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INTERNATIONAL/014: Fukushima-Folgen für Japans Bauern (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 344 - Mai 2011
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Fukushima-Folgen für Japans Bauern

Die Landwirtschaft in Japan ist eingezwängt zwischen Meer und Gebirge und jetzt auch noch von Radioaktivität bedroht


Die von der Atomkatastrophe betroffenen Landwirte, die Haus und Hof verloren haben und deren Flächen dauerhaft belastet sind, haben vom Atomkonzern Tepco eine bessere Informationspolitik und rasche Entschädigungen gefordert. Durch Tsunami und radioaktive Belastung sind nach unterschiedlichen Schätzungen etwa 8 bis 20 Prozent der japanischen Agrarproduktion betroffen. Die Nordinsel Honshu, in der Fukushima liegt, ist eine der wichtigen Agrarregionen des Landes. In Japan werden wegen der gebirgigen Zerklüftung und der Baulandversiegelung nur 13 Prozent des fruchtbaren Vulkanbodens landwirtschaftlich genutzt, zu 76 Prozent von Zu- und Nebenerwerbsbetrieben. Trotz intensivster Produktionstechnik auf den durchschnittlich nur 1,8 Hektar großen Betrieben, hoher Subventionen und Importschutz versorgt sich Japan mit seinen 130 Millionen Einwohnern nur zu 40 Prozent mit Lebensmitteln und will diesen Anteil auf 50 Prozent steigern.

Japan hat bei Weizen einen Selbstversorgungsgrad von 14 Prozent, bei Bohnen von 9 Prozent, bei Gemüse von 82, bei Obst von 41, bei Zucker von 33, bei Fleisch von 56 und bei Fisch von 62. Lediglich bei Reis, der 70 Prozent der Anbaufläche einnimmt, besteht Selbstversorgung. Flächen- und einkommensmäßig relevant ist auch die stadtnahe Gemüseproduktion. Trotz der Laktose-Unverträglichkeit vieler Japaner spielt auch die Milcherzeugung für 30.000 Bauern mit 1,1 Millionen Kühen eine wichtige Rolle. Der Rindfleischkonsum steigt infolge der liberalisierten Einfuhren aus den USA an. Auch in anderen Bereichen fürchten die japanischen Bauern die zunehmenden Liberalisierungsforderungen der Welthandelskonferenz WTO.

Das Interesse des weltweiten Agrobusiness besteht denn auch vor allem in der Nutzung möglicher Exportmöglichkeiten infolge der Schäden in der japanischen Landwirtschaft. Eine Studie der Rabobank fällt dazu eher ernüchtern aus: Japan werde nur begrenzte zusätzliche Mengen an Futtermais und Sojabohnen importieren (2 bzw. 1,4 Prozent der Welterzeugung). Auch die Zusatzimporte bei anderen Produkten sind der Rabobank zufolge - in Relation zu den auf den Weltmärkten gehandelten Mengen - nicht sehr groß. (en)


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 344 - Mai 2011, S. 20
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2011