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WESTSAHARA/062: Junger Saharaui aus den Lagern im Hungerstreik für sein Recht auf Familienbesuch (UPES)


Junger Saharaui aus den Lagern fordert mit einem Hungerstreik sein Recht, die Familie in der besetzten Zone zu besuchen

UPES - Freitag, 1. April 2011


Im folgenden eine heute von ihm herausgegebene Erklärung, die seine Entscheidungen und Bedingungen klarstellen soll. Er ist seit dem 7. März im Hungerstreik (zum jetzigen Zeitpunkt seit 26 Tagen), seit 29. März wurde er dreimal ins Krankenhaus gebracht. Das UNHCR erklärt, Marokko sei nach wie vor nicht bereit zu kooperieren und ihm zu erlauben, seine Familie zu besuchen. Ihm wurde das Recht verweigert, am von der UNO überwachten Familienbesuchsprogramm teilzuhaben (im Rahmen der sogenannten vertrauensbildenden Maßnahmen). Marokko stellte sich aus politischen Gründen einen Tag vor dem Abflug gegen sein Kommen.


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Erklärung von Mohamed Hassanna

Ich schreibe diesen Brief an all die Menschen und Organisationen, die den Hungerstreik unterstützen, den ich am vergangenen 7. März begonnen habe, um mein Recht einzufordern, ohne jede Einschränkung und ohne Repressalien von seiten der marokkanischen Behörden, die mir den Besuch in meinem Land aufgrund meiner politischen Haltung zum Konflikt in Westsahara verweigern, am Programm für vertrauensbildende Maßnahmen in Form gegenseitiger Familienbesuche teilzunehmen.

Bei klarem Bewußtsein und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte erkläre ich meine Entschiedenheit, weiter mit allen verfügbaren friedlichen Mitteln für mein Recht zu protestieren, welches Opfer auch immer das erfordert. Deshalb fordere ich alle, die mich unterstützten wollen, auf, meinen Willen zu respektieren, friedliche und zivilisierte Formen des Protestes zu wählen und jede Art von Gewalt, Provokation oder Ungeduld auf jeden Fall zu vermeiden, da ich der festen Überzeugung bin, daß Gewalt die Waffe der Schwachen ist und das Mittel der Wahl jener, die nicht das Recht und keine überzeugenden Argumente hinter sich haben.

Bei klarem Bewußtsein und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte möchte ich zudem noch einmal nachdrücklich wiederholen, daß ich das Beobachtungskomitee und seinen Leiter, Abdeslam Omar, den Präsidenten der AFAPREDESA [1], als meine Repräsentanten ermächtige, meinen Willen und meine Entscheidungen zum Ausdruck zu bringen, sollte ich die Fähigkeit, mich direkt verständlich zu machen, teilweise oder vollständig verlieren oder für den Fall, daß ich ins Koma fallen oder irgend einen anderen Unfall erleiden sollte. Ich betrachte Abdeslam also als meinen Sprecher. Und diese Entscheidung ist gefallen, um jede Art Verwirrung zu vermeiden und eine bessere Koordinierung der Solidaritätsbewegung zu ermöglichen.

Abschließend würde ich gern allen Mitgliedern des Komitees von Herzen danken, die Tag und Nacht meinen Zustand überwachen, sowie allen jungen Männern und Frauen, Saharauis und Ausländern, die sich mit mir solidarisch erklärt haben und deren Zahl jeden Tag weiter wächst. Ich bedanke mich bei allen Institutionen, Gewerkschaften und Vereinigungen sowie den Militanten der algerischen und saharauischen Pfadfinderbewegungen und allen Bürgern, die mich in diesem legalen Kampf unterstützen. Ich danke den saharauischen Behörden, repräsentiert durch das Gesundheitsministerium, für die mir geleistete medizinische Hilfe, und ich danke allen Söhnen und Töchtern des saharauischen Volkes im Widerstand, insbesondere in den besetzten Zonen der Westsahara, die ihre Solidarität mit unterschiedlichen Mitteln zum Ausdruck gebracht haben. Allen teile ich mit: "Ein Recht geht solange nicht verloren, wie es von jemandem eingefordert wird", und ich werde meinem Schwur treu bleiben, bis Gott tut, was auch immer Er zu tun beabsichtigt.

"Das ganze Heimatland oder Märtyrertum."


Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:

[1] AFAPREDESA: La Asociación de Familiares de Presos y Desaparecidos Saharauis = Vereinigung der Familien saharauischer politischer Gefangener und Verschwundener
AFAPREDESA ist eine 1989 in den Flüchtlingslagern von Tindouf gegründete saharauische Menschenrechtsorganisation mit Sitz in den algerischen Lagern und in Spanien. Sie kämpft gegen Menschenrechtsverletzungen, die von marokkanischer Seite in den besetzten Gebieten Westsaharas begangen werden, mit besonderem Schwerpunkt auf den saharauischen 'Verschwundenen'.
Offizielle Website: www.afapredesa.org


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Quelle:
Erklärung von Mohamed Hassanna
Saharauische Flüchtlingslager, 1.4.2011
weitergeleitet von: Saharawi Journalists and Writers Union, UPES
Internet: www.upesonline.info und www.upes.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2011