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MARKT/1694: Schweiz - Mit Bündelung den Milchpreis kontrollieren (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 321 - April 2009
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Schweiz im Eiltempo

In unserm Nachbarland versuchen die Bauern, mit
Bündelung den Milchpreis zu kontrollieren

Von Sonja Korspeter


Zum 1. Mai 2009 wird die Milchkontingentierung (entspricht der europäischen Quote) in der Schweiz abgeschafft. In den letzten zwei Jahren haben sich in dem kleinen Land bereits 38 Produzenten-Organisationen (PO) und Produzenten-Milchverwerter-Organisationen (PMO) gegründet. In diesen Organisationen fällen die Schweizer Milchbauern und -bäuerinnen aktuell die Entscheidung über die zukünftige Form der Mengenregulierung in der Schweiz.


Basisorganisation

Im Vorfeld der Delegiertenversammlungen in den PO und PMOs finden Veranstaltungen der EMB-Mitglieds-Organisationen BIG-M und Uniterre statt, bei denen ihre Vertreter erklären, wie in Zukunft gesichert werden kann, dass die Milcherzeuger kostendeckende Preise für ihre Milch erhalten. Martin Haab, Co-Vorsitzender von BIG-M und Vorstandsmitglied des EMB, erläutert: "Über eine nationale Angebotsbündelung sollen die Herausforderungen des bevorstehenden liberalen Marktes gemeinsam angegangen und die von der Regierung abgetretene Mengenverantwortung wahrgenommen werden. Die Erzeuger müssen über Instrumente verfügen, um die Milchmenge am Marktbedarf auszurichten." Die Aussichten, dass es gelingt, mehr als 80 Prozent der Schweizer Milch in einer gemeinsamen Branchenplattform zu bündeln, sind heute besser denn je.


Mengenregulierung in Bauernhand

Angesichts der stark gesunkenen Preise ist vielen Erzeugern klar geworden, dass der Traum vom Endlos-Produzieren nicht wahr werden kann und dass die Voraussetzung für kostendeckende Preise ein ausgewogener Milchmarkt und damit eine Mengenregulierung in Bauernhand sind. Diese soll folgendermaßen aussehen: Die Mitglieder einer Produzentenorganisation erhalten mit dem 1. Mai 2009 eine vertraglich festgelegte Liefermenge, die ihrem alten Milchkontingent entspricht. Wird diese überschritten, so wird die Übermenge als so genannte Zusatzmilch bezeichnet. Sie wird entsprechend der Verwertungsmöglichkeiten vergütet, im schlechtesten Fall bedeutet dies 19 Cents je Liter (aktueller Weltmarktpreis für Milchpulververwertung). Die Segmentierung, wie diese geplante Regelung genannt wird, soll verhindern, dass kleine Übermengen den gesamten Milchpreis für alle Produkte und alle Erzeuger nach unten ziehen.


Mit dem Erfolg wächst der Druck

Einige Schweizer Molkereien haben noch die Hoffnung, die Bündelung der Milcherzeuger in einer nationalen Branchenplattform zu verhindern. Da ihnen die sachlichen Argumente hierzu fehlen, setzen sie auch auf fragwürdige Mittel - wie die Drohung, die Milch engagierter Erzeuger nicht mehr abzuholen. In diesem Zusammenhang sind die Veranstaltungen von BIG-M und Uniterre sehr wichtig, um den Milcherzeugern in ihren POs und PMOs den Rücken zu stärken. Täglich gehen zur Zeit neue Meldungen durch die Medien, dass die Delegierten weiterer Organisationen für die nationale Branchenplattform der Schweizer Milcherzeuger gestimmt haben. Mitte März hatten sich schon die fünf größten Produzentenorganisationen hinter das Konzept der nationalen Bündelung der Milch gestellt. Nun geht es darum, auch die übrigen für die Mengenregulierung in Erzeugerhand zu gewinnen und konkrete Mechanismen auszuarbeiten, wie die Zusammenarbeit der POs und PMOs ab dem 1. Mai 2009 organisiert wird.

Parallel wachsen die Butterberge in der Schweiz und die staatlichen Exportunterstützungen werden in keinem Falle ausreichen, um den Inlandsmarkt ausreichend zu entlasten. Das bedeutet, dass die Milcherzeugerpreise, bevor es aufwärts geht, erst noch tiefer absacken werden.


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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 321 - April 2009, S. 12
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juni 2009