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LANDWIRTSCHAFT/1431: Landwirte bangen um Kartoffelernte (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 14. Juli 2010

Landwirte bangen um Kartoffelernte

Erhebliche Ernteeinbußen absehbar


(UNIKA/DBV) Die seit Wochen anhaltende Hochwetterlage mit neuen Hitzerekorden nahe der 40-Grad-Marke hat in den Kartoffelbeständen bereits sichtbare Spuren hinterlassen. "Die Situation ist in diesem Jahr vielerorts noch bedrückender als in den Trockenjahren 2003 und 2006", so Martin Umhau, Vorstandsvorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. (UNIKA) und Vorsitzender des Fachausschusses Kartoffeln beim Deutschen Bauernverband e.V. (DBV). "Bereits im Frühjahr mussten die Knollen mit den lange Zeit nasskalten Böden und den damit auch aus phytosanitärer Sicht nicht gerade besten Startbedingungen zurechtkommen. Nun verursachen extreme Hitze und Sonneneinstrahlung erheblichen Trockenstress, bei häufig noch nicht erfolgtem Reihenschluss in den Beständen. Die im Einsatz befindlichen Beregnungsanlagen, die nun auch für andere Feldkulturen herangezogen werden müssen, können die Pflanzen gerade mal am Leben erhalten. Sie reichen jedoch nicht aus, um notwendigen Ertragszuwachs zu generieren." Das in den letzten Tagen von West na ch Ost durchgezogene Tief brachte zudem nur gebietsweise die so dringend notwendigen Niederschläge. Hauptanbaugebiete für Kartoffeln in Niedersachsen und Bayern, aber auch der Nordosten Deutschlands, gingen erneut so gut wie leer aus. Und dies nun schon seit Wochen. Auf leichten, benachteiligten Standorten brechen die Feldbestände bereits im Juli zunehmend zusammen.


Ertragseinbußen bis zu 30 Prozent

"Zwar fällt es zum heutigen Zeitpunkt schwer, die möglichen Ernteeinbußen zu beziffern. Fest steht jedoch, dass auf der Basis von Umfragen unter den Erzeugergemeinschaften mit Ertragsausfällen in der Größenordnung zwischen 10 Prozent und 30 Prozent gerechnet werden muss", so der Vorstandsvorsitzende. Und dies in erster Linie bei Anschlusssorten. Die in Deutschland zum Vorjahr um voraussichtlich 0,8 Prozent auf 265.000 ha leicht gestiegene Kartoffelfläche kommt 2010 daher alles andere als zum Tragen.

Aussagen zur Qualität der Knollen und damit zum Anteil marktfähiger Ware sind noch schwieriger. "Dicke", etwa für die Herstellung von Pommes frites, dürften in diesem Jahr Mangelware werden. Daher hätten sich Erzeugergemeinschaften mit Verarbeitern bereits über kleinere Sortiermaße verständigt, so Umhau.

Frühkartoffeln, die derzeit gerodet werden und in hohem Maße unter Beregnung stehen, seien noch vergleichsweise glimpflich durchgekommen. Einen finanziellen Ausgleich schaffe hier der Preis, der sich für lose Speiseware Mitte Juli um 40 EUR/100 kg bewege und damit über dem Niveau anderer Jahre. Umhau appelliert in diesem Zusammenhang an alle Marktbeteiligten, die von Erzeugern und Kartoffelhändlern gemeinsam propagierte Zielsetzung zur "Qualitätsoffensive Festschaligkeit" auch umzusetzen. Hier gebe es noch Verbesserungspotenzial.

Auch im europäischen Kartoffelgürtel leiden die Knollen unter der Hitze und Trockenheit. Hinzu kommt die nach ersten Schätzungen zum Vorjahr etwas kleinere Anbaufläche. Die Marktverhältnisse dürften sich daher national wie international im Vergleich zum vergangenen Jahr ins Gegenteil umkehren und den Kartoffelbauern wieder gut auskömmliche Erzeugerpreise ermöglichen.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. Juli 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2010