschaft zusammengetrieben und alle anderen Häuser demoliert hatten. Das Haus war ein einziges Chaos. Alle Habseligkeiten der Familie hatte man in die Nähe des Grundstückszauns geworfen. Tüten mit dem Kot der Soldaten lagen überall draußen herum. Innen war das Haus verwüstet. Die Soldaten hatten fast jede freie Fläche mit Graffiti bedeckt: "Tod den Arabern"; "Ohne die Araber wäre die Welt ein besserer Ort"; "Tötet die Araber". Fieberhaft machte ich Notizen von den Geschichten über Zeytoun und knippste Fotos, um nicht innehalten und darüber nachdenken zu müssen, was dort geschehen war.

Im Verlauf des Tages hörten wir Bombenexplosionen in der Ferne. Ich zuckte immer noch etwas hoch, wenn ich die Schockwellen vernahm, und ich kann nicht sagen, daß sie mich nicht nervös machten. Die Palästinenser, die wir trafen, zuckten dagegen nicht einmal mit den Wimpern. Sie wußten, wann sie in Gefahr waren, und sie wußten, daß es keinen Grund zur Aufregung gab. "Ach, sie bombardieren einfach die Tunnel" oder "Das alles passiert weit im Norden", sagten die Leute. Ein schwacher Trost.

Wir trafen Sanitäter vom Palästinensischen Roten Halbmond. Sie berichteten uns, wie auf sie geschossen wurde und sie manchmal getroffen wurden, während sie versuchten, Verletzte zu bergen. Wir begegneten Mitgliedern von Menschenrechtsorganisationen, die uns von den Schwierigkeiten erzählten, verläßliche Daten zu sammeln und allen zu helfen, während weit und breit solche Verwüstung vorherrscht. Wir begegneten einem Psychiater in Gaza-Stadt, der eines der wenigen Zentren für Geisteskranke betreibt. Er fragte sich, wie man eine Bevölkerung von 1,5 Millionen Menschen, die alle unter post-traumatischen Streßsyndrom litten, behandeln sollte. "Hören Sie sich an, wie die Kinder ihre Geschichten erzählen", sagte er uns. "Sie berichten davon, als wäre alles jemand anderem passiert." Offenbar ist das eines der Symptome des post-traumatischen Streßsyndroms. Und wir sind immer wieder darauf gestoßen. Ob es sich um den kleinen Jungen, der das Erlebnis der Hinrichtung seines Vaters beschrieb, oder Kinder, die uns das Schrapnell zeigten, das sie sich aus sich und den Leichen ihrer getöteten Verwandten zogen, oder ein kleines Mädchen, das erzählte, wie ihr Haus zerstört wurde, handelte, keiner von ihnen ist zusammengebrochen, keiner von ihnen hat geweint, keiner von ihnen schien Angst zu haben. Es herrschten die komplette Distanzierung von dem Grauen, das sie durchlebten, und Identifizierung damit vor. Eine gezeichnete Generation, die diesen Konflikt erben wird.

Ich habe Gaza verlassen, indem ich als Anhalterin von einem Auto voller Journalisten der BBC mitgenommen wurde. Wir fuhren in einem Land Rover mit den Buchstaben "TV" auf der Haube die Küstenstraße, welche über die ganze Länge des Gaza-Streifens verläuft, hinunter. Ich erinnere mich, wie mir klar wurde, daß es das erste Mal war, das ich in Palästina das Meer gesehen hatte. Was für ein komisches Gefühl - in einem Land zu sein, das ich so gut kenne, und dennoch an einem Ort zu sein, der einem vollkommen unvertraut ist. Das Privileg zu genießen, dort hingehen zu können, und die Erleichterung, dort auch wieder weggehen zu können, rangen in meinem Kopf miteinander. Der Übergang zurück nach Ägypten war kurz und schmerzlos. Doch sobald ich Rafah von der anderen Seite erblickte, spürte ich einen tiefen Schmerz des Bedauerns und der Schuldgefühle, der wochenlang nicht nachließ. Bedauern, dort weggegangen zu sein, bevor meine Arbeit abgeschlossen war, und Schuldgefühle, weil ich dort rausgewollt hatte.

Gaza war mit nichts zu vergleichen, was ich jemals gesehen hatte. Die Realität eines sehr wirklichen Blutbads läßt mich nicht los. Ich sah, was dieser Angriff den Menschen - wirklichen Menschen - angetan hatte. Ich schaute ihnen in die Augen, hörte ihren Erzählungen zu und sah ihre Wunden. Das machte den Krieg wirklicher, als ich ihn jemals hatte erleben wollen. Es vergeht immer noch kein Tag, an dem ich nicht an das denke, was ich gesehen und gehört habe, und mich wegen des Weggangs schuldig und traurig darüber fühle, daß Menschen dort weiterhin mit solchem Schmerz, Angst, Traumata und Verlust leben. Ich glaube, daß der härteste Aspekt darin besteht, zu wissen, daß wir als Weltgemeinschaft die Palästinenser in Gaza völlig im Stich gelassen haben. Wir standen einfach da, schauten zu, wie sie starben, und rechtfertigten unsere eigene Tatenlosigkeit. Das ist eine Sache, weswegen wir uns alle etwas schämen müßten.


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Quelle:
US Eyewitness in Gaza: "The reality of a very real bloodbath set in..."
http://www.philipweiss.org/mondoweiss/2009/03/us-eyewitness-in-gaza-as-a-
world-we-utterly-failed-the-palestinians-of-gaza-we-stood-and-watched-the.html
Originalartikel veröffentlicht am 16.03.2009


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2009