Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → ERNÄHRUNG

INTERNATIONAL/066: Mexiko - Mais-Importe ade, Land will wieder Selbstversorger werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2012

Mexiko: Mais-Importe ade - Land will wieder Selbstversorger werden

von Emilio Godoy


Eingelagerte Maiskolben in Yaluma, Chiapas - Bild: © Mauricio Ramos/IPS

Eingelagerte Maiskolben in Yaluma, Chiapas
Bild: © Mauricio Ramos/IPS

Mexiko-Stadt, 26. Oktober (IPS) - Mais ist in Mexiko ein Grundnahrungsmittel und seit Jahrhunderten wichtiger Bestandteil von Küche und Kultur des lateinamerikanischen Landes. Doch schon lange kann die heimische Nachfrage nur noch durch Importe gestillt werden. Das könnte sich bald ändern: Einer aktuellen Studie zufolge wäre Mexiko in zehn bis 15 Jahren durchaus in der Lage, zum Selbstversorger zu werden. Die Regierung müsste lediglich die kleinbäuerliche Landwirtschaft stärker unterstützen.

Vor allem muss mehr in Bewässerungssysteme investiert werden, um trotz der sich häufenden Dürreperioden gute Ernten erzielen zu können, heißt es in der Machbarkeitsstudie zum Potenzial des Maisanbaus in Mexiko vom 'Woodrow Wilson Center' mit Sitz in Washington, USA. Dafür könne auf vorhandene Süßwasserreserven zurückgegriffen werden.

"Dieses Jahr war der Ertrag wegen des Klimawandels geringer als sonst", sagte der Landwirt Carmelo Pacheco aus dem südmexikanischen Bundesstaat Guerrero gegenüber IPS. Darüber hinaus schwanken die Preise erheblich.

Drei Millionen Bauern pflanzen in Mexiko Mais auf insgesamt acht Millionen Hektar Land. Zwei Millionen von ihnen bauen ausschließlich für den Eigenbedarf an. Jedes Jahr muss Mexiko zehn Millionen Tonnen Mais importieren - hauptsächlich aus den USA -, um die Bevölkerung ausreichend versorgen zu können.


Vom Import- zum Exportland

Der Studie des Woodrow Wilson Centers zufolge könnte diese Lücke in den kommenden zehn bis 15 Jahren gefüllt werden. Dann könnte Mexiko pro Jahr 33 Millionen Tonnen Mais produzieren. Auch die wegen des Bevölkerungswachstums im Jahr 2025 benötigten 39 Millionen Tonnen könne Mexiko erzielen. Möglicherweise wäre sogar eine Überproduktion möglich, sodass Mais exportiert werden könnte.

Um dies zu erreichen, muss auf bisher ungenutzte Landreserven zurückgegriffen werden. Auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft spielt eine große Rolle. Darüber hinaus bietet eine Rückbesinnung auf die große Artenvielfalt der Maispflanzen eine Chance, die Produktion zu steigern, so Antonio Turrent, einer der Autoren der Studie und Mitarbeiter am Nationalen Institut für Forstwissenschaft in Mexiko.

Der Mais hat hohe Symbolkraft in Mexiko und den umliegenden Staaten. Er ist tief mit den präkolumbianischen Kulturen der Region verwurzelt und hat von hier seinen Weg in entlegene Winkel der Welt gefunden. 59 unterschiedliche Sorten sind in Mexiko beheimatet mit insgesamt 209 Varietäten.

Wenn die Bewässerungssysteme verbessert und deren Effizienz um 60 bis 70 Prozent gesteigert werden könnte, dann kann Mexiko bis zu 4,9 Millionen Hektar mehr mit Mais bepflanzen, heißt es in der Studie.


Gentechnik unnötig

Nicht notwendig sei die Einführung genetisch veränderter Organismen (GMO), um die Nachfrage nach dem Korn zu stillen, schreiben die Forscher. Gen-Mais sei "ein falsches und gefährliches Versprechen" und habe bisher weder höhere Erträge erzielt als konventioneller Mais noch sich resistenter gegenüber der um sich greifenden Trockenheit gezeigt. Darüber hinaus gefährde er die Reinheit der heimischen Sorten und die mexikanische Biodiversität insgesamt.

Die mexikanische Regierung allerdings hält GMO-Mais für die Lösung des Nahrungsmittelproblems. Seit 2009 hat sie 177 Genehmigungen für Feldversuche mit genetisch veränderten Maispflanzen erteilt, die nun auf 2.664 Hektar angebaut werden. Im September 2012 haben sich die transnationalen Großkonzerne aus den USA - 'Monsanto', 'Pioneer' und 'Dow Agrosciences' - um sechs Anbaugebiete von kommerziell zu vertreibendem GMO-Mais beworben. Dieser würde auf einer Fläche von 1,7 Millionen Hektar in den Bundesstaaten Sinaola im Nordwesten und Tamaulipas im Nordosten angebaut werden.

Antonio Yunes zufolge, Forscher am 'Colegio de Mexico', hat das südamerikanische Land acht Millionen Hektar ungenutzter Fläche zu bieten, auf denen landwirtschaftliche Produkte angebaut werden könnten, um die Nahrungsmittelkrise einzudämmen und die Preise für Nahrungsmittel zu senken. "Das ist allein mit nachhaltiger Landwirtschaft möglich und es wären nicht einmal Subventionen notwendig."

Allein im Jahr 2011 hat Mexiko 549 Millionen US-Dollar an Subventionen an Landwirte gezahlt. 15 Millionen US-Dollar flossen in die organische Landwirtschaft. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.wilsoncenter.org/sites/default/files/Fernandez_Wise_Garvey_Report_24_Mexico.pdf
http://www.inifap.gob.mx/
http://www.ipsnews.net/2012/10/mexico-could-say-goodbye-to-imported-maize/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101767

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2012