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INTERNATIONAL/074: Senegal - Gemüseanbau in Stadtgärten, Bauern leiden jedoch unter Landnot (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. November 2012

Senegal: Florierender Gemüseanbau in Stadtgärten - Bauern leiden jedoch unter Landnot

von Koffigan E. Adigbli



Dakar, 27. November (IPS) - Mit Kannen in der Hand laufen Männer und Frauen zwischen Brunnen, Wassercontainern und Feldern hin und her. Sie begießen Möhren, Zwiebeln, Tomaten, Kohl und Kartoffeln und auch Kokospalmen, Papaya-Bäume und Bananenstauden.

Bauern wie Ahmadou Sene arbeiten unermüdlich, um in der senegalesischen Hauptstadt Dakar und Umgebung Gemüse anzupflanzen. Der Mann in den Vierzigern besitzt etwa einen Hektar Land. Drei Monate im Jahr helfen ihm etwa ein Dutzend Jugendlicher dabei, den Garten umzugraben und Unkraut zu jäten. Vier Monate unterstützen ihn dann 20 Frauen dabei, das Gemüse zu ernten und zu verkaufen.

"Zu 80 Prozent baue ich Gemüse an", sagt Sene und zeigt auf sein Feld, das er das ganze Jahr über bestellt. Jedes Vierteljahr erntet er etwa zwölf Tonnen.

Nach dem Zensus 2011 des Regionalbüros für Statistik und Demografie gärtnern etwa 3.200 Menschen im Großraum Dakar an 113 verschiedenen Orten. Insgesamt arbeiten 6.000 Senegalesen im Gartenbau, von dem mehr als 40.000 Bewohner der Hauptstadt und eine Million Menschen im gesamten Land profitieren.

Aus dem im Oktober veröffentlichten Bericht der Behörde geht hervor, dass zwischen 2010 und 2011 die Nutzgärten in Dakar und Umgebung von etwa 5.000 Hektar auf 8.700 Hektar gewachsen sind. Die Ernten stiegen im selben Zeitraum von 750.000 auf 860.000 Tonnen. In diesem Jahr werden auf 11.300 Hektar Obst und Gemüse angebaut. Die Ernte wird auf insgesamt mehr als 1,7 Millionen Tonnen geschätzt.

Die Einnahmen aus der urbanen Landwirtschaft beliefen sich 2011 allein in der Region Dakar auf 450 Millionen US-Dollar. Etwa 45 Prozent des gesamten Nahrungsbedarfs der Stadt wurde durch die Ernten gedeckt.

Während die urbane Landwirtschaft zunimmt, haben die Bauern in Senegal zunehmende Schwierigkeiten, an Land zu kommen. Auch die Vermarktung von Gemüse, die Wiederaufbereitung von Wasser zur Bewässerung der Kulturen und der Zugang zu Finanzmitteln werden immer schwieriger.


Nutzflächen oft in staatlicher Hand

"Im Jahr 2010 hatte ich ein Feld von 800 Quadratmetern. Damit verdiente ich etwa 1.200 Dollar. In diesem Jahr konnte ich aber nur 350 Quadratmeter bebauen, weil die Regierung mir einen Großteil meines Landes weggenommen hat, um einen Damm zu bauen", berichtet Cheikh Mor Ndiaye aus Cambérène, einem Vorort von Dakar.

Dem Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Vereinigten Kooperativen der Gartenbauer, Cheikh Ngane, zufolge verschafft das Gärtnern zwar vielen Senegalesen ein Auskommen. Die Fortschritte werden aber dadurch gemindert, dass es häufig Probleme beim Zugang zu Land gibt. "Die meisten Gärtner arbeiten auf Land, das dem Staat gehört. Um die Gartenkultur weiterzuentwickeln, ist es wichtig, das Landproblem zu lösen", sagt Ngane. Zusätzliche Schwierigkeiten entstünden dadurch, dass für den Bau neuer Wohnsiedlungen immer wieder Grundstücke beansprucht würden.

Das Problem des Landeigentums kann auch zu Schwierigkeiten bei Kreditanträgen führen. "Wenn jemand ein eigenes Grundstück hat, das ihm von der Dorfgemeinschaft zugewiesen wurde, haben die Banken kein großes Vertrauen", meint Ngane.

Trotz aller Hürden sind die Gärtner nach wie vor begeistert bei der Sache und erwirtschaften gute Profite. "Mit meinem kleinen Grundstück gelingt es mir, jährlich etwa 800 Dollar zu sparen, nachdem ich alle Kosten gezahlt habe", sagt Cheikh Mor.

Ahmadou erzählt, dass Hotel- und Restaurantbesitzer aus Dakar regelmäßig zu seinem Feld kommen, um Gemüse zu kaufen. "Durchschnittlich verkaufe ich jedes Vierteljahr drei Tonnen Gemüse an Frauen, die es auf lokalen Märkten anbieten. Damit mache ich Gewinn." (Ende/IPS/ck/2012)


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http://www.ipsnews.net/2012/11/developing-senegals-urban-agriculture/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2012