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VERBAND/1710: Erklärung des Bauernverbandes zur EU-Tiergesundheitsstrategie (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 19. Mai 2011

Biosicherheit mit Augenmaß: Prävention stärken, Bürokratie abbauen

DBV-Erklärung zur EU-Tiergesundheitsstrategie


Die EU möchte die Tierhalter der Mitgliedsstaaten zukünftig bei der Tiergesundheit vermehrt in die Pflicht nehmen. Die EU-Kommission hat dazu im Herbst 2010 einen Entwurf für einen gemeinsamen Rechtsrahmen für die Tiergesundheit vorgelegt. Das Präsidium des Deutschen Bauernverbands (DBV) hat hierzu eine Erklärung verabschiedet.


Erklärung des Präsidiums des Deutschen Bauernverbandes (DBV)
vom 17. Mai 2011 zur EU-Tiergesundheitsstrategie 2007-2013 der Europäischen Union

Biosicherheit mit Augenmaß: Prävention stärken - Bürokratie abbauen!

Die EU-Kommission hat im Herbst 2010 einen Entwurf zu einem gemeinsamen Rechtsrahmen für die Tiergesundheit der Zukunft vorgelegt. In diesem Zusammenhang weist das Präsidium des Deutschen Bauernverbands auf folgende Punkte hin:


1. Biosicherheit:

Die Gesunderhaltung leistungsfähiger Tierbestände beeinflusst in entscheidendem Maße den Erfolg und die wirtschaftliche Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe. Biosicherheitsmaßnahmen auf den landwirtschaftlichen Betrieben sind daher eine entscheidende Voraussetzung für die Abwehr von Tierkrankheiten. Gleichzeitig sehen sich die Tierhalter steigenden Anforderungen beim Tierschutz ebenso wie hohen Erwartungen der Öffentlichkeit an eine transparente Tierhaltung gegenüber. Nach Auffassung des Deutschen Bauernverbandes haben alle Maßnahmen zur Biosicherheit, die im Rahmen der Tiergesundheitsstrategie der EU gefordert werden, diesem Spannungsfeld wie auch der bereits erdrückenden Bürokratielast für die Landwirte Rechnung zu tragen!

Zugleich sind gerade in Zeiten der Globalisierung und des grenzüberschreitenden Personenverkehrs wirksame Kontrollen an den Außengrenzen unabdingbar, um die Einschleppung von Tierseuchen zu verhindern. Die Verantwortung von Futtermittelherstellern für die Gesundheit der Tierbestände sollte ebenfalls berücksichtigt und eingefordert werden.


2. Finanzierung:

Durch die Erweiterung der EU auf mittlerweile 27 Mitgliedsstaaten sind die Herausforderungen für die Tiergesundheit im größer gewordenen Binnenmarkt, enorm gewachsen. Es ist deshalb richtig, Prioritäten bei der gemeinsamen Bekämpfung von Tierkrankheiten zu setzen. Bestandteil einer gemeinschaftlichen Strategie muss zugleich eine nachhaltige Finanzierung von Seuchenausbrüchen sein. In Deutschland besteht bereits hierzu seit Jahrzehnten das bewährte System der Tierseuchenkassen. Der Deutsche Bauernverband setzt sich daher für eine Harmonisierung innerhalb der EU ein und fordert die Einführung einer verpflichtenden Beteiligung aller Nutztierhalter in Europa an den Kosten für Tierseuchenausbrüche. Dies stärkt auch den Präventionsgedanken. Außerdem spricht er sich wiederholt dafür aus, dass die Finanzierung der Folgen von Tierseuchen eigenständig sowie unabhängig von der künftigen Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik bleiben muss.


3. Handel:

Die EU-Kommission strebt an, die Anforderungen für den nationalen und innergemeinschaftlichen Handel gleichzusetzen. Die Erfahrungen aus dem Bereich der Aquakultur, die hierfür als Vorbild dienen sollen, lassen befürchten, dass das Konzept des Inverkehrbringens nicht ohne weiteren Bürokratieaufbau gewährleistet werden kann. Der Deutsche Bauernverband lehnt diesen Ansatz deshalb ab. Bewährte Konzepte beim Tierhandel sollten nicht über Bord geworfen werden.


4. Information des Verbrauchers:

Durch die zunehmende Debatte über Struktur und Gegebenheiten in der modernen Nutztierhaltung wird es immer wichtiger, die Fortschritte bei der Tierhaltung zu kommunizieren. Dies gilt nicht nur für den Bereich Tierschutz, sondern auch für die Tiergesundheit. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten auch in seuchenfreien Zeiten besser kommuniziert werden, damit im Falle von Tierseuchen oder die Gesundheit des Menschen betreffenden Ereignissen kritische Entwicklungen abgefangen werden können. So sieht der Deutsche Bauernverband es als Aufgabe der EU, z.B. über die Unbedenklichkeit von Impfungen zu informieren. Die Bestrebungen der Landwirtschaft, verstärkt zum Instrument der Impfung überzugehen und hierdurch Schäden bei Tieren zu verhindern, darf nicht durch Verbraucher- und Handelsbedenken konterkariert werden.


5. Impfung stärken, Therapie erhalten:

Impfungen sind bedeutsam für die Abwehr verschiedener Krankheiten und tragen somit auch zu einem geringeren Einsatz von Arzneimitteln bei. Auch bei Tierseuchen sind Impfungen wesentliche Instrumente, um Schaden von den Tieren abzuhalten. Sowohl als Prophylaxe (z.B. bei der Blauzungenkrankheit) als auch als Notimpfung im Falle von Tierseuchenausbrüchen (z.B. Schweinepest) sind Impfungen unverzichtbar, um verheerenden Auswirkungen vorzubeugen. Der Deutsche Bauernverband fordert deshalb seit mehr als zehn Jahren, die Strategie "Impfen statt Töten" auf europäischer Ebene verlässlich zu verankern und die Weiterentwicklung von Impfstoffen und Diagnostik zu fördern.

Des Weiteren bedarf das Thema Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung einer sachlicheren Diskussion. Der Deutsche Bauernverband fordert in der Tier- wie in der Humanmedizin einen verantwortungsbewussten Einsatz von antimikrobiellen Substanzen. Die Landwirtschaft bemüht sich auch im eigenen Interesse um eine wo immer mögliche Reduzierung, möchte jedoch klarstellen, dass die Behandlung kranker Tiere auch mit Antibiotika derzeit unverzichtbar im Sinne des Tierschutzes ist.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Mai 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2011