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AKTION/076: Foodsharing in Berlin bald ohne Fair-Teiler? (Foodsharing)


Foodsharing - Presseerklärung, 23. Januar 2017

Foodsharing in Berlin bald ohne Fair-Teiler? - Initiative protestiert mit 40.000 Unterschriften


Wir haben die staatlich verordnete Lebensmittelverschwendung satt! Die Politik hat sich Nachhaltigkeit und die Förderung bürgerschaftlichen Engagements auf die Fahnen geschrieben. Wir von Foodsharing leben diese Prinzipien. Als Dank dafür legt man uns Steine in den Weg.

Am kommenden Donnerstag, dem 26.1. um 18:30 Uhr wollen wir der neuen Staatssekretärin für Verbraucherschutz im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema "Wie isst die Stadt?" im bzw. vor dem August Bebel Institut, Müllerstr.163, 40 000 Unterschriften unserer Petition zum Erhalt der Fair-Teiler überreichen.

Berlin bleibt stur und versiegelt Fair-Teiler

Vor zwei Wochen wurden unsere Kühlschränke zur Lebensmittelweitergabe, die Fair-Teiler, in Pankow erneut versiegelt und die betroffenen Hausverwaltungen aufgefordert, sie zu entfernen.

Nach zähen Gesprächen im vergangenen Jahr mit der ehemaligen Staatssekretärin Sabine Töpfer-Kataw, mit dem ehemaligen Stadtrat Thorsten Kühne und dem Leiter der Lebensmittelaufsicht Pankow, Herrn Dr. Lutz Zengerling, schien es zwischenzeitlich zu einer Duldung gekommen zu sein. Wie der erneute Behörden-Aktionismus zeigt, war das ein Irrglaube.

So wird auch das von der Politik formulierte Ziel, die Lebensmittelverschwendung bis 2020 zu halbieren, konterkariert: Während wir vom Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft für unser Engagement mehrfach ausgezeichnet wurden, bremst uns die Berliner Verwaltung aus. Dabei könnte die soziale Innovation der Fair-Teiler eine tolle Werbung für Berlin sein.

Ermessensspielräume nutzen

In anderen Bundesländern werden die Spielräume genutzt, die das EU-Recht auf lokaler Ebene vorsieht, denn unsere Kühlschränke sind keine Lebensmittelbetriebe! In Wien werden die Fair-Teiler sogar staatlich gefördert und in öffentlichen Gebäuden aufgestellt. Unsere Berliner Fair-Teiler sollen hingegen abgeschafft werden. Denn die mit der absurden Einordnung als Lebensmittelbetriebe einhergehenden Auflagen (u.a. ständige Anwesenheit einer Aufsichtsperson, genaue Buchführung über Herkunft und Inhaltsstoffe) sind für uns als Ehrenamtliche nicht realisierbar. Wenn der Senat die Position der Pankower Lebensmittelkontrolleure teilt, soll er entsprechendes Personal finanzieren und Räumlichkeiten zu Verfügung stellen.

Geringes Gefahrenpotenzial - enormes Behördeninteresse

Seit Bestehen des foodsharing-Netzwerkes wurden bundesweit viele tausend Tonnen Lebensmittel gerettet, geteilt und verzehrt. Dabei ist es unseres Wissens noch nie zu einer Gesundheitsgefährdung gekommen. Unsere Hygieneregeln, die mit Vertretern staatlicher Lebensmittelkontrollbehörden entwickelt wurden, liegen im Interesse aller FoodsharerInnen, die die Fair-Teiler nutzen. In erster Linie werden dort Backwaren, Gemüse und Obst weitergegeben - Lebensmittel also, deren Gefahrenpotenzial gering ist. Problematische Lebensmittel (Gehacktes, Rohprodukte u.ä.) sind von der kurzfristigen Zwischenlagerung in den Kühlschränken ausgeschlossen. Reinigung und Kontrolle der Fair-Teiler erfolgen täglich.

Werden unsere Fair-Teiler nun tatsächlich geschlossen, ist zu erwarten, dass Lebensmittel an diesen etablierten Orten trotzdem weiter verteilt werden - dann jedoch "wild", also unkontrolliert und unter hygienisch zweifelhaften Bedingungen. Wie kann das im Interesse der Lebensmittelaufsicht sein? Unsere Fair-Teiler sind die bessere Alternative. Sie bilden außerdem einen unabdingbaren Bestandteil unserer Arbeit und müssen deshalb erhalten werden!

Wir haben die staatliche Bevormundung satt!


Petition "Rette die Fair-Teiler!":
https://weact.campact.de/petitions/rette-die-foodsharing-fair-teiler-gegen-staatlich-verordnete-lebensmittelverschwendung

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Quelle:
Foodsharing
Presseerklärung, 23.01.2017
weitergeleitet durch:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2017

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