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REDE/738: Merkel zur Eröffnung des Ausstellungszuges "Expedition Zukunft", 23.04.2009 (BPA)


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Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zur Eröffnung des
Ausstellungszuges "Expedition Zukunft" am 23. April 2009 in Berlin


Lieber Herr Mehdorn,
liebe Präsidenten,
liebe Vertreter der Wirtschaft,
liebe Annette Schavan,
liebe Kollegen aus dem Deutschen Bundestag,
meine Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,

wir haben gerade nebenbei erklärt, was ein Schweinezyklus ist. Das war auf dem Heinrich-Hertz-Gymnasium noch nicht Gegenstand des Unterrichts. Ansonsten bin ich heute außerordentlich gerne hierher gekommen. Die Ausstellung "Expedition Zukunft" ist an einem Tag wie dem heutigen ein ganz, ganz wichtiges Symbol. Wir haben heute schlechte Zahlen für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem und im nächsten Jahr erhalten. Wir wissen, wenn wir die Krise bewältigen, überwinden und in schwierigen Zeiten das Fundament dazu legen wollen, stärker zu werden, können wir das nur, indem wir auf Forschung, Zukunft und Innovation setzen. Deshalb ist "Expedition Zukunft" ein Ausdruck der Zuversicht und der Bündelung der Kräfte, die es in Deutschland gibt. Deshalb ein herzliches Dankeschön.

Ich habe mich selber oft mit dem Zug befasst. Ich habe sowohl mit Herrn Mehdorn als auch mit meiner Kollegin Annette Schavan oft über ihn gesprochen und habe gefragt: Wann wird er fertig, wie viele Ziele wird er anfahren? Ich habe gehört, dass es 62 Ziele sind und dass der Zug aus zwölf Waggons besteht. Es gibt auch ein richtiges Labor, in dem man arbeiten kann. Ich denke, insbesondere die Schülerinnen und Schüler in Deutschland werden in diesem Zug schöne Unterrichtsstunden erleben können, werden sich die Dinge anschauen und dann dem Zug wieder eine gute Reise wünschen.

Wir wollen mit diesem Zug für Innovation und Forschung, für die Faszination, den Spaß und die Begeisterung, die das ausmacht, werben. Wir wollen Menschen ermuntern, ihre Sorge zu verlieren, dass sie vielleicht nicht alles verstehen, was in der Forschung gemacht wird. Deshalb, Herr Professor Gruss, Herr Professor Requardt, immer wieder meine Bitte an Sie: Drücken Sie sich verständlich aus. Wissenschaft ist etwas, das jeder verstehen kann, wenn man es ordentlich erklärt. Sie ist auch nicht so kompliziert, dass man sie nicht erklären könnte. Es ist auch Sinn des Zugs, Barrieren zu überwinden. All denen, die den Zug besuchen, möchte ich sagen: Scheuen Sie sich nicht, zu fragen. Manchmal stellen Sie fest, dass diejenigen, die so tun, als ob sie alles verstanden haben, es auch nicht wissen. Dann lernt man doppelt. Denn wenn man sich nicht zu fragen traut, lernt man auch nichts Neues. Die Fähigkeit und die Möglichkeit, zu fragen, ist etwas sehr Aufregendes.

Die Bundesrepublik Deutschland ist stark geworden, ist ein wohlhabendes Land geworden, weil "Made in Germany" immer ein Zeichen für Innovation war. Dem vorausgegangen sind immer wieder Erfindungen und Neuentwicklungen. Wir müssen das, was im 20. Jahrhundert weltweit bekannt war, auch im 21. Jahrhundert schaffen. Es gibt kein Abonnement dafür, es gibt kein Recht darauf, dass man in der Forschung vorne bleibt, sondern man muss dafür arbeiten.

Wir haben in dieser Legislaturperiode dafür gearbeitet, dass wir es schaffen, bis zum Jahr 2010 drei Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts für Forschung auszugeben. Aber wir haben gelernt, dass es Länder gibt, die uns weit voraus sind. Auf der Hannover Messe war der Premierminister von Südkorea, der uns deutlich gemacht hat: Bis 2011 oder 2012 will man dort bereits fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts hierfür ausgeben. Da sich alle auf der Welt anstrengen, ist es für Deutschland eben auch wichtig, mit dabei zu sein.

Wir können das allerdings nur schaffen, wenn wir Menschen haben, die Lust am Forschen haben, die sich interessieren, die sich das zutrauen und die auch die Berufe in diesem Bereich erlernen. Deshalb ist es so schön, euch, junge Menschen, die ihre Zukunft vor sich haben, die ihre Berufswahl noch zu treffen haben, die sich heute schon für Mathematik interessieren, heute dabei zu haben und zu sagen: Jawohl, euch soll die Zukunft gehören. Wir bereiten das vor. Ihr müsst die notwendige Leidenschaft und den Spaß entwickeln, aber ich glaube, das tut ihr auch.

Ich wünsche dem Zug eine gute Reise, nicht zu viele rote Signale, Herr Mehdorn, sondern dass er ordentlich vorankommt, dass der Fahrplan eingehalten wird, dass er gute Standzeiten an den Bahnhöfen bekommt und dass er viele, viele Menschen begeistert. Dass sich jetzt schon andere Länder für ihn interessieren, wird dem Zug auch die Möglichkeit eröffnen, ein Botschafter für Deutschland zu sein, nachdem der Zug erst einmal Deutschland selbst kennen gelernt haben wird. Gute Reise, alles Gute, herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank all denen, die daran mitgearbeitet haben.


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Quelle:
Bulletin Nr. 50-1 vom 25.04.2009
Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zur Eröffnung des
Ausstellungszuges "Expedition Zukunft" am 23. April 2009 in Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2009