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INTERNATIONAL/127: Panama - Bußgeldbescheid für lokale Niederlassung von US-Biotech-Firma (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Oktober 2014

Panama: Bußgeldbescheid für lokale Niederlassung von US-Biotech-Firma - Behörden bemängeln Regelverstöße im Zusammenhang mit Gen-Lachs-Zuchtplänen

von Carey L. Biron


Bild: © Kevin Galens/cc by 2.0

Große Handelsketten in den USA wollen keinen Gen-Fisch anbieten
Bild: © Kevin Galens/cc by 2.0

Washington, 30. Oktober (IPS) - Die Behörden in Panama haben die Niederlassung eines US-Biotech-Unternehmens im Zusammenhang mit Plänen, in dem zentralamerikanischen Land Gen-Lachs für den US-Markt zu züchten, mit einem Bußgeld belegt.

Das am 28. Oktober bekanntgegebene Verfahren geht auf eine Untersuchung der Zuchtstation von 'AquaBounty Technologies' in Panama im Jahr 2012 zurück. Dabei wurde festgestellt, dass die Firma nicht die erforderlichen Genehmigungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Wasser und mit dem Umweltschutz besaß.

Nach Angaben der panamaischen Behörden hat das Unternehmen "wiederholt" gegen geltende Regelungen verstoßen. Auch 2013 seien solche Vorkommnisse festgestellt worden. Diese Regelverletzungen seien so gravierend, dass die Firma mit dem höchstmöglichen Bußgeldbescheid rechnen müsse.

AquaBounty erklärte daraufhin, dass die Bedenken Panamas vor allem administrativer Natur seien. Man habe sich bereits mit sämtlichen Problemen befasst. Die Haltung der Fische und deren Gesundheit seien von den Behörden nicht in Frage gestellt worden.

"Als AquaBounty von den Problemen in der panamaischen Niederlassung erfuhr, kontaktierte es umgehend die dortige Umweltbehörde ANAM. Bis August waren die Missstände behoben", heißt es in einer Mitteilung der Firma an IPS. Die Einrichtung sei weiterhin ohne Sanktionen oder Restriktionen in Betrieb.


Gen-Lachs-Pionier

Als erste Firma der Welt will AquaBounty in den USA Gen-Lachsfilets für den menschlichen Verzehr auf den Markt bringen. Die US-Lebensmittelaufsichtsbehörde FDA muss noch über eine entsprechende Genehmigung entscheiden. Unternehmen in den USA und in anderen Ländern warten nun gespannt auf den für Gen-Fleisch und Gen-Fisch zukunftsweisenden Verfahrensausgang.

"Es wird ein Präzedenzfall geschaffen", meint Dana Perls von 'Friends of the Earth'. Ihre Organisation weiß von gut 35 weiteren genmodifizierte Arten, die sich derzeit in der Entwicklungspipeline befinden. "Je nachdem, was im AquaBounty-Fall geschieht, werden wir entweder eine Flut von Genehmigungen erleben, oder aber es zeigt sich, dass auf dem Markt kein Platz für Gen-Fleisch und Gen-Fisch ist."

Ob das Vorgehen der panamaischen Behörden Einfluss auf die Entscheidung der US-Lebensmittelaufsichtsbehörde nehmen wird, bleibt abzuwarten. Ein FDA-Sprecher erklärte dazu, dass die Regelverstöße bei der Inspektion 2012 festgestellt worden seien. Die Behörde werde aber alle relevanten Informationen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen. Wann die Entscheidung bekanntgegeben wird, ist unbekannt.

"Die Auswirkungen von Gen-Nahrungsmitteln auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind nicht ausreichend erforscht, um diesen Lachs für den menschlichen Verzehr freizugeben", warnt hingegen die Anwältin Luisa Arauz Arredondo. Das Panamaische Zentrum für Umweltvorkommnisse (CIAM), für das sie tätig ist, hatte die Beschwerde gegen AquaBounty eingereicht.

Arredondo zufolge hat Panama bisher lediglich eine Genehmigung für Experimente mit Lachsen erteilt. "Dieser Lachs darf nicht an Verbraucher in Panama verkauft werden, da er bisher weder von Panama noch von den USA als unbedenklich für den menschlichen Verzehr eingestuft wurde", betont sie.

Die FDA sollte die panamaische Reaktion nach Ansicht von George Kimbrell vom 'Center for Food Safety' in Washington ernst nehmen. Er und andere Aktivisten weisen zudem darauf hin, dass die Gen-Lachse aus dem Zuchtbetrieb entweichen und Krankheiten verbreiten könnten.


US-Öffentlichkeit gegen Gennahrungsmittel

Die Kennzeichnung von genetisch manipulierten Nahrungsmitteln ist in den USA trotz aller Kritik in keinem Fall gesetzlich vorgeschrieben. Als die FDA 2012 Meinungen zu dem Antrag von AquaBounty einholte, erhielt sie etwa 1,8 Millionen Kommentare, in denen überwiegend Skepsis geäußert wurde. Auch Mitglieder des Parlaments sind besorgt. Sie haben eine Gesetzesvorlage eingebracht, laut der gentechnisch modifizierter Fisch als solcher ausgewiesen werden müsste.

Einer im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage zufolge befürworten 93 Prozent der US-Bürger eine Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln. Drei Viertel der Befragten erklärten, dass sie keinen Gen-Fisch essen wollten. Nach Informationen von Friends of the Earth haben bereits etwa 60 große Lebensmittelhändler in den USA zugesichert, selbst im Fall einer FDA-Genehmigung weder Gen-Fisch noch Gen-Schalentiere zu verkaufen. Darunter sind auch einige der größten Handelsketten des Landes wie 'Safeway'. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/10/panama-regulators-could-slow-u-s-approval-of-gm-salmon/

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IPS-Tagesdienst vom 30. Oktober 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2014