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BERUF/1497: Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt gerät ins Stocken (idw)


Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) - 13.12.2012

Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt gerät ins Stocken



Der positive Trend der vergangenen Jahre auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist im Jahr 2012 ins Stocken geraten. Das ist das Ergebnis der statistischen Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die am Donnerstag aus Anlass der Sitzung des BIBB-Hauptausschusses in Bonn veröffentlicht wurden. Sie basieren auf der BIBB-Erhebung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Stichtag 30. September und der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Demnach ist das Ausbildungsplatzangebot im Vergleich zum Vorjahr um 14.500 Plätze (-2,4 %) auf rund 584.500 gesunken. Die Ursachen hierfür liegen im Wesentlichen in der im Laufe des Jahres nachlassenden Konjunktur, im geringeren Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze (-10.000 beziehungsweise -1,8 %), sowie im Abbau des außerbetrieblichen Ausbildungsplatzangebots (-4.600 beziehungsweise -15,0 %).

Rückläufig war in diesem Jahr auch die Ausbildungsplatznachfrage. Ihr Umfang nahm im Vergleich zum Vorjahr um rund 14.200 Personen (-2,2 %) auf nunmehr 627.300 ab. Dieser Rückgang ist maßgeblich auf die demografische Entwicklung zurückzuführen.

Da das sinkende Ausbildungsplatzangebot mit einer gleichzeitig sinkenden Nachfrage einherging, sind die Ausbildungschancen der Jugendlichen insgesamt gesehen nahezu unverändert geblieben. Standen im Jahr 2011 für 100 Bewerberinnen und Bewerber rein rechnerisch 93,4 Ausbildungsplatzangebote zur Verfügung, so sind es in diesem Jahr 93,2. Betrachtet man ausschließlich die rein betrieblichen Angebote, so hat sich die Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) sogar um 0,5 Prozentpunkte auf 89,1 verbessert.

Sinkendes Angebot und sinkende Nachfrage haben jedoch dazu geführt, dass bundesweit in diesem Jahr lediglich 551.300 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden sind. Dies bedeutet einen Rückgang um 18.100 Verträge (-3,2 %). Einen ähnlich niedrigen Wert gab es seit der Wiedervereinigung nur noch im Jahr 2005. Die geringe Zahl an neuen Ausbildungsverträgen kam auch deshalb zustande, weil es deutlich schwieriger geworden ist, die Ausbildungsplatzangebote der Betriebe mit den Ausbildungswünschen der Jugendlichen sowohl regional als auch beruflich zusammenzuführen.

So nahm ungeachtet des insgesamt sinkenden Ausbildungsplatzangebotes die Zahl der noch unbesetzten Stellen um 3.600 (+12,1 %) auf insgesamt 33.300 zu. Die Quote der Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden konnte, stieg bundesweit auf 5,7 %. Ein so hoher Wert wurde zuletzt 1996 registriert. Besonders schwierig war es dabei für das Handwerk, Bewerber zu finden. Hier blieben 10.500 Ausbildungsplätze ungenutzt. Drei Jahre zuvor waren es nur 4.700 gewesen. Der Anteil der erfolglosen Ausbildungsplatzangebote im Handwerk lag 2012 bundesweit bei 6,6 %, im Osten Deutschlands stieg dieser Wert sogar auf 8,1 %.

Gestiegen ist auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die zum Stichtag weiterhin auf Ausbildungsplatzsuche sind. Sie umfasst 76.000 Personen (+3.900 beziehungsweise +5,4 %). Darunter befinden sich 15.700 Jugendliche ohne und 60.400 Jugendliche mit alternativer Verbleibsmöglichkeit.

Für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses stellen die negative demografische Entwicklung und die "Passungsprobleme" zwischen Angebot und Nachfrage die größten Herausforderungen der kommenden Jahre dar. 2013 wird der seit fünf Jahren zu beobachtende Trend sinkender Schulabgängerzahlen zwar kurzfristig unterbrochen. Grund hierfür ist unter anderem, dass in Nordrhein-Westfalen und Hessen doppelte Abiturjahrgänge ihre Schulzeit beenden. Ab 2014 wird sich dann aber der Negativtrend bei den Schulabgängerzahlen weiter fortsetzen. Im Wesentlichen wird Westdeutschland hiervon betroffen sein. In Ostdeutschland hat sich die Zahl der Jugendlichen, die ihre Schulzeit beenden, nach beträchtlichen Einbrüchen in den vergangenen Jahren wieder stabilisiert und wird in der nächsten Zeit auf niedrigerem Niveau verharren.

Eine differenzierte Analyse findet sich in der Internetpublikation des BIBB "Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2012" unter
www.bibb.de/ausbildungsmarkt2012

Statistiken und Tabellen im Internetangebot des BIBB unter:
www.bibb.de/naa-2012

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution630

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Andreas Pieper, 13.12.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2012