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VERBRAUCHERSCHUTZ/1157: Gentechnik in Lebensmitteln - Reiner Honig (Securvital)


Securvital 3/2012, Juli - September 2012
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Gentechnik in Lebensmitteln
Reiner Honig

Von Katharina Bogisch



Seit einigen Monaten darf kein Honig mehr verkauft werden, der bestimmte Gentechnik-Pollen enthält. Kann man jetzt darauf vertrauen, dass Honig immer gentechnik-frei ist? Leider noch nicht. Öko-Test klärt die Verbraucher auf.


Am 6 September 2011 hat Karl-Heinz Bablok einen bemerkenswerten Sieg feiern können. Sechs Jahre lang hat der hartnäckige Hobby-Imker für die Reinheit von Honig vor Gericht gekämpft, bis zur letzten Instanz, dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Und er hat Recht bekommen.

Mit dem Urteil hat er die Ausbreitung von Gentechnik in der Landwirtschaft gebremst. Der bayrische Imker mit seinen Bienenstöcken hat der internationalen Gentechniklobby eine empfindliche Niederlage beigebracht.


Imker gegen Gentechnik

Wenn im Honig, so entschieden die EU-Richter, Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen ohne Zulassung enthalten sind, darf er nicht mehr verkauft werden. Betroffene Imker können Entschädigung verlangen, wenn in ihrem Honig auch nur geringe Spuren von nicht zugelassener Gentechnik auftauchen. Das stellt die Industrie vor ein Problem: Wer Gentechnik-Versuchsfelder betreibt, ist unter Androhung von Schadensersatz dafür verantwortlich, wenn sich die Pollen auch in weitem Umkreis verbreiten. Bienen fliegen auf der Suche nach Nahrung bis zu fünf Kilometer weit.

Das taten auch die Bienen von Karl-Heinz Bablok, und sie besuchten dabei ein Versuchsfeld mit gen-verändertem Mais vom Typ MON 810 der Firma Monsanto. Als der Imker aus Kaisheim bei Donauwörth seinen Honig untersuchen ließ und darin Pollen vom Gen-Mais fand, verklagte er den Freistaat Bayern, der für das Versuchsfeld verantwortlich war. "Wir haben dagegen demonstriert, aber es hat nichts genützt", erinnert er sich. Unterstützung erhielt er von anderen Imkern, die Gentechnik ablehnen. Der Gang durch die Instanzen war mühsam. Über das abschließende Urteil des EU-Gerichts freute sich der Imker umso mehr: "Ich hätte nie gedacht, dass ich solche Wellen schlagen werde", sagte er.

Das Urteil gilt als wegweisend. Umweltschutzorganisationen wie BUND und Greenpeace fordern als Konsequenz strengere Auflagen für die Gentechnik in der Landwirtschaft. "Riskante genmanipulierte Pflanzen" dürften nicht mehr angebaut werden, und die Biolandwirtschaft sollte besser geschützt werden vor Gentechnik-Versuchsfeldern.


Honig aus Kanada im Test

Im Lebensmittelhandel musste aufgrund des Richterspruchs aufgeräumt werden. Manche Regale wurden geleert. Etwa fünf Prozent des Honigs durfte nicht mehr verkauft werden, teilte der Honig-Verband mit. Betroffen war vor allem importierter Honig aus Ländern in Nord- und Südamerika, wo Gentechnik in der Landwirtschaft viel weiter verbreitet ist als hierzulande.

Allerdings: Nach wie vor muss Honig nicht generell frei von Gentechnik sein. So weit gingen auch die Luxemburger Richter nicht. Sie beschränkten sich in ihrem Urteil auf die Pollen von solchen Gentechnik-Pflanzen, die keine Lebensmittelzulassung in der EU haben. Das war bei dem umstrittenen Monsanto-Mais der Fall, und es gilt auch für genveränderten Raps, der beispielsweise in Kanada angebaut wird. Zugelassene Gentechnik ist dagegen auch weiterhin im Honig und in anderen Lebensmitteln erlaubt, mit entsprechender Kennzeichnung. Das macht es für die Verbraucher unübersichtlich.

So untersuchten beispielsweise Lebensmittelkontrolleure in Baden-Württemberg ein Sortiment von 41 Importhonigen. In sieben Honiggläsern fanden sie Gentechnik-Spuren. Zwei davon enthielten Pollen von Gen-Raps, der nicht in der EU zugelassen ist. Dieser Honig hätte nicht mehr verkauft werden dürfen.

"Tatsächlich ist die Gefahr einer Verunreinigung mit nicht zugelassenen Gen-Pollen bei kanadischen Raps- und Kleehonigen besonders groß", informierte die Zeitschrift Öko-Test (Januar 2012). In Kanada seien mehr Gen-Raps-Sorten zugelassen als in der EU. Um den Verbrauchern eine konkrete Hilfestellung zu geben, ließ Öko-Test 20 Blütenhonige unterschiedlicher Herkunft untersuchen. Nur sechs Proben waren gentechnikfrei, 14 enthielten Pollen der gentechnisch veränderten Soja-Sorte Roundup Ready. Diese wird in Nord- und Südamerika großflächig angebaut, ist in Europa als Lebensmittel zugelassen und deshalb vom Honig-Reinheitsurteil nicht erfasst.

Das Fazit von Öko-Test: "Bei deutschem Honig können Sie derzeit relativ sicher sein, dass keine Gentechnik enthalten ist. Auch Honig aus anderen europäischen Ländern dürfte zur Zeit meist frei von Gen-Pollen sein, da nur wenige Gen-Felder existieren. Lediglich in Spanien wird in etwas größerem Stil Gen-Mais angebaut." Außerdem rät Öko-Test: "Je weniger Sie in der Deklaration über den Honig erfahren, desto misstrauischer sollten Sie sein: 'Aus EG- und Nicht-EG-Ländern' besagt nur, dass der Honig von irgendwo auf der Welt kommt."

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Quelle:
Securvital Nr. 3/2012, Juli - September 2012, S. 16-17
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte mbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2012