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WARENKUNDE/085: Erdbeerspinat - Altes Gemüse wieder entdeckt (aid)


aid-PresseInfo Nr. 26/10 vom 3. Juli 2010

Biodiversität auch auf dem Teller

Erdbeerspinat - Altes Gemüse wieder entdeckt


(aid) - So mancher mag bei dem Namen Erdbeerspinat erst einmal an eine der vielen neumodischen Züchtungskreuzungen denken. Doch das Gegenteil ist der Fall: der Erdbeerspinat ist eine sehr alte Kulturpflanze, die in Südeuropa beheimatet ist. Der Name des zugleich schönen wie schmackhaften Gewächses leitet sich von seinen essbaren, erdbeerartigen Früchten sowie den spinatähnlichen Blättern ab. Diese Doppeleigenschaft als "Ziergemüse" machte man sich schon in früheren Zeiten zunutze, indem man den Erdbeerspinat nicht bloß aß, sondern auch so manche Festtafel und Speisen mit den leuchtend roten Früchten zierte. Ab dem 16. Jahrhundert wurde der Erdbeerspinat - ebenso wie die Melde und der Wilde Spinat (Guter Heinrich) - mehr und mehr durch den heute bekannten Gartenspinat (Spinacia oleracea) verdrängt. Dieser von den Arabern über Spanien nach Europa gebrachte Gartenspinat ist großblättriger und einfacher zu ernten. In der Gartenliteratur des 19. Jahrhunderts taucht der Erdbeerspinat nur noch als dekorative Zierpflanze auf.

Dank einiger Initiativen zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, hält das zierende Spinatgemüse seit einigen Jahren wieder Einzug in deutsche Gärten. Aufgrund der aufwändigen Ernte eignet es sich weniger für den Erwerbsgartenbau. Als exzentrisches Gemüse für den Hobbygarten ist es jedoch bestens geeignet. Genau genommen handelt es sich bei dem Gänsefußgewächs um zwei verschiedene Pflanzenarten, den Ähren- oder Kopferdbeerspinat (Chenopodium capitatum) und den Ruten- oder Echten Erdbeerspinat (Chenopodium foliosum). Die Pflanzen werden ca. 60 bis 80 cm hoch und bilden nach einer unscheinbaren Blüte ab etwa August auffallend rote Scheinbeeren. In der Küche kann Erdbeerspinat genauso verwendet werden wie "normaler" Spinat. Im Gegensatz zu den Blättern, halten die roten Früchte geschmacklich nicht das, was sie versprechen. Die Scheinbeeren schmecken eher fade und enthalten viele kleine Kerne. Als Verzierung auf dem Tellerrand oder im Salat sind sie jedoch ein echter Hingucker. Wer also Wert auf Vielfalt auf dem Teller und im Garten legt, dem sei der schmückende Erdbeerspinat ans Herz gelegt.

aid, Jörg Planer


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 26/10 vom 30. Juni 2010
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010