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HOCHSCHULE/1957: Konzept und Kommunikation der Third Mission von Hochschulen (idw)


Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 09.06.2015

HoF-Publikation: Konzept und Kommunikation der Third Mission von Hochschulen


Der Begriff "Third Mission der Hochschulen" wird zwar häufig verwendet, doch fehlt bislang ein in sich konsistentes Verständnis. Auf Basis vorhandener Ansätze wurde nun ein systematisch abgestütztes und praktikables Konzept entwickelt. Dieses kann auch die Kommunikation der Hochschulen zu ihren Third-Mission-Aktivitäten anleiten.


Dass Hochschulen heute weit mehr tun, als grundständige Studienangebote und zweckfreie Grundlagenforschung zu betreiben, ist hinlänglich bekannt. Aufgaben wie Weiterbildung, Wissenstransfer oder Gründungsförderung sind mittlerweile an vielen Hochschulen gängige Bestandteile des Leistungsportfolios. Die etablierten Leistungsbewertungssysteme - etwa im Rahmen der LOM - bilden solche Aktivitäten allerdings bisher unzureichend oder gar nicht ab. Ebenso sind Hochschulen und ihre Leitungen heute typischerweise nicht umfassend aussagefähig zu diesen Aktivitäten.

Entsprechend gering ausgeprägt ist die Kommunikationsfähigkeit zu dem Thema. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Außenkommunikation über Hochschulaktivitäten, welche die traditionellen Bereiche von Lehre und Forschung überschreiten, vor allem eines: unsystematisch. Ein kohärentes Kommunikationsformat, das die gesellschaftsbezogenen Aktivitäten einer Hochschule ganzheitlich dokumentiert und diesbezügliche Entwicklungen sichtbar macht, könnte hier Abhilfe schaffen: eine Third-Mission-Bilanz.

Es gibt jedenfalls eine Reihe gewichtiger Gründe, über Third-Mission-Aktivitäten zu berichten: deren Bedeutung für die Legitimitätssicherung der Hochschulen; ihre Wirksamkeit als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit; sich damit ergebende Möglichkeiten zur Profilbildung; die integrierende Wirkung auf externe Anspruchsgruppen der Hochschulen.

Darüber hinaus können sich positive Rückkopplungen durch die Berichterstattung ergeben: hochschulinternes Bekanntwerden der einschlägigen Leistungsfähigkeit, daraus sich entwickelnder Ausbau der Third-Mission-Aktivitäten, die Einbindung der Third Mission in Leistungsbewertungssysteme und ihre Integration in die strategische Entwicklung der Hochschule.

Da das Verständnis der Third Mission von Hochschulen uneinheitlich ist, wurde zunächst eine Systematik und Definition der Third Mission entwickelt. Dabei werden Aktivitäten zum einen von den Kernaufgaben Lehre und Forschung abgegrenzt, zum anderen von dem, was zwar nicht zu Lehre und Forschung zählt, aber auch nicht mehr als Third Mission zu verstehen ist:

Die Third Mission beschreibt demnach Aktivitäten einer Hochschule, die im Kontext von Lehre und Forschung stattfinden, ohne selbst oder ohne allein Lehre bzw. Forschung zu sein. Die Aktivitäten sind dadurch charakterisiert, dass sie

• Adressaten außerhalb der akademischen Sphäre einbeziehen,
• gesellschaftliche Entwicklungsinteressen bedienen, die mit der herkömmlichen Leistungserbringung in Lehre und Forschung allein nicht zu bedienen sind, und
• dabei unter anderem Ressourcen aus Forschung und/oder Lehre nutzen.

Nicht zur Third Mission gezählt werden dagegen Aktivitäten, die (a) Teil des grundständigen Studienangebots sind bzw. fachübliche Forschungsaktivitäten darstellen oder (b) keinerlei Bezug zu den Kernaufgaben Lehre und Forschung aufweisen.

Dieser Definition folgend wird die Third Mission in drei Aufgabenbereiche gefasst: Weiterbildung, Technologie- und Wissenstransfer sowie gesellschaftliches Engagement.

Eine Berichterstattung darüber wäre chancenlos, wenn sie auf eine weitere bürokratisierende Prozedur hinausliefe. Dem lässt sich entgehen, indem die Prozessketten der bereits vorhandenen hochschulischen Berichterstattungen systematisch erfasst und auf ihre Nutzbarkeit für die Third-Mission-Berichterstattung geprüft werden.

Lehr- bzw. Forschungsberichte z.B. können eine wichtige Quelle für Zweitverwertungen sein. Zahlreiche Berichtspflichten der Hochschulen sind heute bereits etabliert und haben zumindest partiell Berührungspunkte zur Third Mission. Das Ziel sollte ein flexibles Bilanzmodell sein, mittels dessen jede Hochschule auf Basis ihrer ohnehin bestehenden Datengrundlagen eine Third-Mission-Bilanz erstellen kann.

Die Berichterstattung Third Mission kann schrittweise ausgebaut werden und in der letzten Ausbaustufe aus vier Modulen bestehen:

1. die thematisch strukturierte Auflistung der Third-Mission-Aktivitäten und deren Eckdaten, wie Ansprechpartner, Kooperationspartner, Fachbereich, Mittelvolumen und Laufzeit;

2. die Ergänzung der Auflistung durch Verweise auf weitere Dokumentationen bzw. Kurzdarstellung und weiterführende Internetlinks;

3. eine Zusammenstellung von aussagekräftigen Kennzahlen, Indikatoren sowie Evaluationsergebnissen;

4. Beschreibung der Ziele und Zielerreichungen sowie langfristiger Wirkungen und Erfolge. Dabei können auch anekdotische Erfolgsstories (story telling) sowie Bildmaterial zum Einsatz kommen.


Justus Henke / Peer Pasternack / Sarah Schmid:
Viele Stimmen, kein Kanon.
Konzept und Kommunikation der Third Mission von Hochschulen (HoF-Arbeitsbericht 2/15),
Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2015.
107 S. ISBN 978-3-937573-47-2


Weitere Informationen unter:
http://www.hof.uni-halle.de/publikation/hof-ab-2-15-viele-stimmen-kein-kanon/
http://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/01_AB_Third-Mission-Berichterstattung.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution370

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, Kerstin Martin, 09.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2015

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